Seit zirka 3.5 Jahren nehme ich aktiv am Wertpapierhandel teil. Am 14.11.2006 kaufe ich zum Kurs von EUR 98.00 meine erste Anleihe (auch Obligation oder englisch Bond genannt), 3.125 RABOBK 10/EE (XS0210106695). Diese werde ich wahrscheinlich bis zum Verfallsdatum halten.
Ich schreibe hier über meine Erfahrungen mit Anleihen und Obligationenfonds, in einem zukünftigen Eintrag werde ich vermehrt in die Theorie von Anleihen eingehen. Scheinbar sind Anleihen eine „langweilige“ Asset Klasse die nicht viel Wissen benötigt, ich kann Ihnen versichern, dass dies nicht zutrifft. Sie werden sehen was ich schon für Fehler gemacht habe und daraus lernte.
Wer gut essen will, kauf Aktien. Wer gut schlafen will, kauf Obligationen. Diese Börsenweisheit trifft nicht immer zu, auch Obligationen können hohen Kursschwankungen unterliegen. Zudem sind hohe Teilverluste oder gar Totalverluste möglich, als Beispiel nenne ich hier die Anleihe 7.25 GM 13 /EE (XS0171942757) von General Motors:
Eine solche Anleihe hätte der Anleger lieber nicht im Portfolio!
Langfristig gesehen versprechen Frankenobligationen nur 4.47% Rendite; das zeigen Statistiken der Genfer Privatbank Pictet & Cie für den Zeitraum von 1926 – 2008. In derselben Periode erreichten die Aktien eine Jahresperformance von 7.6%, siehe “Die Performance von Aktien und Obligationen in der Schweiz”.
Meine Erfahrungen
Obligationenfonds
Meine ersten Börsentransaktionen wickelte ich bei der Postfinance ab. Zuerst kaufte ich mir im Jahr 2006 einige Aktientitel und später im Jahr auch Obligationen. Im Dezember 2006 dachte ich mir, es wäre gut auch einige High Yield Obligationen zu besitzen. Diese wollte ich aber nicht selbst überwachen, sondern den Anlageprofis überlassen. Daher kaufte ich am 27.11.2006 bei der UBS den UBS (CH) Bond High Yield (CH0002775242) zum Kurs von 83.34, dabei musste ich eine Ausgabekommission von 1.35% bezahlen.
Im 2007 betrug die Performance nach Abzug von Gebühren ‑1.8% und im 2009 gar ‑9.4%. Die pauschale Verwaltungskommission beträgt 1.02% p.a..
Noch im Dezember 2006 wurde der Fonds in UBS Key Selection CHF Bonds unbenannt. Damit waren mein Ziel, der Investition in High Yield Bonds verfehlt worden. Das Portfolio dieses Fonds enthält nur zirka 6% High Yield Bonds. Am 15.08.2008 habe ich diesen mit einem Verlust von 5.82% exklusiv Steuerbelastung verkauft. Der Verkauf verursachte keine zusätzlichen Kosten.
Im Chart ist ersichtlich, dass der Kurs nach Zinszahlung um die ausbezahlten Prozente einbrechen kann.
Wer nicht einzelne Firmenanleihen handeln will, kann dies beispielsweise mit dem iShares Euro Corporate Bonds (CHF) ETF, ein breit diversifiziertes Anleihenportfolio kaufen. Bei diesem ETF betragen die jährlichen Gebühren 0.2%, d.h. er ist 5‑mal günstiger als der UBS Key Selection CHF.
Rating (Bonität)
Ratings von AAA bis BBB werden als Investment-Grade bezeichnet und können unter anderem an der SIX Swiss Exchange gehandelt werden. Als Sub-Investemtn-Grade, Junk oder High Yield werden die Ratings von BB bis D genannt.
Fremdwährungsanleihe
Am 20.12.2006 kaufte ich den 3.75 Swedish Covert Bond 08, damals war der Wechselkurs EUR/CHF 1.61. Ich hielt diese Anleihe bis zum Verfall am 20.11.2008. Wenn eine Anleihe bis zum Verfall gehalten wird, so entfällt natürlich die Courtage und eidg. Umsatzabgabe von 0.15%. Am 20.11.2008 war der Kurs EUR/CHF 1.52, damit habe ich einen Währungsverlust von zirka 5.5% erlitten.
