Was bei Lebensmittel- und Pharmaindustrie so nicht ist

Wären Sie glück­lich, falls die Lebensmittelindustrie auf den Produktaufdruck der nähr­wert- und gesund­heits­be­zo­ge­nen Angabe ver­zich­ten wür­de. Dafür wür­de die Lebensmittelindustrie nach gehäuf­ten Lebensmittelerkrankungen eine Broschüre mit dem Titel “Besondere Risiken bei Lebensmittel” in die Haushaltungen verschicken.

Was wür­den Sie dazu sagen, wenn der Beipackzettel bei den Medikamenten nur das Anwendungsgebiet, die Dosierung bzw. Dauer der Anwendung und die Haltbarkeit des Medikamentes aus­wei­sen wür­de. Keine Hinweise auf die mög­li­chen Nebenwirkungen, Wechselwirkungen mit ande­ren Medikamenten usw. Sie wür­den aber nach gehäuf­ten Todesfällen ver­ur­sacht durch Medikamente von der Pharmaindustrie ein Heft mit dem Titel “Besondere Risiken bei Medikamenten” nach­hau­se geschickt bekommen.

Um beim Vergleich der Schweizer Onlinebroker zu blei­ben, es wäre durch­aus mög­lich die feh­len­den Informationen der Lebensmittel bzw. der Medikamente mit­tels Internet umständ­lich zu ermitteln.

Nicht nur die Rendite zählt 

Wahrscheinlich haben vie­le Anleger im Jahr 2008 und teil­wei­se auch 2009 schmerz­lich erfah­ren, dass die Rendite nur ein Teil einer Finanzanlage ist und das Risiko oft­mals zu wenig beach­tet wird.

effektenhandel

Ende 2008 und Anfang die­ses Jahres bekam ich von den Banken, wo ich online Wertschriften hand­le, das Heft “Besondere Risiken im Effektenhandel”. Wahrscheinlich habe fast alle online Trader von ihren Brokern eine sol­che Druckschrift erhal­ten. Erstaunlicherweise wur­den die Anleger erst mit dem Börsenabsturz 2008 wie­der ein­mal an die­se Risiken erinnert.

Angenommen Sie gehen zum ers­ten Mal zu einem Anlageberater, dann wer­den Sie hof­fent­lich fest­stel­len, dass er viel Zeit ver­wen­det, um Ihr Risikoprofile zu ermit­teln. Zusätzlich zu Ihrer Risikoneigung wird der Anlageberater auch Ihr erwar­te­tes Renditenziel und den unge­fäh­ren Anlagehorizont wis­sen wol­len. Mit die­sen drei Parametern, aus­ge­drückt in Zahlen, kann eine Finanzanlage bzw. ein Portfolio ermit­telt wer­den. Die meis­ten Wertpapiere haben ein Risiko/Rendite Profil, was viel­fach aus his­to­ri­schen sta­tis­ti­schen Kursen errech­net wird. Der Anlageberater wird auf Grund die­ses quan­ti­ta­ti­ven Anlageprozess, eines für Sie pas­sen­des Portfolio ermitteln.

Keine Risikoangaben bei Schweizer Onlinebroker

Leider küm­mert sich der Schweizer Onlinebroker wenig um das ein­ge­gan­ge­ne Risiko ihrer Kundschaft. Ich habe ein­mal ein paar Onlinebroker dar­auf hin geprüft, wel­che Risikozahlen sie beim Kauf eines Wertpapiere angeben.

Migros Bank

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In ihren M‑BancNet gibt es weder beim Kauf eines Wertpapieres noch für das gesam­te Portfolio irgend­wel­che Zahlen über Risiken.

E‑Trading der Postfinance

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Keine Angaben über die Risiken beim Kauf eines Wertpapieres und auch nicht für das Gesamtrisiko des Portfolios. Es ist mir uner­klär­lich, war­um E‑Trading ein Werkzeug für die Chartanalyse anbie­tet und ander­seits ihren Onlinetrader über die Risiken sei­nes Portfolios im Dunkeln lässt.

Andere Handelsplattformen

Weiter habe ich auch die Demoversionen der Handelsplattform von Saxo Bank und Keytrade Bank kurz geprüft, auch dort kei­ne Angaben über Risiken. Anders bei der Rendite, die­se wird bei vie­len Onlinebrokern ausgewiesen.

Swissquote hat es, will dies aber teilweise bezahlt haben

Risikoangabe für Portfolio

Bei der Swissquote kann das Portfolio nach Value at Risk (VaR) aus­ge­wer­tet wer­den. Dieser wird für den aktu­el­len Tag, für eine Woche und einen Monat berech­net. Dasselbe gilt auch für den Value at Gain (VaG), mit die­sen Angaben kön­nen auch die Risiken für asym­me­tri­sche Anlagen dar­ge­stellt wer­den, was für vie­le struk­tu­rier­te Produkte sehr hilf­reich ist. Auch das Gesamtrisiko der Portfolios wird auf einer Skala von 1 bis 10 eingestuft.

swissquoterisiko

Bei Portfolios mit nur sym­me­tri­schen Anlagen wie bei­spiels­wei­se ETF’s, Aktien usw. wäre es wün­schens­wert, wenn die Risiken für ein Jahr aus­ge­wie­sen würden.

Risikoangaben beim Kauf

Der Equity- und Portfolio Analyzer von Swissquote schei­nen mei­nen Forderungen bezüg­lich der Risikoangaben beim Kauf einer Position auch zu erfül­len, lei­der konn­te ich die­se bei­den Werkzeuge noch nicht in Aktion sehen. Wobei Swissquote die­se Dienstleistung jähr­lich mit CHF 199.– in Rechnung stellt, eben­falls für Kunden mit einem Konto.

Onlinebroker ohne Risikozahl/en nicht akzeptabel

Für mich als Onlinetrader ist die­ser Zustand der feh­len­den Risikozahlen nicht akzep­ta­bel. Ich fra­ge mich, für was wir in der Schweiz eine eid­ge­nös­si­sche Finanzmarktaufsicht (fin­ma) haben. Diese ver­langt von ihr über­wach­ten Banken auch Risikozahlen, war­um hat der Privatanleger kein sol­ches Recht auf die­se Risikozahlen der Onlinebroker. Obliegt es nicht der fin­ma, den Kunden vor den Banken zu schützen?

