Prognosen der Anlageprofis für den US-Aktienmarkt

Ich bin ein regel­mäs­si­ger Leser des BusinessWeek, in der Spezialausgabe vom 31.12.2007/7.1.2008 gaben eini­ge Anlageprofis ihre Prognosen für das Börsenjahr im 2008 ab. Am 31.12.2007 lag der Schlusskurs beim S&P bei 1468.36 und beim Dow Jones Industrial Average (DJIA) bei 13264.82.

  DJIA Ende 2008 S&P 500 Ende 2008 Bemerkung
Ralph J. Acampora, New York Institure of Finance 13800 1530 10 — 20% Korrektion im Frühjahr möglich
Stuart T. Freeman, A.G. Dewards & Sons 14440 1575 Favorit: PepsiCo
Elaine Garzarelli, Garzarelli Capital 16000 1780 Aktien sind 25% unterbewertet
Ben Inker, GMO 13000 1440  
Robert Arnott, Research Affiliates 12500 1350 Portfolio soll­te maxi­mal 20% Aktien ent­hal­ten. TIPS und Rohstoffe
gegen Inflation
Laszlo Birinyi, Birinyi Associates 15000 1700 Rohstoffe wer­den bevorzugt

Wie man sieht, gibt es in den USA auch Profis, die für das Jahr 2008 sin­ken­de Kurse prophezeien.

Mein persönlicher Börsenausblick für die USA

Ich glau­be die Kreditkrise wird die Finanzmärkte noch lan­ge beschäf­ti­gen. Zuerst ein Rückblick auf eini­ge Ereignisse seit dem Beginn der Finanzmarktkrise im Jahr 2007.

Datum Ereignis
15. Juni Moody’s stuft 131 Ratings von Asset-Backed Securities (ABS) aus dem Subprime-Markt her­un­ter. Weitere  Überprüfungen wer­den angekündigt
20. Juni Zwei Hedgefonds der Bear Stearns ste­hen vor der Insolvenz
24. Juli Countrywide Financial Corporation berich­tet über Gewinnrückgang und Probleme für die Zukunft an
1. August IKB kün­digt Verlust von EUR 3.5 Milliarden an
1. Oktober CHF 4 Milliarden US-Subprime Abschreibung bei der UBS
10. Dezember USD 10 Milliarden US-Subprime Abschreibung bei der UBS

Die Medien wie bei­spiels­wei­se die Analysten in der SF-Börse wol­len uns immer wie­der zum Kauf von Aktien ani­mie­ren. Diese Analysten-Animateure spie­len die Kreditkrise her­un­ter und en von Marktübertreibungen. Die bis­he­ri­gen Ereignisse zei­gen, dass eine Finanzkrise nicht nach ein paar Tagen bzw. Monaten aus­ge­stan­den ist. Die Subprime-Blase wur­de schliess­lich auch nicht in kur­zer Zeit erschaf­fen, son­dern sie fand ihren Anfang im Jahre 2002.

Neulich wur­de ich von pri­va­ten Anlegern ange­spro­chen, dass 2008 ein US-Präsidentschaftswahljahr sei. Der US-Präsidentschaftszyklus ist einer der erstaun­li­chen Zyklen in der Finanzwelt. Nur weni­ge drit­te und vier­te Jahre der 4‑jährigen Amtsperiode wei­sen nega­ti­ve Ergebnisse an den Aktienmärkten aus. Auch die Anlageprofis argu­men­tie­ren jetzt mit die­sem Zyklus für das Anlagejahr 2008, so dass vie­len Privatanlegern die­ser Fakt bekannt ist. Dass es auch einen Zyklus gibt, der sich auf Jahreszahlen bezieht, die mit 7 enden, ist vie­len Privatanlegern unbe­kannt. Jahre, die mit der Zahl Sieben enden (1987, 1997, 2007 etc.), sind an den Aktienmärkten gese­hen auf die zwei­te Jahreshälfte Negativ-Jahre. Diese Tatsache ist den Privatanlegern viel weni­ger bekannt.

Da die meis­ten Fonds nur bei stei­gen­den Kursen posi­ti­ve Renditen erwirt­schaf­ten, wer­den ihre bezahl­ten Analysten auch in der Zukunft zu opti­mis­ti­sche Prognosen abge­ben. Der US-Präsidentschaftszyklus fin­det die­ses Jahr viel Erwähnung in den Medien, wäh­rend letz­tes Jahr der 7er-Jahr-Zyklus ver­schwie­gen wurde.

