Wenn ich die­sen Bericht im Jahr 2023 schrei­be, ist die Inflation in fast allen west­li­chen Ländern zu hoch. Durch Leitzinserhöhungen ver­su­chen die Zentralbanken, die Inflation in den vor­ge­ge­be­nen Zielkorridor zu drü­cken. Vor die­sem Hintergrund sind Kryptowährungen ver­trau­ens­wür­di­ger, bei ihnen gibt es kei­ne expan­si­ve Geldpolitik einer Zentralbank, die einen sol­chen Wertverlust mit­ver­ant­wor­ten muss. Es stellt sich daher die Frage, ob der Anleger auf die Anlageklasse der Kryptowährungen noch ver­zich­ten kann.

Krypto- versus Fiatwährung

Für mich ist die Unabhängigkeit der Kryptowährungen vom Staat die attrak­tivs­te Eigenschaft. In den letz­ten zwei Jahrzehnten haben wir gese­hen, wie Zentralbanken mit ihrer Geldpolitik den Markt stark beein­flusst haben. Da vie­le Regierungen ihre Haushalte nicht im Griff haben, muss­te die expan­si­ve Geldpolitik der Zentralbanken her­hal­ten, um das Wirtschaftswachstum anzu­kur­beln. Dies kann frü­her oder spä­ter zu einer zu hohen Inflation füh­ren. Sicherlich sind auch die Corona-Krise und der Ukraine-Krieg Treiber der aktu­el­len Inflation. Andererseits waren die Staaten wäh­rend der Corona-Krise sehr gross­zü­gig mit ihrer Wirtschaftshilfe.

Andere Vorteile von Kryptowährungen

  • Grenzüberschreitende Transaktionen: Kryptowährungen ermög­li­chen schnel­le und kos­ten­güns­ti­ge grenz­über­schrei­ten­de Transaktionen ohne Zwischenhändler wie Banken. Dies ist beson­ders nütz­lich in Ländern mit ein­ge­schränk­tem Bankenzugang oder insta­bi­len Währungen.
  • Finanzielle Inklusion: Bitcoin ermög­licht Menschen den Zugang zum Finanzsystem, die bis­her davon aus­ge­schlos­sen waren. In Regionen ohne gut aus­ge­bau­te Bankinfrastruktur kann Bitcoin als Ersatz für tra­di­tio­nel­le Bankdienstleistungen dienen.
  • Dezentralisierung: Kryptowährungen basie­ren auf dezen­tra­len Technologien wie der Blockchain, bei der kei­ne zen­tra­le Behörde die Kontrolle hat. Dies kann mehr finan­zi­el­le Autonomie und Unabhängigkeit bieten.

Was treibt den Kurs von Bitcoin

Es ist bekannt, dass ein Notenbanker mit sei­nen Äusserungen den Kurs sei­ner Fiat-Währung und auch die Kurse von Wertpapieren bewe­gen kann. Ausser in Krisenzeiten füh­ren sol­che Aussagen oder Einschätzungen von Notenbankern nur zu gerin­gen Kurssprüngen. Anders beim Bitcoin, wo bei­spiels­wei­se Elon Musk schon mehr­fach für Kursbewegungen in die eine oder ande­re Richtung gesorgt hat. Während Währungshüter Überraschungen mög­lichst ver­mei­den, sieht das bei einer Person wie Elon Musk anders aus. Man muss berück­sich­ti­gen, dass eine ein­zel­ne Person bei Kryptowährungen eine gros­se Kursbewegung aus­lö­sen kann. Hierzug gibt es bei 99bitcoins eini­ge hilf­rei­che Informationen »Bitcoin Historical Price & Events«.

Kryptowährungen sehr volatil

Die Preise von Kryptowährungen kön­nen stark schwan­ken, was zu erheb­li­chen Verlusten oder Gewinnen füh­ren kann. Die hohe Volatilität erschwert die Verwendung als sta­bi­les Wertaufbewahrungsmittel. Anderseits braucht es auch manch­mal viel Geduld, bis sich die Spekulation in eine Kryptowährung lohnt.

Andere Nachteile von Kryptowährungen

  • Regulatorische Unsicherheit: Die recht­li­che und regu­la­to­ri­sche Situation von Kryptowährungen ist oft unklar und kann von Land zu Land stark vari­ie­ren. Dies kann zu Unsicherheit bei Nutzern und Investoren führen.
  • Umweltbelastung: Das Schürfen von Bitcoin erfor­dert gros­se Mengen an Energie, was Bedenken hin­sicht­lich der Umweltauswirkungen auf­wirft. Die Kritik am Energieverbrauch von Bitcoin könn­te zukünf­ti­ge Regulierungsmassnahmen beeinflussen.