Natürlich kön­nen die­se Risikowerte für vie­le Wertpapiere, irgend­wo im Internet gefun­den wer­den und das Risiko eines Portfolios kann der Trader selbst berech­nen. Nur gehö­ren Rendite und Risiko zusam­men und müs­sen ent­spre­chend auch von den Handelsplattformen berech­net und aus­ge­wie­sen werden.

Den Einwand, dass vie­le Trader die­se Zahlen sowie­so nicht ver­ste­hen wür­den, kann als Begründung auch nicht ange­führt wer­den. Falls ein Anleger die Risikowerte nicht ver­steht, kann er sich die­se von sei­nem Anbieter erläu­tern las­sen, mög­li­cher­wei­se lässt er sich die­se Dienstleistung gar bezahlen.

Eine Rendite über einer risi­ko­lo­sen Anlage umfasst auch ein Risiko, der Anleger hat Anrecht die­ses Risiko durch den Onlinebroker quan­ti­fi­ziert zu bekommen.

Berechnung der Korrelationen mit Excel

In die­sem Beitrag wer­de ich auf­zei­gen, wie Sie die Korrelation mit Excel selbst berech­nen kön­nen. An ein paar Praxisbeispielen wer­den wir sehen, war­um Korrelationen hilf­reich sein können.
Für das fol­gen­de Praxisbeispiel habe ich mir die Tageskurse eini­ger ETF’s sowie der Aktie Nestlé bei der SIX abge­holt. Auf Grund des UBS-ETF MSCI JAPAN (FDJPHU/ LU0136240974) hat mich noch die Korrelation zum Währungskurs JPY/CHF interessiert.

Wertpapier/Währung Standardabweichung 250 Tage
ZKB SILVER ETF  (ZSIL/ CH0029792717) 49.63%
ZKB GOLD ETF  (ZGLD/ CH0024391002) 28.84%
Xmtch (CH) SLI  (XMSLI/ CH0031768937) 38.36%
UBS-ETF MSCI JAPAN  (FDJPHU/ LU0136240974) 46.07%
NESTLE N  (NESN/ CH0038863350) 30.42%
DB X‑TR DAX  (XDAX/ LU0274211480) 47.06%
DB X‑TR SHORT DAX  (XSDX/ LU0292106241) 36.93%
JPY/CHF 17.13%

Die meis­ten die­ser Wertpapiere bzw. Währungskurs ste­hen in Zusammenhang mit mei­nem Portfolio, zudem woll­te ich mei­ne gefühls­mäs­si­gen Annahmen bezüg­lich Korrelationen zwi­schen den Wertpapieren überprüfen.

Korrelationen auf Tageskursen

Ich habe die Korrelationen für ein Jahr bzw. für 90-Tage auf den Tageskursen berechnet.

korr_jahr_b_tag

korr_90t_b_tag

Die 90-Tage-Korrelationen wur­den vom 22.04.2009 — 28.08.2009 berech­net, es sind also nicht 3 Monate, son­dern 90 Handelstage. Samstag, Sonntag und Feiertage gibt es kei­nen Börsenhandel, daher sind die­se Tage auch nicht in die Berechnung eingeflossen.

Korrelationen auf Wochenkurse

Ab einem Zeitraum von 6 Monaten emp­feh­le ich, die Wochenkurse zu neh­men und nicht die Tageskurse. Daher habe ich auch die Jahreskorrelationen auf der Basis von Wochenkursen berech­net, wobei ich den Freitag als Kurstag benutz­te. Im Dezember 2008 und Mai 2009 gibt es einen Zwei-Wochen-Sprung, dies soll­te das Ergebnis aber nicht stark beinträchtigen.

korr_jahr_b_woche

Tageskursen kön­nen manch­mal Extreme aus­wei­sen, was das Resultat der Korrelationen ein wenig ver­fälscht. Diese Extreme könn­ten sich inner­halb einer Woche wie­der nor­ma­li­sie­ren und daher sind Wochenkurse für die Erstellung von Korrelationen über einen län­ge­ren Zeitraum oft­mals die bes­se­re Wahl.

Korrelationen in der Praxis und meine gefühlsmässigen Annahmen

Wer die Kurse täg­lich oder wöchent­lich beob­ach­tet, wird wahr­schein­lich auto­ma­tisch gewis­se Korrelationen zwi­schen den Kursen der Wertpapiere fest­stel­len. Beispielsweise steigt der Ölpreis zur­zeit mit den Aktienindizes, dies ist nicht immer so. Noch im Jahr 2008, als der Ölpreis über UDS 100 lag, wie­sen die­se bei­den Assets eine nega­ti­ve Korrelation auf. Ich wer­de im Folgenden auf eini­ge Korrelationen die mein Portfolio beein­flus­sen eingehen.

Silber, Gold und Aktien

Es gibt eine star­ke Korrelation (>0.7) zwi­schen Gold und Silber. Ich hat­te aber in der letz­ten Zeit (90 Tage) das Gefühl, das der Silberpreis zuneh­mend auch mit den Aktienindizes kor­re­liert. Die 90-Tage-Korrelation scheint dies mit dem SLI und dem Dax zu bestä­ti­gen. Die auf ein Jahr hoch­ge­rech­ne­te Volatilität des Silbers war mit fast 50% weit­aus höher als die des Goldes mit nur zir­ka 29%.

gold_silber

Dass die Streuung beim Silber höher ist, lässt sich her­vor­ra­gend mit einem Punktdiagramm dar­stel­len. Im Oktober 2008 gab es beim Silber gar eine posi­ti­ve wie nega­ti­ve Rendite in Bereich von 10%.

Silber wird mehr als Gold in der Industrieproduktion ver­wen­det, daher schei­nen die höhe­re Korrelation zu den Aktien und höhe­re Volatilität gegen­über Gold nicht zu erstaunen.

Nestlé, SLI und Dax

Ich habe zur­zeit kei­nen direk­ten Aktientitel in mei­nem Portfolio, vor Kurzem habe ich mit Intel mei­ne letz­te Position ver­kauft. Trotzdem fin­de ich Nestlé eine mög­li­che Option für mein Portfolio, er ist mit einer Standardabweichung von zir­ka 30% weni­ger vola­til als der SLI mit cir­ca 38%. Zudem zahl­te Nestlé am 29.04.2009 eine Jahresdividende von CHF 1.40 pro Einheit, d.h. mehr als 3%. Die 90-Tage-Korrelation von Nestlé zum SLI beträgt nur 0.24, was die­sen Titel nebst der Dividendenzahlung zusätz­lich inter­es­sant macht. Dieser Titel könn­te defi­ni­tiv auch eine Bereicherung für ein rei­nes Anleihenportfolio sein.

