Fast täglich wird in den Medien das Problem des starken Frankens diskutiert. Scheinbar ist es der so “unabhängigen” Schweiz nicht möglich ohne längerfristige unvorhersehbare Nebenwirkungen den Anstieg ihrer Währung zu bremsen.
Die Eurokrise ist in Wahrheit auch eine Frankenkrise
Obwohl einige Eurostaaten stark verschuldet sind, hat sich der Euro seit seiner Einführung im Jahre 1999 gegenüber seiner Handelspartner nicht abgeschwächt. Gegenüber dem US-Dollar (USD) und dem britischen Pfund (GBP) hat der EUR über 20% zugelegt:
Zudem lag die Verschuldungsquote der Eurostaaten noch vor der Finanzkrise tiefer als bei der Einführung ihrer Gemeinschaftswährung. Die aktuelle Staatsverschuldung der Eurostaaten kann nicht dem Euro angelastet werden.
Japan hat mit über 200% des BIP die höchste Verschuldung der Industrienationen, trotzdem war der Yen (JPY) seit 1999 eher eine starke Währung. Die Simplifizierung der möglichen kausalen Zusammenhänge zwischen Staatsverschuldung und deren Währungsstärke genügt bestenfalls der Propaganda bestimmter Politiker und Medien. Letztendlich wird der CHF von den Märkten viel zu hoch bewertet. Zudem zeigt diese Schuldenlandkarte, dass es auch etliche industrialisierte Länder gibt, dessen Verschuldung weitaus geringer ausfällt als die der Schweiz.
Zentralbank agieren kaum unabhängig der Staatsgewalt
Notenbanken haben mit ihre Bilanzen mit vielen Risiken ausgeweitet. Trotz hoher Buchverluste schüttet die SNB für das 2010 die vorgesehnen CHF 2.5 Milliarden an Bund und Kantone aus. Kann man noch mit einer unabhängigen Geldpolitik der Zentralbank rechnen?
Ich habe grosse Zweifel, dass sich die Notenbanken dem politischen Druck ihrer Staatsmacht entziehen können. Wahrscheinlich werden die Notenbanken entgegen ihrer Aussagen eine Inflation von über 2% zu lassen und dabei die Leitzinse tief halten. Dadurch werden die Sparenden einmal mehr durch ihren Staat enteignet. Die Schweiz wird dabei keine Insel der Glückseligkeit sein, orientiert sich die SNB doch stark an der Europäische Zentralbank (EZB) und Federal Reserve (Fed).
Der Wertpapierhandel wurde in den letzten Jahren mit technologischen Innovationen beschleunigt, eine Ausprägung sind die Hochgeschwindigkeitshändler. Ein Flash Crash der Art vom 6.05.2010 wurde erst durch dieses Robottrading möglich. Ein anderes Thema in diesem Beitrag ist Moral Hazard in den Finanzmärkten, davon profitieren besonders die grossen und vernetzten Banken wie auch teilweise der Privatanleger. Hingegen werden wir von den Banken durch Informationsasymmetrie benachteiligt, darüber werde ich im dritten Teil berichten.
Befremdliches und fragwürdiges beim Wertpapierhandel
Der populäre Ausdruck “Wissen ist Macht” bzw. in den Finanzmärkten “Wissen ist Geld” hat eine hohe Bedeutung in den Finanzmärkten. Durch die Weitergabe oder Zurückhaltung von Informationen durch die Finanzdienstleister wurden die Privatanleger schon immer zum falschen Aktivismus manipuliert. Dank dem Internet kann sich ein Privatanleger heute umfassender und schneller über das Geschehen an der Wirtschaftsfront und den Finanzmärkten informieren. Damit den Finanzinstituten ihr Wettbewerbsvorteil erhalten bleibt, wurde der Wertschriftenhandel in den letzten Jahren mit intransparenten Handelsplattformen und dem Hochfrequenzhandel angereichert.