Die Gier und ihre Folgen

Oft wird die Softwareentwicklung noch heu­te als eine Kunst belä­chelt und nicht als Ingenieursdisziplin wahr­ge­nom­men. Sicherlich haben wir in der Softwareentwicklung nicht über­all den gewünsch­ten Reifegrad einer Ingenieursdisziplin. Trotzdem schafft es die Informatik bei sicher­heits­re­le­van­ten Anwendungen wie bei­spiels­wei­se in Autos, Bahn Flugzeugen usw. die gefor­der­te Qualität zu lie­fern. Scheinbar ist die Softwareentwicklung nicht über­all schlecht!

Bei eini­gen Grossbanken habe ich zur­zeit das Gefühl, das sie ihre Komplexität nicht mehr im Griff haben. Trotz der angeb­lich viel Talenten, wel­che das Zigfache ver­die­nen wie bei­spiels­wei­se die Ingenieure im Flugzeugbau. Die eit­len Bankmanager der obers­ten Hierarchiestufe und eini­ge Verwaltungsräte begrün­den ihre exor­bi­tan­ten Gehälter oft­mals auf Grund der hohen Gehälter die­ser Investmentbanking Talente.

Auch Eltern haben oft das Gefühl ihre Kinder sei­en Talente, nur weil sie bei­spiels­wei­se nicht mehr ver­ste­hen, wie ihre Kinder schein­bar mühe­los mit neu­zeit­li­chen Techniken umgehen.

Nun haben es die­se Finanztalente geschafft, unser Finanzsystem nahe­zu zum Absturz zu brin­gen. Die Zecke für die­se Geldgier müs­sen die Staaten, Nationalbanken und damit die Allgemeinheit bezah­len. Die Talente kre­ieren Prozesse, wel­che nach­her die betei­lig­ten Akteure selbst nicht mehr durch­schau­en kön­nen. Jeder Akteur in die­sen Prozessen nimmt sei­ne Rolle wahr ohne die gesam­te Prozesskette zu ken­nen und als Motivation winkt der Bonus.
Ich hof­fe, dass die Staaten aus die­sem gefähr­li­chen Finanzspiel der Investment Banken ihre Lehren zie­hen und den gesetz­li­chen Rahmen enger ste­cken und durch­set­zen werden.

Wahrscheinlich ist es nur so mög­lich, die Geldgier und den Risikohunger gewis­ser Bänker zu stoppen.

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Stabilität des inter­na­tio­na­len Finanzsystems

Das Börsenjahr 2007 war aus Sicht eines Schweizer Anlegers sehr inter­es­sant. Im inter­na­tio­na­len Vergleich lag der SMI mit dem Minus von ~3.4% im hin­te­ren Mittelfeld, wäh­rend der DAX über 22% zulegte.
Zuerst wer­den die Prognosen für das Jahr 2007, die Ende 2006 von drei Anlageprofis abge­ge­ben wur­den, mit der Realität ver­gli­chen. Im Anlegermagazin Stocks vom 26/2006 gaben drei Herren fol­gen­de Prognosen ab:

Sven Bucher, ZKB Gerd G. Ramsperger, Sarasin Mark Browne, Vontobel Realität ende 2007
Wirtschaftswachstum 1.8% 1.6% 2.3% ~2.6
Rendite 10‑j. CH-Bundesobli. 2.6% 2.75% 2.6% ~3.1
Zins 3 Mt. CHF-Libor 2.4% 2.0% 2.25% ~2.8
Inflation 0.9% 0.8 1.1% 0.7
Fr./USD 1.20 1.24 1.19 1.13
Fr./Euro 1.56 1.55 1.55 1.65
SMI Punkte 9250 9300 9690 8484.46
SPI Punkte 7250 k.A. 7420 6925.44

Es zeigt ein­mal mehr, dass Prognosen bezüg­lich Börse igno­riert wer­den kön­nen. Der Kursverlauf von Währungen ist wahr­schein­lich noch schwie­ri­ger zu pro­gnos­ti­zie­ren als der, der Aktien. Auch für kur­ze Zeiträume schaf­fen es die Anlageprofis nicht, eine annä­hernd zutref­fen­de Prognose abzugeben.