UBS-ETF MSCI JAPAN und JPY/CHF

Zurzeit habe ich noch den UBS-ETF MSCI JAPAN (FDJPHU/ LU0136240974) in mei­nem Portfolio. Ich wer­de das Gefühl nicht los, das der stei­gen­de MSCI Japan ein­her­geht mit fal­len­dem Yen. Meine Annahme wird nur teil­wei­se von der 1‑Jahr-Wochenkurs-Korrelation bestätigt.

DB X‑TR DAX Dax und DB X‑TR DAX Short Dax

Wahrscheinlich erwar­ten Sie zwi­schen den bei­den ETF’s eine voll­stän­di­ge inver­se Korrelation. Die 1‑Jahr-Wochenkurs-Korrelation kommt mit ‑0.85 der ‑1 noch am nächs­ten. Ich stel­le mir vor, dass die Abweichung auf Grund des feh­len­den Volumens an der SIX zu Stande kommt bzw. die bei­den ETF’s den Dax kaum syn­chron exakt tra­cken. Diese Theorie wird durch die 1‑Jahr-Wochenkurs-Korrelation gestützt, damit wer­den die täg­li­chen Abweichungen zum Net Asset Value (NAV) teil­wei­se “geglät­tet”.

Anmerkung zu Excel

Damit die fol­gen­den Arbeitsmappen kor­rekt funk­tio­nie­ren, müs­sen Sie die Ausführung von Makros erlau­ben. Zuerst kön­nen Sie die­se ohne die Ausführung der Makros laden und den Quellencode der Makros im Microsoft Visual Basic [ALT]+[F11] prü­fen. Wie Sie oben sehen, wur­de Excel 2007 mit der “Bedingten Formatierung” erwei­tert. Eine sol­che Einfärbung einer Matrix ist nun “kin­der­leicht”.

Funktionen

KORREL(Matrix1;Matrix2)

Gibt den Korrelationskoeffizient einer zwei­di­men­sio­na­len Zufallsgrösse zurück, deren Werte in den Zellbereichen Matrix1 und Matrix2 ste­hen. Das Excelmakro CorrMatrix(Matrix) erleich­tert die Berechnung einer Matrix von Korrelationen, sie­he “Computing The Correlation Matrix – By Simon Benninga”. Dort kön­nen Sie auch ent­neh­men, wie eine sol­che Funktion in Excel ein­ge­ge­ben wird.

KOVAR(Matrix;Matrix2)

Diese Funktion gibt die Kovarianz zurück, den Mittelwert der für alle Datenpunktpaare gebil­de­ten Produkte der Abweichungen. Wie beim Korrelationskoeffizienten steht eine posi­ti­ve Kovarianz für eine posi­ti­ve linea­re Assoziation zwi­schen den Datenpunktpaar und umge­kehrt. Da der Wert der Kovarianz von den Einheiten der Datenpunktpaare abhängt, gibt es kei­nen “abso­lu­ten” Wert. Für den Anwender ist der Korrelationskoeffizient für die Beurteilung der Stärke der Assoziation weit­aus bes­ser geeig­net. Das Excelmakro VarCovar(Matrix) ermög­licht die Berechnung einer Matrix von Kovarianzen.

Arbeitsmappe für Excel 2007: Korr_Beispiel.xlsm 2007
Arbeitsmappe: Korr_Beispiel.xls

Im ers­ten Teil haben wir die Bedeutung der drei sta­tis­ti­schen Kenngrössen durch­schnitt­li­che Rendite (Mittelwert), die Streuung (Standardabweichung, Risiko, Volatilität) und Korrelation (Verhältnis zu ande­ren Wertpapieren) ken­nen gelernt. Wir wis­sen nun, dass die Rendite nur die hal­be Wahrheit ist und allei­ne nicht viel aus­sagt. Was zählt ist die risi­ko­ad­jus­tier­te Rendite oder eben die Rendite im Verhältnis zum Risiko.

Vorteil von Diversifikation

Anhand von zwei Portfolios kann der Vorteil der Diversifikation auf­ge­zeigt wer­den. In den bei­den fol­gen­den Portfolios wird eine Münze als Zufallsgenerator benutzt.

Portfolio mit einem Asset

Zuerst das Portfolio aus einem Asset, nen­nen wir dies Asset A.

Ergebnis Münzwurf Return
1 Kopf 30%
2 Zahl -10%

Eine simu­lier­te Serie wür­de eine Rendite von 1.3x0.9=1.17 für zwei Zeitperioden erge­ben, d. h. die Rendite beträgt zuerst 30% und danach folgt ein Verlust von 10%, daher die­se Multiplikation. Den am Anfang ein­ge­setz­ten Betrag kann mit 1.17 mul­ti­pli­ziert wer­den, um den Endbetrag zu berech­nen. Angenommen Sie hät­ten CHF 100 inves­tiert, dann hät­ten Sie nach zwei Zeitperioden CHF 117. Der Mittelwert (arith­me­ti­sche Mittel) ist 10% und die Standardabweichung beträgt 20%. Das geo­me­tri­sche Mittel beträgt 8.17%.

Geometrisches Mittel

Angenommen Sie besit­zen eine Aktie im ers­ten Jahr ver­dop­pelt sich die­se (100% Rendite) und im zwei­ten Jahr hal­biert sich der Wert (-50% Rendite), d. h. ein Verlust von 50%. Damit haben Sie in zwei Jahren kei­ne Rendite erzielt. Der Mittelwert ergibt aber (100%+(-50%))/2=25%, daher ist der Mittelwert bzw. durch­schnitt­li­che Rendite für die Berechnung der annua­li­sier­ten Renditen nicht brauch­bar. Mit dem geo­me­tri­schen Mittel √(2x0.5) — 1 = 0 erhält man die kor­rek­te Rendite. 100% wer­den als 2 abge­bil­det und die ‑50% als 0.5, damit ist das Resultat 1, da wir von 1 aus berech­ne­ten, wird am Schluss die 1 abgezogen.

Portfolio mit zwei Assets

Wir fügen dem Asset A ein Asset B hin­zu, die­ses hat die­sel­be Standardabweichung, Mittelwert usw. wie Asset A. Das Portfolio besteht je zu 50% aus Asset A bzw. Asset B.