Dark Pools
Mit der Liberalisierung der Finanzmärkte in den USA und Europa entstanden viele neue Börsenhandelsplätze. Diese rein elektronischen Handelsplattformen wie Chi‑X, Bats und Turquoise usw., konkurrenzieren die traditionellen Börsen. Zusätzlich gibt es noch die so genannten Dark Pools, dort bleiben Käufer und Verkäufer anonym und vor dem Abschluss der Transaktion gibt es auch keine Angaben über ihre Kauf- und Verkaufsordergrössen.
Es mag Sie erstaunen, dass einer aus der Gruppe der doch so “asozialen” Informatiker das Verhalten der Banken/Finanzintermediäre kritisiert. Was ich teilweise an den Finanzmärkten beobachten muss, ist das pure Gegenteil, was sich beispielsweise mit Open Source in der Informatik abspielt — scheinbar verhält sich die Informatikergilde viel weniger asozial als die professionellen Partizipanten der Finanzmärkte.
Ein anders Beispiel des unentgeltlichen arbeiten, ist die Erfolgsgeschichte von Wikipedia. Scheinbar finden Menschen ausserhalb der Finanzindustrie auch unentgeltlich eine Befriedigung in ihrer Arbeit.
Finanzindustrie und Informationsasymmetrie — Teil 1
Obwohl meiner nur etwas mehr als 4 Jahren Erfahrung in denen ich nur gelegentlich ein Wertpapier handle, sind mir die Benachteiligungen der Privatanleger und teilweise auch der institutionellen Investoren an diesen Markt offensichtlich geworden.
Die Finanzindustrie hat ihren öffentlichen Informationszugang soweit optimiert, damit wir der Überzeugung unterliegen, dieses Marktspiel erfolgreich für uns beschreiten zu können. Beispielsweise werden die Renditen eines Produktes immer in den Vordergrund gerückt und die Risiken erscheinen nur noch im Kleingedruckten. Alle Produkte haben immer ein auf Berechnung basierendes quantitatives Risiko, oftmals werden diese bei bestimmten Produkten nur teilweise oder überhaupt nicht ausgewiesen. Nicht nur die Bilanzen der meisten Banken sind eine Blackbox auch eine grosse Anzahl ihrer angebotenen Produkte verunmöglichen den fairen Wettbewerb. Die Banken/Hedge-Funds nutzen geschickt diese Informationsasymmetrie zu ihren Gunsten, darüber werde ich im dritten Teil berichten.
Wer sind diese professionellen Marktakteure der Finanzmärkte
Ich sitze hinter dem Computerbildschirm und gebe meinen Kauf- oder Verkaufsauftrag ein, dabei habe ich nur eine geringe Vermutung, wer die Gegenseite sein könnte. Mich würde interessieren, wer die Hauptakteure an den Finanzmärkten sind, an denen sich auch die Privatanleger tummeln. Leider hüllt sich die Finanzbranche einmal mehr in Schweigen. Die Banken können es nicht sein, diese wickeln gemäss ihren Angaben fast nur Kundenaufträge ab. Es müssten daher die Hedge-Fonds und institutionellen Investoren sein?
Parketthandel oder wo für das Geld noch gearbeitet wird?
Sicherlich ist der aktuelle NYSE-Parkett-Handel nicht repräsentativ für den heutigen technischen hochgerüsteten Aktienhandel. Mit dieser Art des idealisierten, historischen Handels will die Finanzindustrie wahrscheinlich den menschlichen Instinkt ansprechen. Es wäre ziemlich unschön, wenn die Reporter aus einem NYSE-Computerraum das Börsengeschehen kommentieren müssten – ist doch am Äussern des Computers die Hektik des Handels nicht sichtbar. Die Höhe der Volatilität der Aktienkurse bestimmt Gehgeschwindigkeit der Händler und hinterlässt den trügerischen Eindruck, dass dort für das Geld noch richtige und wichtige Arbeit geleistet wird.