Bitcoin das neue Gold?

Sowohl Bitcoin als auch Gold haben ein begrenz­tes Angebot. Bei Bitcoin ist die maxi­ma­le Anzahl der Coins auf 21 Millionen begrenzt, wäh­rend die Menge an Gold auf der Erde eben­falls begrenzt ist. Darüber hin­aus kön­nen sowohl Bitcoin als auch Gold als Inflationsschutz betrach­tet wer­den, da sie nicht belie­big ver­mehrt wer­den kön­nen. Schliesslich wer­den weder Gold noch Bitcoin von einer zen­tra­len Behörde kon­trol­liert, was vor staat­li­cher Willkür schüt­zen soll­te. Andererseits kann die Regierung eines Staates wie der USA den Handel mit bei­den Finanzinstrumenten erheb­lich erschwe­ren. Gegen Bitcoin als Wertaufbewahrungsmittel spre­chen die bis­her hohe Volatilität und die recht­li­chen Unsicherheiten. Von Anlegern, die von Kryptowährungen begeis­tert sind, höre ich oft, dass Anleger auf den Verlust ihrer gesam­ten Investition in Kryptowährungen vor­be­rei­tet sein soll­ten. Nicht gera­de die bes­te Voraussetzung für ein Wertaufbewahrungsmittel.

Wie dezentral sind Altcoins?

Altcoins sind im Allgemeinen weni­ger dezen­tra­li­siert als Bitcoin. Dies liegt dar­an, dass die meis­ten Altcoins von einer klei­nen Gruppe von Entwicklern oder Unternehmen gegrün­det wur­den, die die Kontrolle über die Blockchain und das Münzangebot behalten.

  • Konzentration des Münzangebots: In vie­len Fällen hal­ten eine klei­ne Anzahl von Personen oder Unternehmen einen gros­sen Anteil an den Münzen einer bestimm­ten Altcoin. Dies kann dazu füh­ren, dass die­se Personen oder Unternehmen einen erheb­li­chen Einfluss auf den Preis und die Entwicklung des Altcoins haben.
  • Entwicklergemeinschaft: Eine star­ke und breit gefä­cher­te Entwicklergemeinschaft kann die Dezentralisierung för­dern. Wenn nur weni­ge Entwickler die gesam­te Entwicklung und Wartung einer Kryptowährung kon­trol­lie­ren, ist sie weni­ger dezentral.
  • Mining-Zentralisierung: Viele Altcoins ver­wen­den Proof-of-Work-Konsensmechanismen, bei denen Miner Transaktionen vali­die­ren und neue Coins erzeu­gen. Wenn das Mining von weni­gen gros­sen Pools oder Unternehmen kon­trol­liert wird, kann dies die Dezentralisierung gefährden.
  • Verwaltung und Governance: Die Art und Weise, wie Entscheidungen über Upgrades und Änderungen im Protokoll getrof­fen wer­den, kann die Dezentralisierung beein­flus­sen. Wenn Entscheidungen von einer zen­tra­len Behörde oder einer klei­nen Gruppe getrof­fen wer­den, ist die Kryptowährung weni­ger dezentral.

Jeder der oben genann­ten Punkte soll­te vor einer Investition in eine Kryptowährung geprüft wer­den. Je dezen­tra­ler eine Altcoin ist, des­to gerin­ger ist das Risiko staat­li­cher Eingriffe oder der Bereicherung durch eine ein­zel­ne Person oder Organisationen.

Meme-Kryptowährungen

Ich glau­be, dass es bei eini­gen Menschen unter 40 Jahren den Wunsch gibt, im Lotto zu gewin­nen, ohne selbst Lotto zu spie­len. Zum rich­ti­gen Zeitpunkt in Bitcoin oder Ethereum zu inves­tie­ren hat eini­ge Anleger sehr reich gemacht. Doch die­se Zeit der gros­sen Gewinne könn­te für alter­na­ti­ve Kryptowährungen vor­bei sein. Stattdessen gibt es Meme-Kryptowährungen, die auf humor­vol­le oder sati­ri­sche Art und Weise geschaf­fen wur­den. Diese haben oft kei­ne wirk­li­che Funktion, aus­ser Aufmerksamkeit zu erre­gen und Gewinne für ihre Besitzer zu gene­rie­ren. Auch wenn die­se Projekte als unter­halt­sa­me Experimente dar­ge­stellt wer­den, sind die meis­ten Besitzer wahr­schein­lich dar­auf aus, mög­lichst viel Geld zu gewin­nen. Hinter die­sen Meme-Kryptowährungen ver­ber­gen sich wahr­schein­lich vie­le betrü­ge­ri­sche und unse­riö­se Projekte.

