Ich habe im Jahre 2007 vom August bis Dezember einige Beiträge im Cash-Forum geschrieben. Ich war erstaunt, dass eine Mehrheit der aktiven Forumsmitglieder eine Stock-Picking und Market-Timing betreiben. OK, für Anleger mit einer „langweiligen“ Indexing-Strategie sind die meisten Informationen solcher Foren grundsätzlich bedeutungslos. Trotz des emotionalen Themas Geldes halten sich die meisten Mitglieder zu meiner Überraschung an die Verhaltensregeln. Für einen Börsenanfänger halte ich das Cash-Forum nicht als hilfreich, es könnte der Eindruck entstehen, dass ein grosser Teil der Mitglieder mit ihrem Vorgehen eine überdurchschnittliche Rendite einfahren. Leider ist das Risiko-/Renditeprofil der Mitglieder unbekannt, ich gehe von einem negativen Sharp Ratio aus, d.h. Sie lesen wahrscheinlich die Beiträge von Anlegern, die unterdurchschnittliche Renditen bei einem teilweise hohen Risiko erzielen.
Viele Anleger sind der Meinung, dass mehr Information gleich höherer Ertrag bedeutet. Das wissenschaftliche Arbeitspapier „Information Acquistition and Portfolio Performance“ von Luigi Guiso und Tullio Japelli kommt zu einem anderen Resultat. Der Wert der gesammelten Informationen verführt den Anleger zu einer übermässigen Selbstüberschätzung. Die besseren Resultate erzielt der Anleger ohne zeitlichen Aufwand, gegen über den aktiven Investoren mit einem Zeitaufwand von einigen Stunden pro Woche. Die „besser“ informierten Anleger kaufen und verkaufen häufiger und vernachlässigen die Diversifikation ihres Portfolios.
In einem Forum wie dies des Cash hat es sehr viele unter 35-jährige Anleger. Ich bedaure es, wenn sich solche Menschen von der Börsenwelt verführen lassen. Scheinbar haben viele das Gefühl, sie verfügen über besondere Talente hinsichtlich ihrer Finanzinvestitionen. Mit technischer Analyse und/oder fundamental Daten versuchen sie ein positives Sharp-Ratio zu erzielen.
Korrekterweise glauben nur wenige Tennisspieler der Welt, sie könnten die Nummer eins des Tennis schlagen. Viele Anleger glauben sie hätten annährend die Fähigkeiten eines Warren Buffett und könnten ähnliche Sharp-Ratios erzielen. Wir akzeptieren auch, bei einem angeblichen Glücksspiel wie Poker, dass es erfolgreiche Spieler gibt, die wir kaum schlagen können. Nur weil die Technik zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren auch für den Privatanleger einfach ist, sollte wir uns nicht dazu verführen lassen uns mit den wenigen überdurchschnittlichen Anlegern messen zu wollen.
Was empfiehlt Warren Buffet dem Privatanleger (Questions and Answers with Warren Buffett), die Informationen wurden [1] entnommen:
//www.youtube.com/watch?v=P‑PobeU4Ox0
- If you are not a professional investor, if your goal is not to manage money in such a way that you get a significantly better return than world, then I believe in extreme diversification. I believe that 98 or 99 percent — maybe more than 99 percent — of people who invest should extensively diversify and not trade. That leads them to an index fund with very low costs. All they’re going to do is own a part of America. They’ve made a decision that owning a part of America is worthwhile. I don’t quarrel with that at all — that is the way they should approach it.
- Wall Street makes its money on activity. You make your money on inactivity. If everybody in this room trades their portfolio around every day with every other person, you’re all going to end up broke. The intermediary is going to end up with all the money. On the other hand, if you all own stock in a group of average businesses and just sit here for fifty years, you’ll end up with a fair amount of money and your broker will be broke.
Viele Anleger berufen sich bei ihrer Strategie auf Warren Buffett und begründen damit ihr handeln mit nur einigen Titeln. Der wohl erfolgreichste Anleger der Welt empfiehlt dem „Amateur“ aber ein passives Indexing und Diversifikation.
Ich glaube fast jeder Mensch hat ein Talent, vielleicht kann dieses im Beruf zur Anwendung gebracht werden. Junge Menschen sollten sich auf ihre speziellen Fähigkeiten konzentrieren und dieses möglichst sinnvoll und gewinn bringend einsetzen und nicht ihre Zeit mit irrelevanten Börseninformationen verbringen.
Beispielsweise lernte ich einen handwerklichen Beruf, war aber schon in meiner Jungend fasziniert von Computer und Software. Mit einer entsprechenden Weiterbildung, viel Einsatz und Freude konnte ich mein Hobby zum Beruf machen. Ich habe meinen zeitlichen Aufwand in meine besseren entwickelten Fähigkeiten investiert und habe das angeblich mühelose „reich werden“ mit der Börse völlig ignoriert.
[1] Get Rich Slowly