Auch im Jahre 2007 war es mög­lich, an der Börse über­durch­schnitt­li­che Renditen zu erzie­len. Hierzu eini­ge ETFs, die an der SWX gehan­delt werden:

Index Währung Performance in 2007
EASYETF S&P GSCI TM USD ~32%
iShares MSCI Emerging Markets USD ~38%
Lyxor ETF DAX EUR ~19%
ZKB Gold ETF CHF ~21%

Hierzu muss noch erwähnt wer­den, dass der USD im Jahre 2007 gegen­über dem CHF erheb­lich schwä­cher wur­de, dies redu­ziert natür­lich die Rendite.

In einem frü­he­ren Eintrag habe ich geschrie­ben: Über 90% der Rendite eines Portfolios wird von den ent­hal­te­nen Asset-Klassen bestimmt. Das Jahr 2007 hat die­se Aussage ein­mal mehr bestä­tigt, damit ist die Auswahl der Asset-Klassen mit deren Gewichtung das Schwierige und nicht die Wahl der dar­in ent­hal­te­nen Wertpapiere. Viele Anleger fokus­sie­ren bei der Zusammenstellung ihres Portfolios auf Fonds, die in der Vergangenheit erfolg­reich waren, und berück­sich­ti­gen die Korrelationen der ein­zel­nen Asset-Klassen zu wenig oder über­haupt nicht. Da 80% der Anlagefonds ihren Vergleichsindex nicht schla­gen, kann man ohne­hin ein Index-Produkt wäh­len. Ein nicht ver­sier­ter Privatanleger soll­te gera­de bei der Gewichtung und der Wahl der Asset-Klassen einen Anlageberater kon­sul­tie­ren und nicht unbe­dingt bei der Auswahl des bes­ten Länderfonds.

Ein ande­res Problem wird „Home Bias“ genannt. Viele Privatanleger nei­gen dazu Wertpapiere ihres Heimatlandes im Portfolio über­zu­ge­wich­ten. Mit die­ser Praxis hat­ten deut­sche Anleger im letz­ten Jahr wahr­schein­lich sehr viel Erfolg. In den letz­ten Jahren wur­den die bes­ten Renditen aus­ser­halb der Schweiz erzielt, wie bei­spiels­wei­se in den Schwellenländern. Ein Portfolio soll­te mög­lichst alle ver­nünf­ti­gen Asset-Klassen welt­weit beinhal­ten, damit erhält in der Regel ein bess­res Risiko/Rendite Verhältnis.

Ich arbei­te im Informatikbereich, daher glau­be ich die­ses Business ein biss­chen zu ken­nen. Trotzdem könn­te ich nie sagen ob Microsoft, Oracle, SAP oder XYZ in der Zukunft erfolg­rei­cher sein wird. Wenn ich in der Softwarebranche kurz­fris­tig eine Chance sehe, wür­de ich mei­nem Portfolio einen gerin­gen Anteil eines Sektor-ETF bei­mi­schen, wel­cher alle die­se Wertpapiere enthält.

Während ich im Jahr 2006 noch vor­wie­gend Stock-Picking betrieb, fand ich Ende 2006 mei­ne Strategie in Index Investing. Dabei beschäf­tig­te ich mich mit den ver­schie­de­nen Asset-Klassen, zu wel­chen selbst­ver­ständ­lich auch die Rohstoffe gehö­ren. In die­sem Jahr, dem 2007 haben die Rohstoffrenditen erheb­lich zuge­legt, wobei in der heu­ti­gen Zeit ein Privatanleger auch ohne Kenntnisse des Termingeschäftes in die­se Asset-Klasse inves­tie­ren kann.

Was spricht für Rohstoffe als Asset-Klasse:

  • Gemäss einer Studie von zwei Professoren der Yale University wei­sen Rohstoffe eine nega­ti­ve Korrelation zum Aktienmarkt und eine posi­ti­ve Korrelation zur Inflation aus. Damit gehö­ren Rohstoffe zur einen her­vor­ra­gen­den Diversifikation von Aktien/Obligationen Portfolios.
  • Rohstoffe und Aktien haben unge­fähr die glei­chen jähr­li­chen Renditen, jedoch ist die Standardabweichung bei Rohstoffen leicht niedriger.
  • Aktienkurse kön­nen auf Null fal­len, bei Rohstoffpreisen ist dies nicht möglich.
  • Die Geschichte zeigt, dass Kriege und poli­ti­sches Chaos die Rohstoffpreise lei­der nur noch mehr nach oben treiben.
  • Die Studie „Facts and Fantasies about Commodity Futures“ der bei­den Professoren Gary Gorton und K. Geert Rouwenhorst kommt zum Schluss, dass die Rendite weit höher liegt wenn in Rohstoff-Futures inves­tiert wird, als in die Aktien der­je­ni­gen Unternehmen, die die­se Rohstoffe produzieren.