Rechnet man die Währungsverluste, Courtage, Depotgebühren usw. zusammen, so fällt die Rendite vor Steuer unter 1.5% zusammen, dabei habe ich nach dem Verfall der Anleihe den Währungsaustausch vermieden.
Auch wenn höhere Zinsen von Fremdwährungsanleihen oftmals sehr verlockend sind, ist dies aus der CHF-Sicht mit hohen Fremdwährungsrisiken verbunden.
Meine Strategie 2008
Seit ich bei der Migros Bank ein Depot habe und diese eine Ticket Fee von CHF 40.00 anbietet, ist es durchaus eine Option eine Anleihe nicht mehr bis zu ihrem Verfall zu halten. Angenommen Sie hätten am 15.10.2007 folgende Anleihe mit dem m‑bancnet bei der SIX gekauft:
CHF |
30,000 |
3 1/8 % OBL COOP 2007–28.9.10 VALOR
003.418.237.5 ZU 99.95 % |
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KURSWERT |
CHF |
29,985.00 |
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ZINS |
CHF |
52.10 |
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STEUERN, MARKTGEBUEHREN, FREMDE SPESEN ETC. |
CHF |
3.00 |
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BRUTTO |
CHF |
30,040.10 |
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COURTAGE |
CHF |
40.00 |
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EIDG. UMSATZABGABE + SWX/EBK-GEBUEHR |
CHF |
24.05 |
Wie man sieht, kann man bei der Migros auch Coop kaufen.
Der letzte Zinstermin bzw. Liberierung von dieser Anleihe war der 28.9.2007, die aufgelaufenen Zinsen von CHF 51.10 bis zum 15.10.2007 müssen dem Verkäufer bezahlen. Es muss keine Verrechnungssteuer von 35% bezahlt werden, diese wird erst am 29.9.2008 automatisch mit der Jahreszinszahlung von CHF 937.50 in Abzug gebracht. Auf ausländische Anleihen wird keine Verrechnungssteuer erhoben. Wenn Sie die Anleihe kurz vor dem Zinstermin verkaufen, dann kann der aufgelaufene Marchzins als steuerfreier Kapitalgewinn kassiert werden.
Für die Steueroptimierung ist es besser Anleihen unter pari zu kaufen, d.h. unter 100% des Nominalwertes. Wenn der Rückzahlungskurs bei Laufzeitende bzw. bei einem Verkauf zu pari oder über pari geschieht, kann die Differenz zwischen Kaufkurs und Verkaufskurs/Rückzahlungskurs als einkommenssteuerfreier Kapitalgewinn verbucht werden.
Wie kaufe ich zurzeit meine Anleihen?
Seit Oktober 2008 wiederhole ich folgendes Szenario des Öfteren um die Mittagszeit oder später an der SIX mit der Anleihensuche. Wie oben beschrieben sind Fremdwährungsanleihen problembehaftet, daher erfolgt die Sucheinstellung für CHF-Anleihe. Als Preis wird maximal 100% gewählt, wegen Steueroptimierung und als Laufzeit wähle ich zwischen 1–7 oder 1–10 Jahre.
Das Resultat öffne ich als Excel-Sheet und mit dem Datenfilter werden nur diese angezeigt, welche einen Umsatz an diesem Tag hatten. Ich kaufe nur Anleihen, die mehr oder weniger täglich gehandelt werden.
Danach suche ich Anleihen, dessen Kurs an diesem Tag gesunken ist und möglichst eine hohe Rendite aufweist. Zudem sollte das letzte Zinsdatum möglichst nicht mehr als 3 Monate zurückliegen, wobei dies auch sehr stark abhängt, wie lange ich gedenke, die Anleihe zu halten. Zurzeit gehe ich davon aus, dass ich die Anleihe nicht bis zum Verfallsdatum halten werde. Bei der Auswahl der Anleihe denke ich daran, wie sich diese negativ auf meine Steuerrechnung auswirken könnte.
Andere wichtige Merkmale einer Anleihe
Coupon (Zinscoupon): Periodische Zinszahlung in Prozent des Nominalwerts.