Fazit

Bisher habe ich nur ein paar Hundert Schweizer Franken in Bitcoins inves­tiert. Ich habe damit auch eini­ge Zahlungen getä­tigt. Aus Sicht eines schnel­len Gewinns wür­de ich eher in Hebelinstrumente für Aktien, Rohstoffe, Obligationen oder Fiatwährungen inves­tie­ren. Wie oben erwähnt, schei­nen mir Gold, Silber oder auch Immobilien bzw. Anteile an Immobilienfonds als Wertaufbewahrungsmittel die bes­se­re Wahl zu sein. Ausserdem habe ich bis heu­te nicht her­aus­ge­fun­den, was den Kurs von Bitcoin bewegt. In den letz­ten zwei bis drei Jahren ist die Volatilität des Bitcoins zurück­ge­gan­gen und damit auch die rea­len Verluste und Gewinne. Für eini­ge Investoren wird Bitcoin dadurch inter­es­san­ter, für ande­re lang­wei­li­ger und damit weni­ger bedeut­sam. Ich als eher defen­si­ver Investor wer­de ich Kryptowährungen wei­ter­hin beobachten.

Aus gutem Grund dis­ku­tiert die­ser Blog grund­sätz­lich kei­ne Einzeltitel von Aktien. In die­sem Beitrag mache ich eine Ausnahme. Die Credit Suisse Group (CS) ist ein Beispiel, wie viel ein lang­fris­tig ori­en­tier­ter Anleger mit der fal­schen Einzeltitelwahl ver­lie­ren kann. Seit der Finanzkrise oder spä­tes­tens mit dem Jahr 2009 ging der Aktienkurs der CS kon­ti­nu­ier­lich nach unten wäh­rend sich der Swiss Market Index (SMI) in Richtung sei­nes Allzeithochs bewegte.

CS SMI Vergleich von 01.01.2000-16.06.2016

Im Februar 2011 war so ziem­lich der letz­te Zeitpunkt um sich von der Aktie der CS zu tren­nen. Damals wur­de letzt­ma­lig ein Gewinn von über 5 Milliarden bekannt gege­ben. Was ist schiefgelaufen?

Der Auf- und Abstieg der europäischen Finanzinstitute

Bis weni­ge Jahre vor der Jahrtausendwende war die Investition in ein Finanzinstitut eher lang­wei­lig. Danach kann der stei­le Aufstieg der Geldhäuser mit anstei­gen­den Jahresgewinnen bis zum Wendepunkt im Jahre 2008, sie­he STOXX® Europe 600 Banks:

Stoxx Europe 600 Bank von 1987 - 2016
Quelle: STOXX® Europe 600 Banks

Mit mini­ma­ler Kapitaldecke maxi­ma­le Rendite ein­fah­ren war die Strategie vie­ler Grossbanken. Bei der CS funk­tio­nier­te die­ses teil­wei­se bis zwei Jahre nach der Finanzkrise von 2008. Danach viel der Reingewinn bei der CS dramatisch:

CS Reingewinn 2009-2015

Seither ist die Regulierung ver­stärkt wor­den und in der Folge redu­zie­ren vie­le Finanzinstitute in Europa ihre Bilanzen. Damit ver­rin­gern sich die Chancen auf Erträge, wobei sich die Kosten nicht im glei­chen Masse reduzierten.

Die Investoren sind nach der Finanzkrise miss­traui­scher gewor­den und ver­lan­gen heu­te mehr Information und Transparenz. Kommt hin­zu das in Europa das Geschäft mit den unver­steu­er­ten Vermögen durch Regulierungen ziem­lich aus­ge­höhlt wur­de. Zusätzlich muss­ten die Banken über die letz­ten Jahre teils saf­ti­ge Strafzahlungen für ihre Vergehen in der Vergangenheit bezahlen.

Spitzenlöhne, Kapitalerhöhungen und Risikoreduzierung

In bin der Meinung, dass die Mitarbeiter erst­klas­sig bezahlt wer­den. Dieser Devise wird die CS mit einem Durchschnittslohn von CHF 226’000 im Jahr 2015 sicher­lich gerecht. Natürlich gibt es dar­un­ter ein paar Prozente der Mitarbeiter die eine oder meh­re­re Millionen erhal­ten. Die Vergütung von Brady Dougan ist bis auf das ver­lust­rei­che Jahr 2015 auch bekannt, wobei er damals im Juni aus­schied. Überdies wur­de Ende März 2010 ver­kün­det, dass Dougan zur Vergütung von 19.2 Mio. zusätz­lich ein 70.9 Mio. Franken Bonus erhielt.