Heute kön­nen ETFs oder Zertifikate auf den gän­gi­gen Rohstoff-Indizes gekauft wer­den. Um mein Wissen bezüg­lich der Rohstoffe zu ergän­zen, habe ich fol­gen­des Buch gelesen:


Rohstoffe, Jim Rogers
rogers-rohstoffe
Bei der Einführung erfährt der Leser, war­um es sich lohnt in Rohstoffe zu inves­tie­ren. Zudem erläu­tert Jim Rogers, wie er den Rohstoffbereich ent­deck­te. Es wird auch erwähnt, dass der Autor 1999 zu einer 3‑jährigen Weltreise auf­brach und wie der Rogers Internation Commodities Index ent­stand. Im Kapitel 1 erfolgt eine Gegenüberstellung von Rohstoffen zu ande­ren Asset-Klassen wie Aktien, Anleihen, Immobilien usw. Gemäss Jim Rogers gibt es Zeiten, wo Aktien nicht das bes­te Investment sind und der Zyklus der bes­ten Renditen bei den Rohstoffen liegt. In den 90er Jahren waren die Investoren zu stark auf den boo­men­den Aktienmarkt fokus­siert, die Produktion von Rohmaterialien wur­de ver­nach­läs­sigt. Damit gibt es heu­te ein Ungleichgewicht zwi­schen hoher Rohstoffnachfrage und der bestehen­den Rohstoff-Infrastruktur, wel­che die­ser Nachfrage noch nicht nach­kom­men kann. Gemäss his­to­ri­schen Vergleichen gibt es eine nega­ti­ve Korrelation zwi­schen der Preisentwicklung von Aktien und Rohstoffen. Im Kapitel „Aber…“ ver­sucht Jim Rogers eini­ge Mythen um Rohstoff-Investments wie „Aber mein Broker sagt, dass es ris­kant ist, in Rohstoffe zu inves­tie­ren“ zu wider­le­gen. Im Kapitel „Werden Sie fit für Rohstoffe“ geht es um Nachfrage und Angebot sowie der Art von Investments, die in Rohstoffe getä­tigt wer­den kön­nen. Der Autor bevor­zugt den direk­ten Kauf von Rohstoffen in irgend­ei­ner Form, er hält weni­ger von Aktien von Unternehmen, die Rohstoffe pro­du­zie­ren. In „Eine Einführung in die Rohstoffmärkte“ erfährt der Leser wie Futures gehan­delt wer­den. Das Kapitel „Notizen aus dem wil­den Osten“ ist eine Huldigung an die Wirtschaft Chinas, dort sieht Jim Rogers immensen Rohstoffhunger. Weniger gefal­len fand er wäh­rend sei­ner Reisen an Indien. In den rest­li­chen Kapiteln wer­den die Rohstoffe Öl, Gold, Blei, Zucker und Kaffee aus­führ­lich besprochen.
Die Schlussbemerkung ist eine wei­te­re Anpreisung des Rohstoff-Investments, dabei wird näher auf die Studie „Facts and Fantasies about Commodity Futures“ der bei­den Professoren Gary Gorton und K. Geert Rouwenhorst eingegangen.

Ich fand die­ses Buch inter­es­sant und ein­fach nach­voll­zieh­bar. Für mich war es das ers­te Rohstoff-Investmentbuch.

Aussagen in den Medien
In den letz­ten zwei Wochen des Jahres 2007 kom­men ver­mehrt die Anlageprofis mit ihren Börsenausblicken für das Jahr 2008 in den Medien. Die Wirtschaftsprognosen fal­len aus­schliess­lich posi­tiv aus und es gibt nur weni­ge pes­si­mis­ti­sche Prognosen bezüg­lich der Finanzmärkte. Hierzu ein Beispiel aus der Handelszeitung 51/52, wo vier Herren ihre Prognosen bezüg­lich Schweizer Aktien abgaben:

Person Finanzinstitut SMI Jahresende SPI Jahresende SMI-Favoriten
Roger M. Kunz Clariden Leu 10000 8200 ABB, Nestlé, Nobel Biocare, Swatch
Christian Gattiker-Ericsson Julius Bär   8100 ABB, Lonza
Alf Roelli Pictet & Cie 9500 7500 Nestlé, Novartis, Roche, Swatch, UBS
Thomas Steinemann Vontobel-Gruppe   5–9% ABB, Adecco, Holcim, Swatch
Sven Bucher ZKB   7600 Auf SLI set­zen. Aber inter­es­sant: Adecco, Geberit, Holcim, Roche,
Zurich FS

Es ist scha­de, dass sich der Ausblick auf die Schweizer Aktien redu­ziert ist. Die Schweizer sind sowie­so viel zu stark in den Heimmarkt inves­tiert. Zudem hal­ten ein Viertel aller Haushalte nur eine Aktie in Portfolio und im Durchschnitt sind es auch nur 3 bis 5 Titel.
Im UBS investor’s gui­de, steht unter ande­rem im Kapitel „Aktienmarkt: Eurozone“. Die Optimisten ent­geg­nen, dass die Bewertungen sehr attrak­tiv sind und euro­päi­sche Aktien auf Basis der Gewinnschätzung für 2008 ein KGV von gera­de ein­mal 12 aufweisen.

Mein per­sön­li­cher Börsenausblick für das 2008
Ich glau­be wir müs­sen uns im Jahre 2008 mehr an die Wörter Gewinnwarnung, Gewinneinbruch und Verlust gewöh­nen. Ich hal­te die Anlageprofis von Banken für zu opti­mis­tisch, jedoch erwar­te ich von ihnen auch kei­ne objek­ti­ve Aussage für die Börsenzukunft. Schliesslich hängt ein Teil ihres Einkommens indi­rekt von einer posi­ti­ven Börsenkursentwicklung ab. Hierzu zwei nega­ti­ve Beispiele einer Aktienempfehlung bzw. Markteinschätzung wäh­rend des Jahres 2007:

  • Ende August 2007, in der TV-Sendung Börsenstandpunkte riet der UBS-Chefökonom Klaus Wellershoff zum Kauf der UBS-Aktien. Warum ein UBS-Anlageprofi die Aktie sei­nes Arbeitgebers emp­fiehlt bleibt für mich unverständlich.
  • Noch in einer Ausgabe des UBS investor’s gui­de von Juli stand, dass die schwei­ze­ri­schen Finanzinstitute kaum in die Hypothekenkrise in den USA ver­wi­ckelt sind. In der Zwischenzeit wur­den wir eines esse­ren belehrt. 

Auch ein unter­durch­schnitt­li­ches KGV für das Jahr 2008, wel­ches auf Gewinnschätzungen beruht, ist für mich kein Indiz, dass sich die Kurse nächs­tes Jahr in Europa posi­tiv ent­wi­ckeln wer­den. Beispiel der rea­len KGVs aus Stocks 1/2008:

Landesindex Kurs 20.12.2007 KGV
Schweiz/SMI 8402.8 16.3
Schweiz/SPI 6847.8 16.7
Schweiz/SMIN 1801.8 18.2
Deutschl./DAX 7869.2 13.3
UK/FTSE 6345.6 12.4
USA/S&P 500 1460.1 16.1
USA/Nasdaq 2069.7 25.6
Japan/Nikkei 225 15031.6 36.8

Die Gewinne kön­nen sehr schnell ein­bre­chen und dann schnel­len die KGV’s in die Höhe. In den letz­ten Jahren hör­ten wir vor­wie­gen das Wort Gewinnsteigerung, dies hat sich aber in den letz­ten Monaten geän­dert. Die CEOs dür­fen jetzt auch wie­der die nega­ti­ven Wörter wie Gewinneinbruch benutz­ten ohne Gefahr zu lau­fen ihren Job zu ver­lie­ren, da wur­de sicher­lich in der Vergangenheit die buch­hal­te­ri­schen Möglichkeiten voll aus­ge­schöpft, um mög­lich gute Zahlen zu präsentieren.