Ergebnis Erster Münzwurf Zweiter Münzwurf Gesamtergebnis Berechnung Gesamtergebnis
1 Kopf Kopf +30% 0.5x1.3(A) + 0.5x1.3(B) = 1.3
2 Kopf Zahl +10% 0.5x1.3(A) + 0.5x0.9(B) = 1.1 
3 Zahl Kopf +10% 0.5x0.9(A) + 0.5x1.3(B) = 1.1
4 Zahl Zahl -10% 0.5x0.9(A) + 0.5x0.9(B) = 0.9

Da jedes der vier Ergebnisse der­sel­ben Wahrscheinlichkeit unter­liegt, ergibt sich einen Renditefaktor von 1.3x1.1x1.1x0.9 = 1.4157 für vier Zeitperioden. Der Mittelwert ist immer noch 10%, aber die Standardabweichung ist nur noch 14.14%, d. h. das Risiko des Portfolios wur­de redu­ziert. Zudem ist die annua­li­sier­te Rendite auf 9.08% ange­wach­sen. Wie ist dies möglich?

Wenn die Assets eines Depots nicht mit­ein­an­der kor­re­lie­ren, so ver­min­dert sich das Risiko bei mög­li­cher stei­gen­der Rendite. Das Ergebnis des ers­ten Münzenwurfes beein­flusst in kei­ner Weise den Zweiten, daher auch kei­ne Korrelation zwi­schen den bei­den Assets. Wären die bei­de Würfe per­fekt mit­ein­an­der kor­re­liert, so wür­de Ergebnis 2 und 3 nie ein­tre­ten und wir hät­ten die­sel­ben Renditen wie beim Portfolio mit einem Asset. Wären der zwei­te Wurf per­fekt mit dem Ersten invers kor­re­liert, so wür­de Ergebnis 1 und 4 nie ein­tre­ten, somit hät­ten wir ohne Risiko eine annua­li­sier­te Rendite von 10%. Leider wer­den wir nie lang­fris­tig eine voll­stän­di­ge inver­se Korrelation antref­fen — das wäre zu schön.

Arbeitsmappe: AssetAuAuBt.xls

Normalverteilung

Die Moderne Portfolio Theorie (MTP) wur­de 1952 in einem Aufsatz über “Portfolio Selection” von Harry Markowitz vor­ge­stellt. Markowitz hat­te die Annahme nor­mal­ver­teil­ter Renditen dabei nur als eine mög­li­che Voraussetzung für die Anwendbarkeit sei­ner Portfoliotheorie gese­hen. Vorausgesetzt wird von Markowitz, dass es sich bei der erwar­te­ten Rendite eines Wertpapieres um eine Zufallsgrösse han­delt, die inner­halb bestimm­ter Grenzen zufäl­lig schwankt. Die Normalverteilung mit der Standardabweichung σ (bzw. Varianz σ²) vom Erwartungswert μ wird wegen ihrer Einfachheit ger­ne in der Portfoliotheorie benutzt. Leider kann auf prak­tisch allen Finanzmärkten beob­ach­tet wer­den, dass die Wahrscheinlichkeit gros­ser Verluste oder auch Gewinne weit­aus höher ist, als es die Gauß’sche Glockenkurve vor­her­sagt. Ich möch­te die­se Problematik hier nicht wei­ter aus­füh­ren, lie­ber zei­ge ich bild­lich, war­um von einer Glockenkurve gespro­chen wird:

sp500_faz_net

Dieses Histogramm der Jahresrenditen des S&P 500 von 1825–2008 wur­de der FAZ.NET entnommen.

WARNUNG: Die his­to­ri­schen Erwartungswerte müs­sen sich aber kei­nes­wegs in der Zukunft, ins­be­son­de­re nicht in bestimm­ten Zeitperioden bestä­ti­gen. Dennoch ist die erwar­te Rendite bzw. erwar­te­te Risiko für eine län­ge­re Anlageperiode noch immer die Wahrscheinlichste.

Für die UBS habe ich die Häufigkeiten der Tagesrenditen vom 4.01.2005 — 14.08.2009 berech­net. Mit viel Fantasie ist auch hier eine Normalverteilung sicht­bar. Mit der Rendite von 31.66% gab es am 19.09.2008 einen Ausreiser im Gewinnbereich.

ubshaeufigkeit

Arbeitsmappe: ubsHaeufigkeit.xls

Vielleicht haben Sie auch einen Kollegen/in die Ihnen erzählt, sie habe gera­de “viel” Geld mit UBS-Aktien gemacht. Vielleicht hat die­se Person nur gera­de Aktien von 3 Unternehmen und behaup­tet, sie habe den gros­sen Durchblick bei Investitionen. Mit Simulationen kann ein­fach auf­ge­zeigt wer­den, dass wenig diver­si­fi­zier­te Portfolios fast in 70% aller Fälle hin­ter der Performance von gut diver­si­fi­zier­ten Portfolios zurückbleiben.

Ich wer­de daher eini­ge Einträge in die­sem Blog der Portfoliodiversifikation wid­men, dazu müs­sen zuerst ein wenig Wissen bezüg­lich Volatilität, Korrelationen usw. ver­mit­telt wer­den. Natürlich ist dies nicht für alle inter­es­sant und zudem muss man dabei sein Gehirn ein biss­chen bemü­hen. Viele Kleinanleger bewe­gen sich zufrie­den auf dem seich­ten Niveau der TV-Sendungen SF Börse. Gerade die Sendung SF Börse bewegt sich auf tie­fem Niveau. Hierzu ein Beispiel: Oftmals gegen die bei der Bekanntgabe von Unternehmensquartalszahlen des­sen Aktienkurs nach unten, dar­aus schliesst SF Börse, das die Anleger bes­se­re Zahlen erwar­tet haben. Dabei geht ver­ges­sen, dass der Aktienkurs die­ses Unternehmens viel­leicht schon weni­ge Tage vor­her in der Erwartung bes­se­rer Quartalszahlen “zu” stark gestie­gen war. Wahrscheinlich kennt SF Börse die Börsenweisheit nicht: “Kaufe das Gerücht, ver­kau­fe die Nachricht”. Anderseits ist es nicht erstaun­lich das sol­che Privatanleger im Jahre 2008 mehr als 40% ihres Vermögens an der Börse ver­spe­ku­liert haben.