Dougan Vergütung 2009 - 2015

Wenn etwas bei der CS miss­glückt, so wird bei ihren Aktionären die hoh­le Hand gemacht. Im 2012 und 2015 gab es bei der CS Kapitalerhöhungen. Damit sank der Gewinn pro Aktie von über 5 Franken im Jahr 2009 auf unter einem.

CS Gewinn pro Aktie 2009 - 2015

Alle Jahre im Februar

Im Folgenden fin­de ich es inter­es­sant wie Brady Dougan bzw. Tidjane Thiam das ver­gan­ge­ne Geschäftsjahr kom­men­tier­ten. Offensichtlich lässt sich aus die­sen Statements nicht die Zukunft ableiten.

Geschäftsjahr 2010

Im 2010 war Brady Dougan noch sehr über­zeugt von sei­nem Business Modell. Der dama­li­ge Reingewinn lag noch über 5 Milliarden und dies ergab eine Eigenkapitalrendite von 15%. Er brüs­tet sich mit der angeb­lich wenig risi­ko­rei­chen Strategie:

Quelle: NZZ Impluse, 10.02.2011: Brady Dougan, CEO der Credit Suisse “Unser Modell ist durch­aus glaubwürdig”

Geschäftsjahr 2011

Im 2011 gab es einen gewal­ti­gen Gewinneinbruch von 62% gegen­über dem Vorjahr. Der CS-Chef Dougan war sehr ent­täuscht. Leider erwähn­te er nicht, dass die­ser Jahresgewinn von 2 Milliarden eher der Zukunft ent­sprach als die 5 Milliarden aus dem Vorjahr. Erstmals spricht er von der Reduzierung der Kosten und Risiken:

Quelle: SRF, Tagesschau vom 9.02.2012 — Credit Suisse mit Gewinneinbusse

Geschäftsjahr 2012

Der Gewinn redu­zier­te sich gegen­über dem Vorjahr noch­mals. Brady Dougan sprach von einem Umbau ihres Geschäftsmodells. Scheinbar war die gelob­te Strategie aus dem Jahr 2010 doch nicht zukunftsfähig:

Quelle: SRF, Tagesschau vom 7.02.2013 — Credit Suisse mit schwar­zen Zahlen im 2012

Geschäftsjahr 2013

Brady Dougan war 2013 mit der Kapitalrendite von 9 % zufrie­den, der Gewinn stieg wie­der auf über 3 Milliarden. Leider wur­de die­ser anfäng­lich mit­ge­teil­ter Jahresgewinn cir­ca 2 Monate spä­ter von 3’069 Mrd. auf 2’326 Mrd. nach unten korrigiert:

Quelle: SRF, SF-Börse, 6.02.2014: Credit Suisse-Chef Brady Dougan ist zufrie­den mit dem Geschäftsjahr 2013

Geschäftsjahr 2014

Obwohl sich der Gewinn zum Vorjahr auf 1’785 Millionen redu­zier­te, war Dougan dar­über erfreut:

Quelle: SRF-Börse vom 12.02.2015

Geschäftsjahr 2015

Im 2015 wur­de die CS von der Vergangenheit ein­ge­holt. Offensichtlich hat Supermanager Brady Dougan über Jahre hin­weg die Altlasten vor sich hin­ge­scho­ben. Wobei er natür­lich nicht der Alleinschuldige ist, es gäbe dazu vie­le Namen wie bei­spiels­wei­se die Verwaltungsratspräsidente Walter Kieholz, Hans-Ulrich Doerig und Urs Rohner. Im Jahr 2000 wur­de für knapp CHF 20 Milliarden die Investmentbank Donaldson, Lufkin & Jenrette (DLJ) ein­ge­kauft. Mit dem Jahresabschluss wur­de der Goodwill auf die­sem Posten um 3.8 Milliarden abgeschrieben:

Quelle: SRF-Tagesschau vom 4.2.2016 — CS macht Milliarden-Verlust

Fazit

Für die Strategie »Kaufen und hal­ten« waren Aktien der schwei­ze­ri­schen Grossbanken eine schlech­te Wahl. Wer 1998 in die Finanzriesen inves­tier­te, hät­te die Hälfte und mehr des Geldes ver­lo­ren. Beide Banken erwar­ben im Jahre 2000 eine US-Investmentbank und folg­ten danach einer risi­ko­be­haf­te­ten Strategie.