Eine ande­re Frage dich sich mir stellt, haben nur die Banken die­se Collateralized Debt Obligation (CDO) und Asset Backed Securities (ABS) in ihren Depots. Ich habe das Gefühl die Letzten beis­sen die Hunde und die Banken die­se Papiere nicht mehr los wer­den konn­ten. Diese haben ihre Verluste teil­wei­se schon bekannt gege­ben. Ich erwar­te, dass auch Hedge Fonds, Versicherungen und Pensionskassen erheb­lich Verluste mit die­sen ver­brief­ten Forderungen erlit­ten haben und die­se mit dem Jahresabschluss 2007 bekannt geben müs­sen. Ich glau­be, dass die Kreditkrise noch eini­ge Überraschungen zu Tage för­dern wird und nicht so schnell aus dem Bewusstsein der Anleger ver­schwin­den wird.

Ich den­ke nach der Bekanntgabe der Jahresabschlüsse 2007, wird man erheb­lich Bessere Prognosen für das Börsenjahr 2008 anfer­ti­gen können.

Ich fin­de lauf­zeit­be­grenz­te Börsenspiele nicht sehr hilf­reich, sie wer­den oft für die Akquisition miss­braucht. Kurzzeitig lau­fen­de Spiele ver­füh­ren die mög­li­chen Börsenneulinge zu vie­len ris­kan­ten Transaktionen. Der Spruch: Hin und her macht die Taschen leer, hat schon sei­ne Berechtigung. Wer seri­ös an der Börse inves­tiert, hat hof­fent­lich einen län­ge­ren Zeithorizont als nur einen Monat oder ein Jahr.

Zudem sind vir­tu­el­le Verluste nie­mals mit rea­len Verlusten ver­gleich­bar. Gemäss Untersuchungen schmerzt ein Verlust von 1000 Franken unge­fähr zwei­ein­halb Mal so sehr, wie ein Gewinn von 1000 Franken glück­lich stimmt. Ich bin der Meinung, wer nur Aktien oder Anleihen han­delt und das nöti­ge Geld zur frei­en Verfügung hat, braucht kei­nen Übungsraum. Er kann sofort mit klei­nen Transaktionen an der rea­len Börse investieren.

Was mir am fol­gen­den Spiel miss­fällt, sind die kur­ze Laufzeit und die Verwendung der Eigenschaft „per­sön­li­ches Talent“. Ab dem 1.10.2007 star­tet die NEUE AARGAUER BANK ein auf einen Monat begrenz­tes Börsenspiel. In der Ankündigung die­ses Spieles steht:

Mit dem Börsenspiel Top Trader der NEUEN AARGAUER BANK kön­nen Sie Ihr per­sön­li­ches Talent für Gewinn brin­gen­de Anlagen spie­lend unter Beweis stellen. 

Laufzeit

Die Laufzeit von nur einem Monat, gebun­den an einen Wettbewerb macht die Angelegenheit noch viel unheil­vol­ler. Jeder seriö­se Anlagerberater emp­fiehlt die Investitionen in Wertpapieren nur bei einem län­ge­ren Zeithorizont. Ich fra­ge mich ob die Initiatoren die Bedeutung von Mean Reversion Effekt ken­nen, d.h. das lang­fris­tig die Kurse dem arith­me­ti­schen Mittel zustre­ben. Dieser Effekt ver­stärkt sich mit zuneh­men­der Laufzeit und ver­min­dert somit die Zufälligkeit.

Persönliches Talent

In einer sol­chen kur­zen Laufzeit ist sicher nicht das Talent des Spielers ent­schei­dend für eine mög­li­che über­durch­schnitt­li­che Rendite, son­dern viel­mehr ob der Spieler den Zufall zu sei­nem Freund oder Feind hat. Zudem wird der Teilnehmer wahr­schein­lich das Risiko und die Diversifikation unter­ge­ord­net behan­deln, schluss­end­lich zählt nur die erziel­te Rendite. In der rea­len Welt gehört das Erstellen eines per­sön­li­chen Risikoprofils zu den wich­tigs­ten Parts eines Anlageprozesses.

Angenommen ein Spieler wird zum Outperformer wäh­rend die­ses Monates, er wird wahr­schein­lich dies sei­nen beson­de­ren Fähigkeiten (die ver­mut­lich nicht hat) zuschrei­ben und nicht sei­nem Freund, dem glück­li­chen Zufall. Bestärkt durch ein gros­ses Selbstbewusstsein, wird er nun die glei­che Strategie mit einem rea­len Depot umset­zen. Vielleicht steht ihm der glück­li­che Zufall jetzt nicht mehr bei und das Talent mutiert sehr schnell zum Underperformer mit erheb­li­chen Verlusten und den ent­spre­chen­den Schmerzen. Der Mensch rech­net sei­ne Erfolge eher sei­nen eige­nen Fähigkeiten zu, als den äus­se­ren Einflüssen, wäh­rend die Misserfolge ande­rer Faktoren zuge­schrie­ben wer­den. Dadurch wird der genann­te Fall der Kontrollillusion des Öfteren mit allen sei­nen Konsequenzen eintreten.