Es ist rela­tiv leicht, die oben genann­te Angeber/in zu ent­zau­bern. Schon nur die Frage nach dem quan­ti­ta­ti­ven ein­ge­gan­ge­nen Risiko wird sie wahr­schein­lich nicht beant­wor­ten kön­nen. Es ist däm­lich nur von Renditen zu spre­chen, ohne dabei auch die damit ver­bun­de­nen Risiken zu erwähnen.

Risiko an realen Aktien bzw. ETF

Gerade vie­le Schweizer Privatanleger spe­ku­lie­ren mit UBS Aktien, dabei geht die hohe Volatilität die­ser Aktie ver­ges­sen. Scheinbar zieht die vie­le Medienpräsenz der UBS die klei­nen Privatanleger an. Manchmal kommt bei mir das Gefühl auf, der gesam­te Bundesrat arbei­te nur noch an den Problemen der UBS und die Schweizer Regierung sei der UBS hörig.

UBS Credit Suisse Group AG Nestlé AG DB X‑Trackers DJ Stoxx 600 Banks ETF
Kurs 14.08.2009 17.12 53.20 42.20 40.40
Performace 1 Monat 24.96% 7.87% 1.49% 27.46%
Performace lfd. Jahr 15.36% 86.67% 1.44% 52.73%
Performace 1 Jahr -21.25% 3.30% -14.95% -22.05%
Volatilität 30 Tage 43.66% 35.89% 20.79% 25.17%
Volatilität 1 Jahr 92.95% 87.07% 30.49% 61.85%

Dieser Tabelle vom 14.08.2009 kann ent­nom­men wer­den, dass die Volatilität bei der UBS-Aktie weit­aus am höchs­ten ist. Nur die Rendite der letz­ten 30 Tage belohnt die­ses ein­ge­gan­ge­ne Risiko. Wer schon viel Risiko ein­ge­hen will, hät­te bes­ser die Credit-Suisse gewählt, die Investition in UBS-Aktien war das Auslassen die­ser viel bes­se­ren Opportunität. Weniger ris­kant wäre die Investition in den DB X‑Trackers DJ Stoxx 600 Banks ETF als eine Direktinvestition in einen ein­zel­nen Banktitel. Wobei bei die­sem ETF das Währungsrisiko noch berück­sich­tigt wer­den müss­te und der Total Expense Ratio (TER) 0.3% beträgt.

Auch in die­sem vola­ti­len Marktumfeld bleibt das Risiko einer Nestlé Aktie gegen­über den Banktiteln in einem beschei­de­nen Rahmen.

Herkunft der historischen Daten

Bei OnVista kann unter der Rubrik Techn.-Analyse->Kennzahlen die Volatilität in % für die letz­ten 30 bzw. 250 Tage ein­ge­se­hen wer­den, wobei mit 250 Tagen ein Handelsjahr abge­deckt wird. Weitere freie Quellen für his­to­ri­sche Kurse von Schweizer Titeln:

Tabellenkalkulationsprogramm

Wahrscheinlich ken­nen vie­le Leser die­ses Blogs das Tabellenkalkulationsprogramm Microsoft Excel oder OpenOffice Calc. Ich wer­de mei­ne Berechnungen soweit als mög­lich mit die­sen Programmen durch­füh­ren und die Arbeitsmappen bereitstellen.

Risiko und Volatilität

Volatilität wird in der Finanzwelt als eine der bedeu­tends­ten Risikokennzahlen ange­se­hen. Allerdings ist die­se Risikokennziffer ein zwei­schnei­di­ges Schwert. Gehen wir bei­spiels­wei­se von einem simp­len Aktieninvestment aus, so gibt Volatilität kei­ne Auskunft dar­über, ob die Aktie stei­gen oder fal­len wird. Vielmehr bedeu­tet eine gestie­ge­ne Volatilität zum einen, dass die Wahrscheinlichkeit von gros­sen Kursverlusten gestie­gen ist, zum ande­ren aber auch, dass es wahr­schein­li­cher gewor­den ist, dass die Aktie star­ke Kursgewinne ver­zeich­nen wird. Demzufolge ist es nun weni­ger wahr­schein­lich, dass die Aktie dicht um das aktu­el­le Niveau schwankt. Volatilität ist ein Mass für die Schwankungsintensität eines Aktienkurses, die häu­fig als die annua­li­sier­te Standardabweichung der Tagesrenditen dar­ge­stellt wird. [1]

Fast alle Fonds-Ratingagenturen lis­ten die Standardabweichung in ihren Berichten auf. Normalerweise wer­den die Standardabweichungen der letz­ten drei, fünf und zehn Jahre auf­ge­führt. Wenn es nur Zahlen für ein oder zwei Jahre gibt, kann die Standardabweichung auf Grund der vier­tel­jähr­li­chen Renditen mit 2 (√4) bzw. der monat­li­chen Renditen mit 3.46 (√12) mul­ti­pli­ziert wer­den. Die Standardabweichungen ver­schie­de­ner Asset-Klassen sehen in der Regel so aus:

Asset-Klasse Standardabweichung
Geldmarkt 2–3%
Kurzlaufende Anleihen 3–5%
Langlaufende Anleihen 6–8%
Konservative Aktien 10–14%
Spekulative Aktien 15–25%
Emeringmarket Aktien 25–35%

Immer wenn Ihnen Ihr Bankberater ver­sucht eine bestimm­te Investition schmack­haft zu machen, fra­gen Sie ihn nach der Standardabweichung oder einem ande­ren übli­chen Risikomass. Lassen Sie sich die­ses Risikomass aus­führ­lich erklä­ren, wenn der Berater dies nicht kann, so soll­ten Sie die­sen umge­hend durch eine kom­pe­ten­te­re Person erset­zen. Bei der Standardabweichung soll­ten Ihrem Berater die fol­gen­den Aussagen bekannt sein.

In der Mathematik wird die Standardabweichung einer Zufallsvariablen häu­fig mit dem grie­chi­schen Buchstaben σ (Sigma) bezeich­net und ist in der Regel wie folgt definiert:
standardabweichungformel

Ri: Rendite mit Anzahl i; n: Periodenanzahl; x: Anlagebeginn; y: Anlageende

Bei Wikipedia kön­nen Sie die Formel anhand eines Beispieles in Aktion sehen. Wichtig ist die sind die Häufigkeiten der Realisationen in den ver­schie­de­nen Intervallen:

  • 68.27% aller Realisationen haben eine Abweichung von höchs­tens einer Standardabweichung vom Mittelwert.
  • 95.45% aller Realisationen haben eine Abweichung von höchs­tens 2 Standardabweichungen vom Mittelwert.
  • 99.73% aller Realisationen haben eine Abweichung von höchs­tens 3 Standardabweichungen vom Mittelwert.