Doch das Floor Trading wird sich in den nächsten Jahren erneuern, siehe “Next Generation Floor Phase I”, wobei dies mit traditionellen Floor Trading nichts mehr zu tun hat. Weiterlesen →
Dieser Blog hatte in letzter Zeit einige längere Sendepausen, dies wird auch in der Zukunft nicht anders sein. Über das Rauschen an den Finanzmärkten oder das nebensächliche Geschehen an der Wirtschaftsfront zu berichten ist nicht das Ziel dieses Blogs, die Verbreitung oder Interpretation solcher Nebensächlichkeiten überlasse ich den “besseren” Schreibern. Zudem macht es kaum Sinn, dass sich ein langfristig orientierter Privatanleger mit irgendwelchen Transaktionen auf das Ab und Auf von wenigen Prozenten an den Aktienbörsen reagiert, so hatte auch ich in den letzten zwei Monaten keine Wertschriftentransaktion durchgeführt.
In den letzten paar Wochen war ich in zwei PIIGS-Staaten unterwegs und habe dabei die Finanzmärkte teilweise notgedrungen bzw. letztendlich glücklicherweise kaum beachtet, siehe dazu “6 Wochen unterwegs in Spanien und Portugal”. Natürlich habe ich die zunehmende Schwäche des Euros gegenüber den CHF wahrgenommen und auch das Vorübergehende erstarken des USD.
Über Portugal und Spanien werde ich in diesem Beitrag nicht schreiben, vielmehr geht es einmal mehr um den Informationscrash, langfristige Ziele und um eine verpasste Chance.
Medien fördern den Informationscrash
Die Medien werden auf Grund ihrer Nachrichtengier manipuliert
Ich bin erstaunt, dass sich die Medien der Kontinentaleuropäer so stark auf die in der USA und London produzierte negative Euro-Propaganda einlässt. Damit versuchen wahrscheinlich die US-Amerikaner und Briten von ihren noch grösseren Problemen abzulecken. Immer wieder die Debatte über die Staatsverschuldung von Griechenland in den Medien zu wälzen, lenkt nur von den wahren Problemen ab. Der mögliche griechische Zahlungsausfall ist mit dem europäischen Rettungspaket auf mehrere Monate oder gar Jahre hinausgeschoben, wie auch andere globale Probleme der Finanzwirtschaft vertagt wurden.
Natürlich wird die Volatilität beispielsweise einer griechischen Anleihe an den Finanzmärkten von den Finanzunternehmen begrüsst, lässt sich doch damit sehr viel Geld an den Derivatenmärkten verdienen. Die informationsgierigen Medien lassen sich gerne für die Verbreitung dieses künstlich produzierten Nachrichtenlärms missbrauchen.
Die Bedeutung der Aktienbörse wird überbewertet
Leider fördern die Medien mit ihrer Berichterstattung, dass der Produktionsfaktor Kapital noch mehr gegenüber dem Produktionsfaktor Arbeit Gewichtung erhält. Dem Menschen den Glauben zu geben, mit Geld sei mehr Geld zu gewinnen als mit Arbeit zu verdienen, fördert nur die Spekulation in einem Nullsummen ähnlichen Spiel.
Rückkoppelung der guten Stimmung an den Aktienbörsen
Viele Wirtschaftssubjekte verwechseln die Aktienbörse mit der realen Wirtschaft. Auch wenn die Aktienkurse stark angestiegen sind, heisst dies nicht, dass die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise überwunden ist. Manchmal beschleicht mich das Gefühl, dass die Einschätzung der Wirtschaftsentwicklung allzu sehr an den Indizes der Aktienbörsen hängen. Gerade die Medien verbreiten bei fallenden Kursen eher negative Wirtschaftsnachrichten und bei steigenden die positiven Konjunkturdaten.