Aus mei­ner Sicht ver­brei­te­te der CS-Chef Dougan ab dem Jahr 2012 sehr vie­le Durchhalteparolen, er war nicht bereit für eine Strategieumkehr. Für die Aktionäre war auf­grund sei­ner opti­mis­ti­schen Kommunikation nicht sofort offen­sicht­lich, dass die fet­ten Jahre der Vergangenheit angehörten.

Ein Kleinanleger mit nur ein paar Einzeltitel in sei­nem Portfolio, war län­ger­fris­tig mit den zwei schwei­ze­ri­schen Grossbanken schlecht bera­ten. Ich habe schon eini­ge Bedenken beim Kauf eines ETF auf den SMI oder den Swiss Performance Index (SPI). Bei Ersteren domi­nie­ren die Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis über 60 % des Index, bei Zweiterem immer­hin noch etwa 50 %. Eine Alternative dazu ist der Swiss Leader Index (SLI). Bei die­sem beträgt die maxi­ma­le Gewichtung 9 % an der Gesamtgewichtung.

Gemäss Richard Forster von der Yale School of Managment hat sich die durch­schnitt­li­che Lebensspanne von Unternehmen im Standard & Poor’s 500 (S&P) Börsenindex von 67 in den 1920ern auf etwa 15 Jahre in den 2010ern Jahren redu­ziert. Wobei die meis­ten Firmen durch Übernahmen oder Fusionen ster­ben. Zudem ist die Lebensdauer sehr kul­tur­ab­hän­gig, in Japan ist die Mortalitätsrate der Unternehmen viel gerin­ger. Dies macht deut­lich, dass die Wahl eines zukünf­tig erfolg­rei­chen Einzeltitels sehr schwie­rig ist. Natürlich kann der Aktionär oft­mals von Kursgewinnen am über­nom­men Unternehmen profitieren.

Einen wei­te­ren Teil zum Thema CHF woll­te ich schon Ende Dezember schrei­ben. Durch die Ereignisse der let­zen Woche muss­te ich die­sen Beitrag ändern bzw. ergän­zen. Seitdem hat der Titel die­ser Serie fast wie­der sei­ne unein­ge­schränk­te Berechtigung.
Letzte Woche wur­den sicher­lich die meis­ten von der Aufgabe des Euro-Franken-Mindestkurses über­rascht. Anderseits wur­de seit cir­ca einem Monat die SNB-Politik des Mindestkurses teil­wei­se kri­ti­siert. Offensichtlich getrie­ben durch den Anstieg des USD gab es erneut Vorschläge das Regime eines Mindestkurses an einen Währungskorb zu bin­den oder den Mindestkurs zu redu­zie­ren. In den Schweizer Medien häuf­ten sich die Schlagzeilen über den schein­bar schwa­chen EURO.

War der EURO wirklich so schwach?

Ende Dezember und Anfangs Januar waren in der Schweiz die Schlagzeilen fast täg­lich vom angeb­lich schwä­cheln­den Euro geprägt. Dabei ver­ein­fach­ten unse­re US-ame­ri­ka­nisch gerich­te­ten Medien ein­mal mehr, indem sie sich bei ihrer Bewertung aus­schliess­lich am USD orientierten.


Quelle: SRF, Rendez-Vous vom 5.01.2015 — Anhaltendes Euro-Tief

Im fol­gen­den Chart ist der CHF-Kursverlauf, vor dem 14.01.2015, zu eini­gen wich­ti­gen Währungen wäh­rend eines hal­ben Jahres abgebildet:

CHF Währungsvergleich 6 Monate bis 14.01.2015
Quelle: Google Finance

Daraus ist erkenn­bar, dass vor­wie­gend der USD gegen­über dem EUR zuleg­te. Andere Währungen wie bei­spiels­wei­se die nor­we­gi­sche und schwe­di­sche Krone haben sogar eini­ge Prozente ein­ge­büsst. Die Entscheidung für den Ausstieg aus dem Euro-Mindestkurs lässt sich bis am 14.01.2015 kaum nur mit dem Erstarken des USD begründen.