Volatilität bei Jahresrenditen anhand eines Beispieles

Datum Jahres-
endkurse
Rendite p.a. Log. Rendite Mittelwert
Standard-
abweichung
Intervall 68.27
Intervall 95.45
Intervall 99.73

fol­gen­des Jahr
1998 31.13
1999 31.72 1.89% 1.8775% 1.8775%
2000 39.03 23.04% 20.7383% 11.3079%
13.34%
[-2.03%,24.64%]
[-15.37%,37.98%]
[-28.70%,51.32%]
2001 37.09 -4.97% -5.0983% 5.8392%
13.37%
[-7.53%,19.21%]
[-20.89%,32.57%]
[-34.26%,45.94%]
2002 29.75 -19.78% -22.0518% -1.1336%
17.71%
[-18.84%,16.57%]
[-36.55%,34.28%]
[-54.26%,51.99%]
2003 37.49 26.01% 23.1245% 3.7180%
18.78%
[-15.07%,22.50%]
[-33.85%,41.29%]
[-52.64%,60.07%]
2004 42.21 12.59% 11.8583% 5.0748%
17.13%
[-12.05%,22.20%]
[-29.18%,39.33%]
[-46.31%,56.46%]
2005 55.38 31.20% 27.1561% 8.2292%
17.72%
[-9.49%,25.95%]
[-27.22%,43.68%]
[-44.94%,61.40%]
2006 65.86 18.92% 17.3313% 9.3670%
16.72%
[-7.35%,26.09%]
[-24.08%,42.81%]
[-40.80%,59.53%]
2007 46.60 -29.24% -34.5931% 4.4825%
21.43%
[-16.95%,25.92%]
[-38.38%,47.35%]
[-59.82%,68.78%]
2008 14.85 -68.13% -114.3601% -7.4017%
42.67%
[-50.07%,35.27%]
[-92.74%,77.94%]
[-135.41%,120.61%]

Arbeitsmappe: UbsStandardAbweichungRendite.xls

Ich habe auf Grund der Jahresrenditen der UBS-Aktie, die Standardabweichungen der letz­ten 8 Jahre (2000–2008) pro Jahr berech­net. Natürlich kann die Standardabweichung, die nur auf weni­gen Werten berech­net wur­de, nicht aus­sa­ge­kräf­ti­ge Resultate für die ers­ten Jahre lie­fern. In bei­den Finanzkrisenjahren 2007 und 2008 sind Erwartungen und Realität voll­stän­dig aus­ein­an­der gelau­fen. Noch bis Ende 2006 war die Standardabweichung um die 17% über Jahre hin­weg sehr sta­bil, erst der Verlust im 2007 liess die Standardabweichung über 21% anstei­gen. Die immense Kurseinbusse von über 68% im Jahre 2008 soll­te gemäss log­arith­mier­ten Normalverteilung nur alle 740 (es ist weit mehr als 3 Standardabweichungen, daher auch mehr als 740 Jahre — aber so genau wol­len wir es auch nicht wis­sen) Jahre mög­lich sein, das zeigt die Grenzen die­ses sta­tis­ti­schen Modells für Aktienkurse.

Die Spalte “Intervall 68.27” bedeu­tet das nur alle 6.3 Jahre ein Verlust bzw. Gewinn von mehr als das im ange­ge­ben Intervalls zu rech­nen ist. Beispielsweise bewegt sich das Jahr 2006 bei einem Gewinn von 18.92% im erwar­te­ten Intervall [-9.49%, 25.95%].

Die Spalte “Intervall 95.45” bedeu­tet das nur alle 44 Jahre ein Verlust bzw. Gewinn von mehr als das im ange­ge­ben Intervalls zu rech­nen ist. Das Jahr 2005 endet im die­sem Intervall [-29.18%, 39.33%].

Die Spalte “Intervall 99.73* bedeu­tet, dass nur all 740 Jahre ein Verlust bzw. Gewinn von mehr als das im ange­ge­ben Intervalls zu erwar­ten ist. Der Verlust von 29% in Jahre 2007 bewegt sich in die­sem Intervall [-40.80%, 59.53%].

Korrelationen

Wird ein Vermögen auf ver­schie­de­ne Asset-Klassen ver­teilt, hängt das Risiko des Portfolios weni­ger von der Volatilität der ein­zel­nen Anlage als vom Zusammenhang zwi­schen den ver­schie­de­nen Asset-Klassen ab. Mit der Diversifikation wird ver­sucht, bei einem vor­ge­ge­be­nen Risiko die maxi­ma­le Rendite zu erzie­len, bzw. für eine anvi­sier­te Rendite das geringst­mög­li­che Risiko einzugehen.

Die gegen­sei­ti­ge Abhängigkeit von zwei Anlageformen wird mit dem sta­tis­ti­schen Mass der Korrelation gemes­sen. Dieses Mass liegt defi­ni­ti­ons­ge­mäss zwi­schen +1 und ‑1, wobei eine Korrelation von 1 bedeu­tet, dass die Renditen zwei­er Anlagen in einem per­fekt posi­ti­ven Zusammenhang ste­hen. Eine sol­che Kombination von Anlagen bie­tet kei­ne Diversifikation. Ein Korrelationskoeffizient von ‑1 heisst, dass sich die bei­den Anlagen genau gegen­läu­fig entwickeln.

Investoren müs­sen akzep­tie­ren, dass Korrelationen nicht in Stein gemeis­selt sind, dies kann der fol­gen­den Tabelle ent­nom­men wer­den. Hier sind die Jahres-Korrelationen von 1973 bis 2008 eini­ger Assetklassen zum S&P 500 aufgeführt.

Asset-Klasse Durchschnitt Maximum Minimum
Nicht U.S. Aktien 0.54 0.96 -0.41
U.S. Bonds 0.20 0.86 -0.85
Commodities 0.01 0.95 -0.79
Real Estate 0.55 0.97 -0.30

Gerade wenn die Märkte sich in “Stresssituationen” befin­den, ten­die­ren die Korrelationen gegen die 1, d.h. alle Asset-Klassen tau­chen bei­spiels­wei­se zusam­men ab.