Rendite (Rendite auf Verfall, Yield to maturity): Die Rendite auf Verfall ist im Gegensatz zu der Angabe des Coupon relativ exakt, weil neben dem Jahreszins auch die Restlaufzeit und die Kursdifferenz zum Nennwert in die Berechnung einfliesst. Wenn der Zinscoupon 5% beträgt und der Kurs bei 103 liegt wird die Rendite auf Verfall kleiner ausfallen als die 5%, anders wenn der Kurs unter pari liegt, dann wird die Höhe der Rendite grösser als 5% sein. Dadurch wird klar das der intelligente Investor mit dieser Kennzahl bei der Auswahl der Anleihe arbeitet und nicht mit dem Zinscoupon.
Duration: Diese zeigt an, wie stark eine Anleihe oder ein Portfolio auf Zinsänderungen reagiert. Anders ausgedrückt, schätzt die Duration um viele Prozentpunkte sich der Kurs ändern würde, wenn sich die Zinsen um 1% bewegen. Angenommen der Zins steigt um 1%, dann würde eine Anleihe mit einer Duration von 2, einen erwarten Kursrückgang von 2% haben. Weitere Erläuterungen siehe Bewertung von Anleihen.
Restlaufzeit in Jahren: Anzahl Jahre vom jetzigen Datum bis zur Rückzahlung der Anleihe.
Bei der SIX Swiss Exchange gibt es einen Anleihenrechner, damit können die wichtigen Kennzahlen berechnet werden.
Einige Beispiele
Ich gehe jetzt hier auf einige Beispiele von Anleihen ein, dabei spielt das Verfalldatum keine Rolle. Viele Unternehmensanleihen sind seit den Tiefs vom März 2009 wieder heftig gestiegen. Es gibt aber durchaus noch Staats- oder Unternehmensanleihen mit einer Rendite von 4% und mehr. Die meisten Anleihen mit hoher Rendite sind vom ausländischen Finanzsektor oder Staatsanleihen von Staaten wie Ungarn, Mexiko usw..
Die hier ausgeführte Vorgehensweise hat seine beste Zeit schon hinter sich, es ist ein bisschen wie eine Analystenempfehlung – die kommen mit ihren Anlagevorschlägen auch immer zu spät, dies ist übrigens wissenschaftlich nach gewissen.
Steuern
Obligationen werden zum Steuerkurs als Vermögen versteuert, hierbei kann man wahrscheinlich nicht optimieren. Der Zinscoupon kann die Steuerrechnung in die Höhe treiben, dieser wird als Bruttoertrag versteuert. Wenn jemand einen ziemlich hohen Grenzsteuersatz hat, beispielsweise 35% oder mehr und die Aufwendungen für den Kauf und Verkauf der Obligation zusammen beispielsweise nicht mehr als 0.6% betragen, so ist es rein rechnerisch besser, die Obligation vor dem Zinstermin zu verkaufen. Beispiel:
Nennwert 50‘000.00; Zinscoupon 3% -> Jahreszins 1‘500.00
Aufwand für den Kauf/Verkauf (Transaktionskosten) -> 300.00
Für diesen Jahreszins müssten 525.00 Steuer bezahlt werden. Wenn jedoch vor dem Zinstermin verkauft wird, so kostet es nur die Transaktionskosten von 300.00. Bei diesem Beispiel wurde vorausgesetzt, dass der Kurs beim Verkauf und Kauf unverändert war und dass die Anleihe gerade nach dem Zinstermin gekauft und vor dem Zinstermin verkauft wurde. Allerdings können die Steuerbehörden häufige Verkäufe kurz vor Couponverfall möglicherweise als Steuerumgehung taxieren.
Jeder Anleger sollte selbst ausrechnen, wie sich die Couponzahlungen auf seine Einkommenssteuer und bei vermögendem Anleger zusätzlich auf die Vermögenssteuer auswirken. Nur wenn der Handelnde auch die Steuererklärung „im Griff hat“, können solche Strategien umgesetzt werden. Wenn jemand sein Geld in Obligationenfonds einbezahlt und die Steuererklärung ausfüllen lässt, dann wird eine solche Steueroptimierung kaum möglich sein.
Bei der Versteuerung sind Aktien klar im Vorteil, in der Schweiz müssen Kapitalgewinne nicht versteuert werden. Vielleicht ist auch für den sehr defensiven Anleger ratsam einen kleinen Teil seines Portfolios in Aktien zu investieren als ein reines Obligationenportfolio zu halten.