Eine seriö­se Bank soll­te sei­ne zukünf­ti­gen Börsenneulinge nicht mit sol­chen Spielen ver­füh­ren. Es gibt aber auch Börsenspiele ohne Zeitbegrenzung und Gewinnwettbewerbe, gegen die­se habe ich grund­sätz­lich nur einen gerin­gen Einwand. Voraussetzt, der Spieler erkennt den Unterschied zwi­schen einer Börsensimulation und der Realität.

Es gibt aber noch einen zusätz­li­chen Einwand: Der bes­te Einstiegszeitpunkt in den Markt ist auf Grund des Zinseszinseffektes immer „jetzt“. Je frü­her jemand in ein Wertpapierdepot inves­tiert, des­to mehr wird es von die­sem Effekt pro­fi­tie­ren. Darum kann eine län­ge­re Abwesenheit vom Markt und dem Herumspielen mit Börsensimulatoren der lang­fris­ti­gen Gesamtperformance abträg­lich sein. Langfristig wei­sen die Aktienmärkte eine posi­ti­ve rea­le Rendite auf und stei­gen durch­schnitt­lich, bei­spiels­wei­se beim DAX rund 0.052%.

Seit anfangs 2006 habe ich mehr als zwei duzend Bücher über Geldanlagen gele­sen. Auf Grund des Gelesenen kam ich zur Überzeugung das Index Investing, nebst einem Vermögensverwaltungsmandat, die wahr­schein­lich ein­zi­ge erfolgs­ver­spre­chen­de Strategie für den Privatanleger ist.

Während ich im Jahre 2006 erfolg­los mehr­heit­lich Aktientitel han­del­te, habe ich seit einem Monat kei­nen ein­zi­gen Aktientitel in mei­nem Depot. Ich füh­le mich mit einem Portfolio von ETFs viel ent­spann­ter. Jetzt erspa­re ich mir die Suche nach Scheinbegründung für die Hochs und Tiefs eines Einzeltitels.

Meine kürzlich gemachten Fehler

  • Im Jahre 2006 kauf­te ich einen Obligationen-Fond und einen Obligationen-ETF. Beide Produkte haben bis­her eine schlech­te Performance. Heute inves­tie­re ich oft­mals nur noch direkt in Anleihen mit kur­zer Laufzeit oder sel­ten mit mitt­le­rer Laufzeit. Damit wird Investition viel trans­pa­ren­ter, güns­ti­ger und berechenbarer. 
  • Der gröss­te Teil mei­ner Wertschriften sind in Fremdwährungen. Dabei wur­de bei­spiels­wei­se ein gros­ser Teil mei­ner USD Rendite durch die Abwertung die­ser Währung gegen­über den CHF ver­nich­tet. Wobei ande­re Währungen auch zuge­legt haben. Ich bin mir nicht sicher, ob der CHF heu­te noch immer eine Fluchtwährung ist, ich muss­te aber fest­stel­len, dass bei einer Korrektur an der Börse mei­ne Wertschriften in Fremdwährung auch noch gegen­über dem CHF zusätz­lich nachgaben.

Meine längerfristige Strategie

Hier ein zen­su­rier­ter Teilauszug aus mei­ner Strategie:

  • Minimal 80% des Aktienanteils wird mit pas­si­ven Index-Produkten gebil­det. Maximal 10% kön­nen für die Auswahl eines oder meh­re­ren Einzeltitel bzw. maxi­mal 20% für Sektor-ETFs oder alter­na­ti­ve Anlagen ein­ge­setzt werden.
  • Ich ver­wen­de ein Value Averaging Ansatz, wobei ich auch aus­nahms­wei­se Short-ETF ein­set­zen darf. Ziel ist bei sin­ken­den Kursen mehr Anteile zu kau­fen und bei stei­gen­den Kursen weni­ger Anteile zu kau­fen bzw. Anteile zu ver­kau­fen oder sogar short sel­ling zu betreiben.
  • Ich inves­tie­re nur noch direkt in Obligationen.
  • Mein Kernportfolio hat fol­gen­de maxi­ma­le Limiten: 8 unter­schied­li­che Aktien ETFs, 2 unter­schied­li­che Immobilien ETFs bzw. Fonds und 3 unter­schied­li­che Rohstoff ETFs.
  • Asset-Klassen, die nicht durch ETFs abge­deckt wer­den kön­nen, dür­fen aus­nahms­wei­se mit Zertifikaten oder Fonds abge­deckt werden.
  • Bei mei­nem self mana­ged Portfolio dür­fen kei­ne Produkte ein­ge­setzt wer­den, wel­che ich nicht ver­ste­he oder eine zu gerin­ge Transparenz wie bei­spiels­wei­se zur­zeit eini­ge Hedge-Fonds aufweisen.
  • Der zeit­li­che Aufwand für die Verwaltung des Portfolios darf pro Jahr nicht mehr als 50 Stunden betragen.
  • Ich behal­te mir vor, beim Scheitern mei­ner Strategie oder unter ande­ren gewis­sen Umständen ein Vermögensverwaltungsmandat einer Bank zu beanspruchen.

Meine Empfehlungen für den Neuling

Vielleicht ist es nach nicht ein­mal zwei Jahren Börsenhandel zu früh, um eini­ge wich­ti­ge Empfehlungen abzu­ge­ben. Als Anfänger kann aber sicher­lich von ehe­mals Neulingen pro­fi­tiert wer­den. Ich habe in den fast zwei Jahren meh­re­re 100 Stunden für die­ses Thema auf­ge­wen­det, nun möch­te ich mein Engagement redu­zie­ren. Informatik bleibt für mich inter­es­san­ter und der pro­duk­ti­ve Mehrwert ist erheb­lich höher.

  • Es gibt gute Literatur für den Börsenneuling. Es emp­fiehlt sich eini­ge Bücher zum Thema zu lesen, die täg­li­chen Börseninfos aus der Zeitung und Fernsehen erset­zen die­se nicht, eher sind sie als ein Rauschen zu ignorieren.
  • Ein kurz lau­fen­des Börsenspiel ist gegen­über dem rea­len Handeln nicht zu ver­glei­chen. Die meis­ten Börsenspiele haben eine kur­ze Spieldauer und ver­lei­ten den Teilnehmer zu ver­mehr­ten Transaktionen. Zudem sind emo­tio­nal die vir­tu­el­len Verluste mit Realen nicht ver­gleich­bar. Für die ers­ten Erfahrungen ist bes­ser mit klei­ne­rem Transaktionsvolumen in der rea­len Welt zu beginnen.
  • Die Wahl der „Richtigen“ Online-Handelsplattform ist sehr wich­tig. Auf Grund der Zinseszinswirkung kön­nen bei­spiels­wei­se zu hohe Transaktionskosten die Nettorendite über einen län­ge­ren Anlagehorizont stark reduzieren.
  • Gier und Angst sind schlech­te Ratgeber und hin und her machen Taschen leer. Eine Geldanlage soll­te stra­te­gisch mit einem län­ge­ren Zeithorizont betrie­ben werden.
  • Bevor Sie sich für eine Strategie ent­schei­den, wel­che die Wahl der rich­ti­gen Titel mit Market-Timing vor­aus­setzt, beden­ken Sie, dass 80% der Fondsmanager ihren Vergleichsindex nicht schla­gen. Dabei ver­wen­den die Profis fun­da­men­tal- und/oder tech­ni­sche Analyse usw. Stellen Sie sich die Frage: Was kann ich bes­ser als die­se Profis, damit ich über­durch­schnitt­lich abschnei­de? Meine Antwort war nichts, daher habe ich mich für Index-Investing entschieden.
  • Suchen Sie sich ein einen glo­ba­len Benchmark als Massstab für die eige­ne Performance.
  • Einfache, ver­ständ­li­che und trans­pa­ren­te Produkte sind den kom­pli­zier­ten Konstrukten vorzuziehen.
  • Trauen Sie kei­nem, der heis­se Tipps oder die ulti­ma­ti­ve Strategie anbie­tet. Es gibt nir­gends hohe Renditen mit tie­fem Risiko.
  • Die Portfoliotheorie von Markowitz bewies, dass die Diversifikation der bes­te Anlagegrundsatz schlecht hin ist. Nur wei­ni­ge Titel im Portfolio erhöht das Risiko aber meis­tens nicht die Rendite.