Bei Goldman Sachs kann eine Korrelationsmatrix ein­ge­se­hen werden.

korrelation200906_goldmangross
Quelle: Goldman Sachs — Korrelationsmatrix, Juni 2009

Diese Matrix zeigt die Korrelationen der Renditen von ver­schie­de­nen Anlageklassen. Dabei sind im lin­ken Dreieck (unter­halb der schwar­zen Linie) die Fünfjahreskorrelationen dar­ge­stellt. Im rech­ten Dreieck befin­den sich die Einjahreskorrelationen.

Bei der Asset-Klasse Aktien haben die Indizes eine hohe Korrelation zuein­an­der. Bei eini­gen Rohstoffen Indizes ist die Korrelation seit einem Jahr deut­lich höher als bei den Fünfjahreskorrelationen, wobei Gold oder der S&P GSCI Precious Metals ER (Edelmetall) eine gute Diversifikation zu Aktien ist. Staatsanleihen haben gegen­über den Aktien gar eine nega­ti­ve Korrelation. Auf die Spekulation mit Devisen möch­te ich hier nicht wei­ter eingehen.

Im Payoff maga­zi­ne vom 07/2009 habe ich eine wei­te­re Korrelationsmatrix gefun­den. Dabei ent­spre­chen alle Werte im lin­ken unte­ren Dreieck der Korrelation der letz­ten 52 Wochen (auf wöchent­li­cher Basis gemessen).

korrelation200907_payoff

Der USD/CHF Wechselkurs und der Goldpreis wei­sen eine nega­ti­ve Korrelation von ‑0.46 auf, d.h. wenn der USD gegen­über den CHF schwä­cher wird, dann steigt der Goldpreis. Mit Gold kann daher der USD teil­wei­se abge­si­chert werden.

Anmerkung Korrelationen

Auch wenn eine voll­stän­di­ge Korrelation zwi­schen zwei Titeln besteht, kann die Rendite unter­schied­lich hoch aus­fal­len. Im fol­gen­den Beispiel wur­de die Rendite von Grafiosch aus der Rendite von ABC AG mul­ti­pli­ziert mit 0.5 + 3% berech­net. Weil die zwei Renditen line­ar sind, ergibt dies eine voll­stän­di­ge Korrelation.

Unterschiedliche Renditen und trotz­dem vollständig
korreliert
Jahr Rendite ABC AG Rendite Grafiosch
2000 23.05% 14.52%
2001 -4.97% 0.51%
2002 -19.79% -6.89%
2003 26.02% 16.01%
2004 12.59% 9.30%
2005 31.20% 18.60%
2006 18.92% 12.46%
2007 -29.24% -11.62%
2008 -68.13% -31.07%
Korrelation = 1.0

korrelationlinear

Arbeitsmappe: GrafioschABCLinearKorr.xls

Diversifikation

Auch ein rei­nes Aktienportfolio soll­te breit diver­si­fi­ziert sein. Modellrechnungen haben erge­ben, dass ein glo­ba­les diver­si­fi­zier­tes Portfolio über 100 ver­schie­de­ne Titel ent­hal­ten müss­te. Bei einem regio­na­len Portfolio genü­gen oft schon 20 Titel. Daraus wird ersicht­lich, dass die meis­ten Privatanleger für eine brei­te Diversifikation ihres Portfolios gar nicht ein­zel­ne Aktientitel kau­fen soll­ten, die Transaktionskosten und der Aufwand wären viel zu hoch. Mit den bei­den ETF auf dem MSCI World und dem MSCI Emerging Markets hat der Privatanleger eine güns­ti­ge Möglichkeit sein Aktienportfolio zu diversifizieren.

emergingworldkorr

Diese Korrelation kön­nen bei db x‑trackers unter Tools–>Korrelationsmatrix für 1, 3 und 5 Jahre ein­ge­se­hen wer­den. Die Korrelation zwi­schen dem MSCI EMERGING MARKETS TRN INDEX und dem MSCI WORLD TRN INDEX ist mit 0.81 rela­tiv hoch. Bei MSCI World gefällt mir die star­ke Gewichtung der USA mit zir­ka 50% und Grossbritannien mit zir­ka 10% nicht unbedingt.

In einem wei­te­ren Eintrag wer­de ich ver­mehrt über die Korrelationen und Portfoliotheorie schreiben…

[1] Volatilitäts-Kompass

Die Banken haben bis zur Lehman Brothers Insolvenz die struk­tu­rier­ten Produkte sehr offen­siv ver­kauft, dabei haben sie das Risiko für den Anleger aus­ge­blen­det. Ob ein Produkt ein­fach ist, hängt zunächst von den Kenntnissen des Käufers ab. Ich bin mir fast sicher, dass für die meis­ten struk­tu­rier­ten Produkte nur weni­ge Privatanlegern geeig­net sind. Schon nur bei den ein­fa­che­ren Konstrukten wie den Anlagefonds bewies der gröss­te Teil der Privatanleger ihre Unwissenheit.

AXA Umfrage [1]

Die Privatanleger sind Anfänger in Sachen Geldanlage, das sind die Ergebnisse der AXA Investment Managers (AXA IM) Umfrage. Obwohl es sich bei die­ser Umfrage über das Wissen von Fonds und nicht struk­tu­rier­te Produkte han­delt, fin­de ich die Resultate die­ser Umfrage erwähnenswert.

Was wis­sen die Schweizer über Fonds? Dieser Frage ging AXA IM auch in die­sem Jahr wie­der mit einer bevöl­ke­rungs­re­prä­sen­ta­ti­ven Umfrage nach. Zum drit­ten Mal in Folge hat das Unternehmen das Meinungsforschungsinstitut TNS Infratest damit beauf­tragt, die Schweizer zu ihrem Wissen und ihrer Einstellung gegen­über Investmentfonds zu befra­gen. Erstmals wur­de im Rahmen der Studie ein „AXA IM Wissensindex“ mit der Aufteilung der Befragten in Profis, Fortgeschrittene, Anfänger und Unwissende entwickelt.

