Auch im 2011 gab es einige erstaunliche Geschehnisse an den Finanzmärkten. Dazu gehörte unter anderem der EUR-CHF Mindestkurs wie auch der immense Renditenanstieg der zehnjährigen italienischen Staatsanleihen. Was mich aber am meisten erstaunte, sind die europäischen Betteltouren für den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) in den Schwellenländern. Die westliche Spielart des Kapitalismus hat wirklich ein grosses Problem, wenn Europa oder Nordamerika, die beiden wohlhabendsten Regionen dieser Welt, bei den Schwellenländer um finanzielle Hilfe anklopfen müssen.
Rendite einiger Anlageklassen im 2011
Im 2011 werden wahrscheinlich nur die wenigsten Anleger mit ihren Wertpapieren eine positive Rendite erzielt haben. Wer hingegen Gold in seinem Depot hielt, durfte sich erneut an einer fast zweistelligen Rendite erfreuen.
Devisenkurse
Seit dem 6.09.2011 toleriert die Nationalbank keinen EUR-CHF-Kurs unter dem Mindestkurs von 1.20:
Quelle: SF1 Tagesschau vom 6.09.2011 — Mindestkurs zu Euro gesetzt
Japan ist und bleibt ein Phänomen, trotz dem T??hoku-Erdbeben und der Nuklearkatastrophe von Fukushima im März 2011 legte die japanische Währung gegenüber den anderen wichtigen Währungen zu:
Währungspaar | Wechselkurs 31.12.2011 | Kursänderung im 2011 |
EUR/CHF | 1.2174 | -2.39% |
USD/CHF | 0.9392 | 0.79% |
JPY/CHF | 1.2216 | 6.07% |
Staatsanleihen
Einige Länder mussten im 2011 tiefer in ihre Taschen greifen, um die Refinanzierung ihrer Schulden zu gewährleisten:
Quelle: Staatsanleihen, Laufzeit 10 Jahre — Master in Finance vom 31.12.2011
Griechenland kann ausgeklammert werden, zurzeit wird noch immer über die Höhe des Schuldenschnitts diskutiert, daher der hohe Zins. Portugal musste im 2011 eine Milliardenhilfe der EU beanspruchen und Italien war gegen Ende 2011 in das Kreuzfeuer der Finanzmärkte geraten. Seit Jahresanfang hat sich die Situation für Italien verbessert — heute muss sie weniger als 5.5% Zins für eine zehnjährige Staatsanleihe zahlen.
UK und USA vernichten die Geldvermögen über Inflation
Die realen Zinsen auf Staatsanleihen dieser beiden Länder sind negativ auch bei langen Laufzeiten. Damit haben die Bank of England und die US-Fed die freie Preisbildung ausser Kraft gesetzt:
Quelle: Economics.HELP
Während wenigstens die Britten mit harten Sparmassnahmen an ihrer desolaten Haushaltssituation arbeiten, verschieben die USA ihre Probleme in die Zukunft.
Die Edelmetalle Gold und Silber
Silber war auch im 2011 für den Anleger mit starken Nerven. Auch Gold hatte einige Kurssprünge zu verzeichnen, verglichen mit der Volatilität des Silberkurses war diese geradezu ein “langweiliges” Investment:
ETF | Preis 31.12.2011 | Performance 2011 |
ZKB Gold ETF | CHF 463.56 | 9.98% |
ZKB Silber ETF | CHF 2489.83 | -10.24% |
Aktien
Ich gratuliere den Anlegern, die im 2011 eine positive Rendite mit Aktien vorweisen können. Mit meiner passiven und am Index orientierten Strategie gab es ein Minus.
Index | Punktestand 31.12.2011 | Performance 2011 |
S&P 500 | 1257.60 | -0.02% |
Dow Jones | 12217.56 | 5.60% |
NASDAQ | 2605.15 | -2.17% |
DJStoxx 600 | 244.54 | -8.00% |
Dax 30 | 5898.35 | -14.69% |
FTSE 100 | 5572.28 | -1.54% |
SMI | 5936.23 | -7.77% |
SPI | 5343.52 | -7.72% |
MSCI Emerging Markets | 916.39 | -20.41% |
Funds of Hedge Funds
Gemäss der Performance-Liste Dezember 2011 von hedgegate erzielte keiner der in der Schweiz zugelassene Funds of Hedge-Funds (FoHF) eine positive Rendite. Der beste Dachfonds erzielte einen Verlust von 1.17% und der schlechteste von über 22%. Für den “normalen” Privatanleger war diese alternative Anlageklasse einmal mehr nicht gewinnbringend.