SNB kündigt Negativzins auf Giroguthaben an

Im Dezember star­te­te eine wei­te­re Periode mit dem Erstarken des USD. Teilweise ver­ur­sacht durch die Zuspitzung der Krise in Russland. Diese Unsicherheit an den Finanzmärkten führ­te zu einem Aufwertungsdruck des CHF. Daher kün­de­te der SNB-Präsident am 18.12.2014 einen Negativzins auf Giroguthaben ab 22.01.2015 an:


Quelle: SRF vom 18.12.2014 — Nationalbank-Präsident Thomas Jordan an der Medienkonferenz

Allein im Dezember 2014 haben die Devisenstände der SNB um CHF 32.4 Milliarden auf CHF 495.1 Milliarden zuge­nom­men. Hierzu ein klei­nes Rechenbeispiel um sich der Devisenreserve zu ver­ge­gen­wär­ti­gen. Die Schweiz hat cir­ca 8.1 Millionen Einwohner, wür­de die SNB ihre Devisenreserve unter dem Volk auf­tei­len, so ergä­be dies einen Betrag von über CHF 60‘000 pro Kopf. Die gesam­te Bilanzsumme der SNB näher­te sich zuse­hends dem schwei­ze­ri­schen Bruttoinlandsprodukt von cir­ca CHF 600 Milliarden. Die US-Zentralbank (Fed) wur­de oft kri­ti­siert für ihre Gelddruckerei, jedoch beträgt deren Bilanz cir­ca USD 4.5 Billionen bei einem BIP von cir­ca USD 16.8 Billionen. Natürlich hinkt die­ser Vergleich, die Fed kauf­te ame­ri­ka­ni­sche Staatsschulden auf, wäh­rend­des­sen die SNB das Geld für Fremdwährungskäufe druckte.

Schneider-Ammann und seine Einschätzung im 2011 zu Negativzins

Schon im Jahre 2011 wur­de der Negativzins vor der Einführung der Kursuntergrenze dis­ku­tiert. Damals äus­ser­te sich Bundesrat Schneider-Ammann sehr distan­ziert zu die­ser Massnahme. Offensichtlich hat die Direktion der SNB bezüg­lich der posi­ti­ven Wirkungsweise die­ses Instruments eine ande­re Einschätzung als Wirtschaftsminister Schneider-Ammann:


Quelle: SRF, Samstagsrundschau vom 6.08.2011 — Schneider-Ammann: «Keine Negativ-Zinsen»
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Diesmal erfolgt der Rückblick auf die Prognosen der Analysten für das 2012 ziem­lich spät, jedoch ändert nichts an der Tatsache, dass die Mehrheit der Finanzspezialisten weit dane­ben lagen. Entgegen den Voraussagen war das 2012 für die Aktienbesitzer ein sehr erfreu­li­ches Jahr.

Börsenerfolg zu 90 Prozent Glück

Rolf Dobelli und Konrad Hummler äus­sern sich über das Glück des Börsenerfolges:

Quelle: Bilanz Standpunkte vom 24.03.2013 — Die gröss­ten Denkfehler in der Wirtschaft

Der ehe­ma­li­ge Banker Hummer bejaht, dass die Finanzindustrie mit dem Anpreisen ihrer Expertisen betref­fend Vorhersagen nicht ehr­lich ist. Zudem bestä­ti­gen bei­de Herren, dass der Börsenerfolg vom Glück bestimmt wird.

Devisenkurse und Währungsabwertungen

Der JPY gab im 2012 deut­lich ab, dies fand sei­ne Fortsetzung im 2013:

Währungspaar Wechselkurs 31.12.2012 Kursänderung im 2012
EUR/CHF 1.2072 -0.9
USD/CHF 0.9126 -2.9%
JPY/CHF 1.0617 -12.3%

Die IMF-Chefin Christine Lagarde lob­preist die Notenbankpolitik:


Quelle: SRF Trend vom 20.04.2013 — Christine Lagarde

Einige Experten befürch­ten ein Wettrennen der Regierungen und Zentralbanken um die Abwertungen ihrer Währungen. Ich fin­de in die­sem Zusammenhang die skep­ti­sche Äusserungen von Oswald Grübel gegen­über Währungsabwertungen erwähnenswert.

Anleihen

Die Zentralbanken kau­fen noch immer Anleihen, ins­be­son­de­re die US-Notenbank Fed. Mit die­ser lockern Geldpolitik stei­gen die Aktien- und Immobilienpreise. Der dadurch künst­lich erzeug­te Wohlstand soll letzt­end­lich das Konsumverhalten der Wirtschaftssubjekte ankurbeln.

