Über 90% der Rendite eines Portfolios wird von den enthaltenen Asset-Klassen bestimmt. Weniger als 10% der Rendite geht auf die innerhalb einer Asset-Klasse enthaltenen Wertpapiere aus. Den Fokus auf die heissen Aktientipps auszurichten halte ich als reine Zeitverschwendung.
Ich habe einige Börsenbücher gelesen, die Portfoliotheorie nicht einmal erwähnen:
- Bottis Geldbuch, Beobachter
- Der neue Aktienberater, Uwe Lang
Ich könnte der Aufzählung noch einige Bücher hinzufügen, wo das Thema Diversifikation weinig oder gar keine Behandlung findet.
Ich versuche meine Vermögensaufteilung vorwiegend mit Index-ETFs umzusetzen und der Versuchung den Handel mit Einzeltiteln zu wider stehen. Jedoch gelingt mir dies noch nicht vollständig, ich halte noch zwei bis drei übergewichtete Einzeltitel in meinem Portfolio.
Ich will hier keine Abhandlung über Asset Allokation schreiben, diese Arbeit haben einige Autoren schon lange hervorragend besorgt. Ich habe zu diesem Thema vor Kurzem, zwei sehr gute Bücher gelesen und im Internet gibt es auch noch einige nützliche Gratisinformationen.
Bücher
Ich finde die beiden folgenden Bücher gleichwertig, obwohl das „All About Asset Allocation“ ein bisschen Praxisbezogener ist und die einzelnen Anlagekategorien ausführlicher bespricht. Ich denke eines der beiden Bücher sollte jeder Anleger in seiner Bibliothek (natürlich gelesen) haben.
All about Asset Allocation, Richard A, Ferri, CFA
Im Kapitel 1 wird kurz erklärt, was Asset Allokation ist und warum dies wichtig ist. Das Kapitel 2 diskutiert die Relation zwischen Risiko und Rendite. Mit Kapitel 3 und 4 wird dem Leser der Begriff Korrelation zwischen Asset-Klassen erläutert und wie sich das Risiko bei gleicher bleibender Rendite vermindern lässt. Dass die Korrelation zwischen Asset-Klassen mit der Zeit ändert und die ursprüngliche Gewichtung der Asset Klassen durch ein Readjustierung wieder erreicht werden sollte, bleibt nicht unerwähnt. Auch wenn das Finden von mehreren Asset-Klassen mit niedrigen Korrelationskoeffizienten nicht möglich ist, sollte ein Portfolio mit mehreren Asset-Klassen das Ziel sein. Die unterschiedlichen Asset-Klassen wie U.S. Aktien, internationale Aktien, Obligationen, Immobilien und alternative Anlagen werden in den Kapiteln 5 – 10 besprochen. Bei den alternativen Anlagen werden die Hedge Funds nicht empfohlen, weil die Rendite oftmals nicht über deren von Bundesobligationen liegt. Zudem sind die wenig staatlich geregelten Hedge Fonds nicht sehr gesprächig bezüglich ihrer Rendite und Risiko. Im Kapitel 13 geht es um die zukünftige Erwartung an den Markt. Auf Grund von historischen Daten werden die Risiken und Rendite von den einzelnen Asset-Klassen aufgezeigt. Bei der zweiten Methode werden das BIP-Wachstum und der S&P 500 in Relation gebracht, deren Langzeit Korrelationskoeffizient 0.9 beträgt. Im Kapitel 12 geht es um die Implementierung eines Portfolios in Abhängigkeit des Lebensabschnittes. Kapitel 13 ist dem Thema Behavioral Finance und der Ermittlung der persönlichen Risikotoleranz gewidmet. Im letzten Kapitel geht es um die Steuern, Kosten von Fonds und der Vermögensverwaltung durch Dritte.
Der Titel verspricht nicht zu viel, das Buch ist hervorragend strukturiert und die Informationen sind verständlich dargelegt. Es ist zwar für den U.S‑Anleger geschrieben, da es sich aber um Asset Allokation handelt, werden natürlich die Internationale Anlagekategorien ausführlich behandelt. Mir gefällt das Kapitel 13 besonders, dort wird ein Beispiel eines Asset Allokation Stress Test über die Jahre 2000 – 2002 simuliert, was eine negative Portfolio Rendite ergibt. Vielleicht eine Hilfe bei der Einschätzung der eigenen Risikotoleranz. Es ist das günstigste Börsenbuch in meiner Bibliothek aber definitiv qualitativ eines der Besten.
Die intelligente Asset Allocation, William J. Bernstein
Im ersten Kapitel erfährt der Leser einiges über Standardabweichung und Renditereihen. Das zweite Kapitel analysiert die Obligationen und Aktien der USA von 1926 – 1998 bezüglich Risiko und Rendite. Wegen beschränkter Datenbasis wird der Zeitraum der globalen Auswertungen von 1970 – 1998 eingeschränkt, aber mit dem Hinzunehmen von weiteren Anlagekategorien. Man liest, wie länger ein riskantes Wertpapier gehalten wird, desto geringer die Wahrscheinlichkeit eines schlechten Ergebnisses. Aus Kapitel 3 kann die Erkenntnis gezogen werden, dass die Diversifikation zwischen nicht korrelierten Assets die Risiken reduziert und die Renditen erhöht. Kapitel 4 wird das Verhalten realer Wertpapierdepots anhand historischer Daten untersucht, dabei erfährt man, dass eine kleine Menge von Anleihen in einem fast reinen Aktiendepot nur zu einer leichten Renditeminderung führt, aber das Risiko erheblich senkt. Auch in diesem Buch bleibt die Wichtigkeit der Readjustierung nicht unerwähnt. Bei Kapitel 5 geht es um die optimale Depotstruktur, dabei wird die Mittelwert-Varianzanalyse kurz erläutert, weiter erfährt man, dass die Korrelationen sehr stark schwanken können. Auch dieses Buch nimmt den Anleger in Kapitel 6 die Illusion den Markt timen zu können und an negativer Kritik an den Fondsmanager mangelt es auch nicht. Hingegen werden die passiv gemanagten Instrumente auf Grund der niedrigen Kosten als die vernünftige Art des investieren gepriesen. In Kapitel 7 geht es über Substanzwert versus Wachstumstitel, Währungsabsicherung, dynamische Asset-Allokation, Behavioral Finance usw. Die im Kapitel 8 empfohlene Implementierung der Asset-Allokation Strategie ist teilweise auf den U.S. Markt ausgelegt, trotzdem hat es für den europäischen Anleger nützliche Tipps, wie der Umgang mit Asset-Allokation im Ruhestand. Das Kapitel wird mit nützlichen Ratschlägen abgeschlossen. Im Schlusskapitel geht es um Informationsquellen für Investoren wie Literatur und Websites.
Das Buch ist in deutscher Sprache geschrieben und daher vielleicht gegenüber „All About Asset Allocation“ einfacher zu lesen. Der Detailgrad ist im ersteren Buch ein bisschen höher, was diesem Bernstein Buch aber nicht abträglich ist.
Links
Efficient Frontier
Portfoliotheorie.com
Inputparameter für die strategische Asset-Allocation
Allianz Portfolio Praxis