Prognosemüll von Ende 2010 und Anfangs 2011
Es erstaunt nicht, dass einmal mehr die Finanzexperten die Entwicklung der Schuldenkrise aus deren Auswirkungen auf die Indizes nicht vorhersehen konnten. Die Vorhersagen dieser Experten bewegen sich wiederholt auf dem Niveau der Horoskope in den Zeitschriften. Solange es in diesem Prophetengeschäft keine Qualitätskontrolle gibt, wir dieser Schwachsinn weiter durch unsere Medien in die Welt getragen.
Übrigens tue ich mir dieses Gequatsche nur an, im Glauben, dass ich wenigstens einige Leser dieses Blogs von der Unbrauchbarkeit dieses Prognosemülls überzeugen kann.
Marco Illy, Chef Investment Bank Schweiz, Credit Suisse
Prognostizierte eine Zunahme der Renditen im zweistelligen Bereich:
Quelle: Cash vom 9.12.2010, Marco Illy — Aktien legen 2011 zweistellig zu
Christian Gattiker, Julius Bär
Prognostizierte einen Punktestand des SMI von über 7000:
Quelle: NZZ Impulse vom 4.01.2011, Christian Gattiker — Was bringt uns das Börsenjahr 2011?
Jan Poser, Sarasin-Chefökonom
Prognostizierte einen Punktestand des SMI von 7300:
Quelle: SF Börse vom 6.01.2011, Jan Poser — US-Daten beeinflussen Schweizer Aktienmarkt
Burkhard Varnholt, Anlagechef Bank Sarasin
Die folgende Fehleinschätzung durch Burkhard Varnholt wurde der Sonntagszeitung vom 2.01.2011 entnommen:
Was heisst das für den Dollar?
Die Währung wind sich erstaunlich stark entwickeln. Der Dollar dürfte zum Franken wieder bis auf 1.10 steigen.Wie werden sich Aktien als Anlageklasse entwickeln?
Aktien werden nach einer Korrektur in der ersten Jahreshälfte mit einem deutlichen zweistelligen Plus abschliessen.Wie stark wird die Korrektur?
5 bis 10 Prozent sind durchaus möglich.Wo wird der Schweizer Leitindex SMI Ende Jahr liegen?
Ich rechne mit einem Wert von 7400, 7500 Punkten. Das klingt nach viel, ist aber konsistent mit der hohen Volatilität, die wir derzeit im Markt haben.
Prognosen ab Mitte 2011
Die Bank Vontobel, Sarasin und Julius Bär konnten sich zu neuen SMI-Zielen nicht äussern. „In der aktuellen Marktphase machen Prognosen keinen Sinn. Wir publizieren deshalb kein Jahresendziel“, sagte Panagiotis Spiliopoulos, Leiter Research bei Vontobel. Sarasin-Chefökonom Jan Poser kam erst gerade aus den Ferien zurück und teilte mit, dass Sarasin die Prognosen erst kommende Woche revidiere. Auch Julius Bär wird erst demnächst ihre Ziele überarbeiten.
Quelle: Cash 11.08.2011, SMI: Banken revidieren Jahresendziele deutlich
Auch beim Dax waren die Vorhersagen miserabel, siehe “Weit daneben ist auch vorbei”.
Fazit
Die grossen Zentralbanken haben den weltweiten Absturz der Weltwirtschaft nochmals in die Zukunft verschieben können. Doch der Preis dafür wird immer höher — die quantitative Lockerung der Geldpolitik durch die Bank von England, die US-Fed, die Bank von Japan und nun auch die EZB drücken die Zinsen in einigen Ländern unter die Inflationsrate. Dass der Dow Jones und der britische FTSE 100 mit einer positiven bzw. nur leicht negativen Rendite das Jahr 2011 abschlossen, begründet sich sicherlich grösstenteils mit der Geldpolitik ihrer Zentralbanken.
Ich kann ein ähnliches Fazit wie im 2010 schreiben. Rückblickend waren die Jahresprognosen der schweizerischen Aktienexperten für das 2011 ein absolutes Desaster. Sie prognostizierten für den SMI einen Punktestand zwischen 6800 bis 7400.
Für das Jahr 2012 waren die Aktienpropheten um Jahreswende mehrheitlich skeptisch. Somit besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass 2012 ein gutes Aktienjahr werden wird.