Index Währung Netto Rendite 2012 Netto Rendite 2011
SBI Domectic Goverment 3–7 CHF 1.2% 5.7%
Markit iBoxx EUR Sovereigns 3–7 EUR 9.3% 3.3%
Markit iBoxx Euro Sovereigns Inflation-Linked Index EUR 16.8% -0.7%
Markit iBoxx US Treasuries 3–7 USD 2.1% 8.4%
J.P. Morgan Emerging Markets Bond Fund Global Core Index USD 18.6% 8.0%

Die Anleihen der euro­päi­schen „Krisenländer“ erhol­ten sich im 2012 und leg­ten teil­wei­se über 20% zu. Im Durchschnitt aller Euroländer und über alle Laufzeiten gerech­net, beträgt der Jahresertrag mit Staatsanleihen cir­ca 11 Prozent. Konnten die Schweizer Anleihen im Jahr 2011 den Anleger noch erfreu­ten, schmel­zen im letz­ten Jahr die Erträge dahin. Viel Anziehungskraft hat­ten die Anleihen des Emerging Markets, zah­len die­se doch noch höhe­re Zinsen. Wobei auch in die­sen Ländern in der nähe­ren Zukunft nicht mehr mit Erträgen von 15 % und mehr gerech­net wer­den kann.
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Die Echtzeit-Berichterstattung von SRF ist kaum nach­hal­tig ins­be­son­de­re bei den Börsenmeldungen.

Die Nachhaltigkeit des Wirtschaftsjournalismus tendiert gegen Null

Seit dem Jahre 2010 ver­öf­fent­licht der Forschungsbereich Öffentlichkeit und Gesellschaft / Universität Zürich ein Jahrbuch über die Qualität der Medien. Einer der Mitautoren ist der Medienwissenschaftler Kurt Imhof, hier­zu ein Ausschnitt sei­ner Kritik an der Wirtschaftsberichterstattung:

Quelle: SRF Trend vom 23.10.2010 — Kurt Imhof: Wirtschaftsjournalismus in der Krise?

SRF bestä­tigt lei­der Herr Imhofs Darstellungen, all­zu oft ver­folgt das SRF das Geschehn im Rhythmus der Aktienkurse. Hierzu drei Beispiele aus einer Vielzahl von einer angeb­lich plau­si­blen Bewertung eines Ereignisses durch die Finanzmärkte. Dabei ori­en­tiert sich die Berichterstattung von SRF meis­tens an den Tageskursen von Aktien – die Medien sind sehr kurz­at­mig geworden.

Finanzmärkte und die oberflächliche Wirtschaftsredaktion von SRF

Für die Überhöhung eines Themas ver­greift sich die Wirtschaftsredaktion von SRF ger­ne bei den Tageskursen der Finanzmärkte.

Fernsehen SRF und Aktienkurse

Ich schaue nur noch sehr sel­ten die Tagesschau oder 10vor10 der Schweizer Fernsehen. Ich kann mich wenig anfreun­den mit den auf Show aus­ge­leg­ten Nachrichtensendungen. In die­sen Nachrichtenmagazinen wer­den gewis­se Ereignisse öfters von soge­nann­ten inter­nen oder exter­nen Experten auf­grund von spe­ku­la­ti­ven Informationen ober­fläch­lich bewer­tet. Gerade das täg­li­che Auf und Ab an den Finanzmärkten, bevor­zugt der Aktienmärkte, wird völ­lig miss­bräuch­lich angewendet:

Quelle: SRF, 10vor10 vom 26.02.2013 — Chaos-Wahlen in Italien

Am 24. und 25. Februar 2013 wähl­ten die Italiener die bei­den Kammern ihres Parlamentes neu. Die dabei ent­stan­de­nen unkla­ren Mehrheitsverhältnisse erschwe­ren die Regierungsbildung. Das 10vor10 miss­braucht den Tageskurs des Deutschen Aktienindex DAX vom 26.02.2013 für die Wertung des Wahlergebnisses in Italien.

Dax MIB 26.02.2013

Wird der DAX über den Zeitraum von cir­ca einem Monat um den 26.02.2013 betrach­tet, so ist kei­ne nega­ti­ve oder posi­ti­ve Auswirkung der Wahlergebnisse von Italien auf den DAX ersicht­lich. Die Kausalität des Wahlergebnisses auf den ita­lie­ni­sche Leitindex FTSE MIB trifft sicher­lich zu. Leider ist SRF dies­be­züg­lich nicht lern­fä­hig und über­be­wer­tet die kurz­fris­ti­ge Preisbildung an den Finanzmärkten in ihrer Berichterstattung. Das Radio von SRF ist nicht bes­ser, hie­zu das nächs­te Beispiel.
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Als ich am 5.09.2011 den ers­ten Beitrag die­se Serie schrieb, hiess der dama­li­ge Titel “Der Schweizer Franken, die Zockerwährung schlecht­hin”. Nur einen Tag nach die­ser Abhandlung wur­de der Mindestkurs des CHF zum EUR ein­ge­führt, daher set­ze ich den heu­ti­gen Titel für die­sen zwei­ten Teil in die Vergangenheit.