Ab Mai 2010 sanken die Aktienkurse
Scheinbar befürchten einige Finanzexperten ein Abflauen des Wirtschaftsaufschwungs und schon zeigten die Aktienkurse nach unten oder war es umgekehrt? Die Aktienkurse gingen nach unten und die Ökonomen suchten nach Erklärungen? Weiterlesen →
Ich bin ein klarer Befürworter des EU- und Euroraumes. Europa war während Jahrhunderten von kriegerischen Auseinandersetzungen geprägt. Ich bin überzeugt, dass mit der EU sehr viel mehr politische und wirtschaftliche Stabilität in Europa Einzug hielten. Die kontinuierliche Integration der europäischen Staaten in einen Staatenverbund erachte ich in Europa als die beste Friedensförderung, dies sind sich einige schweizerische Bürger nicht bewusst. Der Euro finde ich schon nur angenehm, da die nicht von Landesgrenze zu Landesgrenze die Währung wechselt.
Natürlich wird es auf dem Weg zu dieser Integration auch immer wieder Rückschläge geben, es ist ein langfristiges Projekt mit Höhen und Tiefen.
Die Staatsschulden im Euroraum
Im Folgenden eine Grafik mit den Schulden einiger Euroländer im Vergleich mit Grossbritannien und den USA:
Staatsverschuldung von USA und Grossbritannien höher als Euroländer
Zurzeit ist der Fokus der Weltpresse auf den Staatsschulden des Euroraum gerichtet. Obwohl die USA und auch Grossbritannien noch höhere Schuldenberge vor sich herschieben.
Die beiden Government Sponso Entities (GSE) Fannie Mae und Fdie Mac zeichnen und garantieren zirka USD 5’500 Milliarden der US-Hypotheken. Das Fed kaufte bis USD 1250 Milliarden Mortgage-backed security (MBS) den beiden GSE ab. Der US-Staat hat Kreditlimiten für die GSE aufgehoben und sich verpflichtet, die weitern Defizite, bis ins Jahr 2012 zu übernehmen. China und Japan kaufen weiterhin die Anleihen der GSE, weil diese von einer US-Staatsgarantie für diese Wertpapiere ausgehen. In der Staatsrechnung wurden diese Schuldverpflichtungen der GSE Engagement nur teilweise aufgeführt. Würden die Schulden und Garantien vollständig in die US-Staatsrechnung übernommen, dann würde die Verschuldung der USA erheblich ansteigen.
Euro-Bail-out
Wahrscheinlich dient die Rettungsaktion für den Euro dazu, den vom griechischen Staatsdefizit drohenden Dominoeffekt auf weitere Euroländer wie Spanien, Portugal usw. zu unterbinden.
Die Ideologie der amerikanischen Geldvermehrungsmaschinerie nun auch für den Euroraum
Nach dem amerikanischen Fed und der Bank von England will nun auch die Europäische Zentralbank (EZB) Staatsanleihen im Euroraum aufkaufen. Die französischen und spanischen Banken bedankten sich am 10.05.2010 mit Kurssprüngen von 20%. Noch vor wenigen Tagen war dieser Ankauf von Staatsanleihen bei der EZB kein Thema – über das Wochenende wurde nun beschlossen, diese Geldvermehrungsmaschinerie auch für den EU-Raum zu starten.
Bis zu EUR 750 Milliarden werden für den Eurowährungsraum bereitgestellt, wovon der Internationale Währungsfonds (IMF) EUR 250 beisteuert. Unmittelbar stehen nur EUR 60 Milliarden zur Verfügung, für den grösseren Teil von EUR 440 Milliarden müssen die Staaten erst noch ihre Rechtsgrundlage schaffen.
Griechenland und Banken sind auch Erpresser
Griechenland hatte jahrelang falsche Angaben über seinen Schuldenstand gemacht und so das Ausmass seiner Haushaltskrise verschleiert, nun können sie darauf spekulieren gerettet zu werden. Gemäss dem Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann ist dies Euro-Rettungspaket auch ein weiteres Bail-out für die Banken.
Quelle: ZDF, Retten wir den Euro oder die Spekulanten vom 13.05.2010 Weiterlesen →