Seit anfangs 2006 habe ich mehr als zwei duzend Bücher über Geldanlagen gelesen. Auf Grund des Gelesenen kam ich zur Überzeugung das Index Investing, nebst einem Vermögensverwaltungsmandat, die wahrscheinlich einzige erfolgsversprechende Strategie für den Privatanleger ist.
Während ich im Jahre 2006 erfolglos mehrheitlich Aktientitel handelte, habe ich seit einem Monat keinen einzigen Aktientitel in meinem Depot. Ich fühle mich mit einem Portfolio von ETFs viel entspannter. Jetzt erspare ich mir die Suche nach Scheinbegründung für die Hochs und Tiefs eines Einzeltitels.
Meine kürzlich gemachten Fehler
- Im Jahre 2006 kaufte ich einen Obligationen-Fond und einen Obligationen-ETF. Beide Produkte haben bisher eine schlechte Performance. Heute investiere ich oftmals nur noch direkt in Anleihen mit kurzer Laufzeit oder selten mit mittlerer Laufzeit. Damit wird Investition viel transparenter, günstiger und berechenbarer.
- Der grösste Teil meiner Wertschriften sind in Fremdwährungen. Dabei wurde beispielsweise ein grosser Teil meiner USD Rendite durch die Abwertung dieser Währung gegenüber den CHF vernichtet. Wobei andere Währungen auch zugelegt haben. Ich bin mir nicht sicher, ob der CHF heute noch immer eine Fluchtwährung ist, ich musste aber feststellen, dass bei einer Korrektur an der Börse meine Wertschriften in Fremdwährung auch noch gegenüber dem CHF zusätzlich nachgaben.
Meine längerfristige Strategie
Hier ein zensurierter Teilauszug aus meiner Strategie:
- Minimal 80% des Aktienanteils wird mit passiven Index-Produkten gebildet. Maximal 10% können für die Auswahl eines oder mehreren Einzeltitel bzw. maximal 20% für Sektor-ETFs oder alternative Anlagen eingesetzt werden.
- Ich verwende ein Value Averaging Ansatz, wobei ich auch ausnahmsweise Short-ETF einsetzen darf. Ziel ist bei sinkenden Kursen mehr Anteile zu kaufen und bei steigenden Kursen weniger Anteile zu kaufen bzw. Anteile zu verkaufen oder sogar short selling zu betreiben.
- Ich investiere nur noch direkt in Obligationen.
- Mein Kernportfolio hat folgende maximale Limiten: 8 unterschiedliche Aktien ETFs, 2 unterschiedliche Immobilien ETFs bzw. Fonds und 3 unterschiedliche Rohstoff ETFs.
- Asset-Klassen, die nicht durch ETFs abgedeckt werden können, dürfen ausnahmsweise mit Zertifikaten oder Fonds abgedeckt werden.
- Bei meinem self managed Portfolio dürfen keine Produkte eingesetzt werden, welche ich nicht verstehe oder eine zu geringe Transparenz wie beispielsweise zurzeit einige Hedge-Fonds aufweisen.
- Der zeitliche Aufwand für die Verwaltung des Portfolios darf pro Jahr nicht mehr als 50 Stunden betragen.
- Ich behalte mir vor, beim Scheitern meiner Strategie oder unter anderen gewissen Umständen ein Vermögensverwaltungsmandat einer Bank zu beanspruchen.
Meine Empfehlungen für den Neuling
Vielleicht ist es nach nicht einmal zwei Jahren Börsenhandel zu früh, um einige wichtige Empfehlungen abzugeben. Als Anfänger kann aber sicherlich von ehemals Neulingen profitiert werden. Ich habe in den fast zwei Jahren mehrere 100 Stunden für dieses Thema aufgewendet, nun möchte ich mein Engagement reduzieren. Informatik bleibt für mich interessanter und der produktive Mehrwert ist erheblich höher.
- Es gibt gute Literatur für den Börsenneuling. Es empfiehlt sich einige Bücher zum Thema zu lesen, die täglichen Börseninfos aus der Zeitung und Fernsehen ersetzen diese nicht, eher sind sie als ein Rauschen zu ignorieren.
- Ein kurz laufendes Börsenspiel ist gegenüber dem realen Handeln nicht zu vergleichen. Die meisten Börsenspiele haben eine kurze Spieldauer und verleiten den Teilnehmer zu vermehrten Transaktionen. Zudem sind emotional die virtuellen Verluste mit Realen nicht vergleichbar. Für die ersten Erfahrungen ist besser mit kleinerem Transaktionsvolumen in der realen Welt zu beginnen.
- Die Wahl der „Richtigen“ Online-Handelsplattform ist sehr wichtig. Auf Grund der Zinseszinswirkung können beispielsweise zu hohe Transaktionskosten die Nettorendite über einen längeren Anlagehorizont stark reduzieren.
- Gier und Angst sind schlechte Ratgeber und hin und her machen Taschen leer. Eine Geldanlage sollte strategisch mit einem längeren Zeithorizont betrieben werden.
- Bevor Sie sich für eine Strategie entscheiden, welche die Wahl der richtigen Titel mit Market-Timing voraussetzt, bedenken Sie, dass 80% der Fondsmanager ihren Vergleichsindex nicht schlagen. Dabei verwenden die Profis fundamental- und/oder technische Analyse usw. Stellen Sie sich die Frage: Was kann ich besser als diese Profis, damit ich überdurchschnittlich abschneide? Meine Antwort war nichts, daher habe ich mich für Index-Investing entschieden.
- Suchen Sie sich ein einen globalen Benchmark als Massstab für die eigene Performance.
- Einfache, verständliche und transparente Produkte sind den komplizierten Konstrukten vorzuziehen.
- Trauen Sie keinem, der heisse Tipps oder die ultimative Strategie anbietet. Es gibt nirgends hohe Renditen mit tiefem Risiko.
- Die Portfoliotheorie von Markowitz bewies, dass die Diversifikation der beste Anlagegrundsatz schlecht hin ist. Nur weinige Titel im Portfolio erhöht das Risiko aber meistens nicht die Rendite.