Je höher der finan­zi­el­le Stress im Euroraum und der Zunahme der Exponierung der Nationalbank (SNB) in deren Währung je mehr prä­sen­tie­ren uns die Medien angeb­li­che Experten mit ihren Voraussagen über die Auswirkungen die­ses Mindestkurses auf die Zukunft. Geschickter sind teil­wei­se die Politiker, die­se reagie­ren inner­halb von weni­gen Monaten mit 180-Grad-Kehrwenden, die­se sind sich anschei­nend um die Schnelligkeit im Vergessen ihrer Wählerschaft sehr bewusst.

Ich hal­te mich in die­sem Beitrag mit Beurteilung bezüg­lich der Zweckmässigkeit die­ses Mindestkurses zurück, viel­mehr soll­te es dem Leser eini­ge Anregung zum Nachdenken geben. Übrigens habe ich im Beitrag “Der Sinneswandel bei Blocher, Schiltknecht und Weltwoche” kurz die Problematik der Währungsspekulation mit dem CHF angeschnitten.

Das fragile Geldsystem

Täglich “ren­nen” wir mehr oder weni­ger stark dem Geld nach, denn unse­rer per­sön­li­cher Status ori­en­tiert sich in die­ser Konsumwelt sehr am mate­ri­el­len Wohlstand. Auch unser all­täg­li­ches Leben wird von der öko­no­mi­schen Sicht domi­niert. In den Nachrichten kommt bei­spiels­wei­se kurz nach der Bekanntgabe einer Katastrophe sofort eine finan­zi­el­le Einschätzung des Schadens. Noch teil­wei­se vor den Nachrichten kommt die Präsentation der Aktienkurse als schein­ba­res Fieberthermometer der Weltwirtschaft. Wählen die Griechen eine neue Regierung, wird am Morgen danach die Wahl nach dem Börsenverlauf der asia­ti­schen Finanzmärkte beur­teilt. Gesellschaftlich wün­schens­wer­te Projekte wer­den auf­grund der Kostenschätzung früh­zei­tig beer­digt. Das Geld, die Finanzmärkte und eini­ge frag­li­che sta­tis­ti­sche Daten haben einen immensen direk­ten bzw. indi­rek­ten Einfluss auf unser Alltagsleben. Erstaunlicherweise basiert all dies auf einem fra­gi­len Geldsystem, das sei­ner­seits auf Vertrauen baut:


Quelle: ZDF heu­te jour­nal vom 15.08.2011 — Glauben gibt dem Geld den Wert

In der obli­ga­to­ri­schen Grundschule ler­nen wir kaum etwas über Ökonomie und unser Geldsystem. Vielleicht ist dies aber Absicht. Was sag­te einst Henry Ford:

Würden die Menschen ver­ste­hen, wie unser Geldsystem funk­tio­niert, hät­ten wir eine Revolution – und zwar schon mor­gen früh.

Der Untergangsmaler

Noch im August 2008 muss­te man für einen Euro mehr als CHF 1.60 in die Hand neh­men. Ich wäre wahr­schein­lich damals für ver­rückt erklärt wor­den, wenn ich behaup­te­te, dass in den Jahren 2011 und 2012 der Euro im Durchschnitt cir­ca 25% weni­ger kos­ten wür­de. Ich hät­te mir Untergangsszenarien der schwei­ze­ri­schen Exportwirtschaft anhö­ren müssen.

Es ist immer wie­der ver­blüf­fend, dass wir uns an unaus­weich­li­chen Gegebenheiten schnel­ler anpas­sen, als wir uns zuvor je vor­stel­len konn­ten. Wahrscheinlich wür­de mir Bundesrat Schneider-Ammann zustimmen.

Der Schwarzmaler Bundesrat Schneider-Ammann

Als Präsident der Swissmem lamen­tier­te Schneider-Ammann regel­mäs­sig über den star­ken Franken und dies bei einem Wechselkurs von noch über 1.40.


Quelle: DRS1 vom 6.05.2010 — Johann Schneider-Ammann, 1 Euro kos­tet nur noch 1.40 Franken

Heute als Bundesrat gibt sich Johann Schneider-Ammann mit dem Euro-Mindestkurs von CHF 1.20 zufrieden:

Quelle: DRS1 vom 26.05.2012 — Bundesrat Schneider-Ammann, zufrie­den mit Mindestkurs
Seit die­ser Festsetzung fühlt sich der Wirtschaftsminister und damit Politik nicht mehr in der Verantwortung, nach mög­li­chen Alternativen zu die­sem Mindestkurs neben der Geldpolitik zu suchen. Beispielsweise ist der Druck auf die Importeure für die Weitergabe der Währungsgewinne abgeklungen.
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