Selbsteinschätzung

Ganze 52% stu­fen 2009 ihr Finanzwissen als gut oder sogar sehr gut ein. Die Schweizer hal­ten sich somit für „Experten“ in Finanzangelegenheiten. Ein Trugschluss wie fol­gen­de Untersuchungsergebnisse zei­gen. Der Vergleich mit ande­ren Ländern, wie Deutschland, Niederlanden und Österreich, zeigt deut­li­che Parallelen beim Wissensstand der Menschen. Am höchs­ten ist die Selbstüberschätzung in Niederland, dort schät­zen 70% ihr Finanzwissen als gut oder sogar sehr gut ein, in der Schweiz und Österreich sind dies 52% und die Deutschen sind mit 47% am realistischsten.

Die Realität

Der Wissensstand der Schweizer bleibt mit ledig­lich 44 von 100 Indexpunkten auf dem nied­ri­gen Niveau des Vorjahres. (2007: 51 Punkte). Knapp die Hälfte der Schweizer (48%) ist in punc­to Geldanlage „Anfänger“, 18% sind sogar als „Unwissende“ ein­zu­stu­fen. Der Anteil der Fortgeschrittenen ist gegen­über dem Vorjahr nahe­zu sta­bil geblie­ben. (2009: 29 %, 2008: 27 %). 2007 waren es noch 46%. Auch die Anzahl der­je­ni­gen, die sich wirk­lich gut aus­ken­nen, die so genann­ten „Profis“, hat sich gegen­über dem letz­ten Jahr kaum ver­än­dert (2009: 5 %, 2008: 4 %, 2007: 8 %).

Exemplarisch einer der Fragen: 65% der Befragten stimm­ten der Falschaussage zu: „Wenn eine Fondsgesellschaft in Konkurs geht, ver­lie­ren Anleger ihr dort ange­leg­tes Geld“. Elf Prozent ant­wor­te­ten mit „weiss nicht“. Somit wis­sen nur 24 Prozent der Schweizer, dass Fonds nicht zur Konkursmasse gehö­ren. Offenbar ist in der brei­ten Bevölkerung nicht bekannt, dass Fonds als so genann­tes „Sondervermögen“ von der Fondsgesellschaft ver­wal­tet wer­den und die Gelder sogar getrennt bei einer Depotbank liegen.

Gemässe der Studie “Strukturierte Produkte in der Schweiz 2008: eine reprä­sen­ta­ti­ve Studie aus Anlegersicht” des Instituts für schwei­ze­ri­sches Bankwesen der Universität Zürich, von Mai/Juni 2008, ken­nen 60% der Bevölkerung die Strukturierten Produkte und gar 7% haben sol­che in ihrem Depot. Beinahe 50% der Besitzer von Strukturierten Produkte sind von ihrem Bankberater auf die­se Anlageform auf­merk­sam gemacht wor­den. Die Zufriedenheit mit der Beratung lag auf einer Skala mit einem Maximalwert von 10 bei einem Durchschnittswert von 7.4.

Wie wären die Resultate, wenn die­se Studie im Mai/Juni 2009 durch­ge­führt wur­de, wahr­schein­lich wür­den gewis­se Resultate anders aus­ge­fal­len. Inzwischen hat­ten wir einen Emittentenausfall mit Lehman Brothers, zudem wur­den bei vie­len Produkten mit Barrieren die­se auch durch­bro­chen, was meis­tens uner­freu­li­che Renditen für den Anleger bedeutet.

Offensive der Anbieter

Der Umsatzrückgang der struk­tu­rier­ten Produkte an der Derivatenbörse Scoach beläuft sich nach wie vor auf 40 bis 50%. Das ist natür­lich nicht im Sinne der Anbieter, die­se wol­len auch in der Zukunft die ver­steck­ten Kommissionsgewinne ein­strei­chen. Um das lukra­ti­ve Geschäft der struk­tu­rier­ten Produkte wie­der in Gang zu brin­gen, ver­sucht es die Finanzbranche mit neu­en Innovationen.

Neuer Emissionsprozess

Um die sin­ken­de Nachfrage nach den struk­tu­rier­ten Produkten zu begeg­nen, wol­len die Anbieter jetzt die Produkte ohne Zeichnungsfrist auf die Bedürfnisse des Anlegers zuschnei­den. Professionelle Anleger und ver­mö­gen­de Privatkunden sind das Zielpublikum für die­se mass­ge­schnei­der­ten Produkte. Früher, wenn die Bank oder die Bank zusam­men mit einem Kunden ein struk­tu­rier­tes Produkt erstell­te, muss­te dies zur Zeichnung auf­ge­legt wer­den, die Zeichnungsfristen waren in der Regel 3 Wochen, erst danach konn­te der Kunde das Produkt kau­fen, dadurch ent­stand ein Timing-Risiko bezüg­lich des Basiswertes.

Neu kön­nen die­se Produkte schon wäh­rend des Kundengespräches online gestal­tet und auf Knopfdruck abge­schlos­sen und in das Depot des Kunden ein­ge­bucht wer­den. Bei der UBS kann der Kundenberater schon ab einem Betrag von CHF 20′000, ein sol­ches indi­vi­du­el­les, illi­qui­des struk­tu­rier­tes Produkt zimmern.

Value at Risk

Der Schweizerische Verband für Strukturierte Produkte (SVSP) lan­cier­te ab dem 1.07.2009 mit Value at Risk (VaR) eine Risikokennzahl für struk­tu­rier­te Produkte. Diese Kennzahl wird täg­lich neu nach Börsenschluss berech­net und ist allen Marktteilnehmern zugäng­lich. Dabei wer­den die Produkte in eine von sechs Risikoklassen ein­ge­teilt — von 1 (tief) bis 6 (sehr hoch).

Am 13.07.2009 waren 17665 Produkte bei SVSP mit VaR bewer­tet, davon fie­len fast 78% in die Risikoklasse 6:

varsp_13072009

Korrekterweise darf erwähnt wer­den, dass die Kapitalschutzprodukte in die Risikogruppe 1 und 2 mit tie­fem bis mode­ra­tem Risiko fal­len, d.h. ver­gleich­bar mit Obligationen.

Der VaR wird auf der Basis von his­to­ri­schen Daten der jeweils letz­ten 250 Handelstage, die täg­lich gerollt wer­den, auf 10 Tage hin­aus berech­net und sei­ne Wahrscheinlichkeit (Konfidenzintervall) ist auf 99% fest­ge­legt. Für den VaR von struk­tu­rier­ten Produkten heisst dies: Mit einer Wahrscheinlichkeit von 99% bleibt der Verlust wäh­rend der kom­men­den 10 Tage (für län­ge­re Perioden kann er nicht aus­rei­chend zuver­läs­sig geschätzt wer­den) unter dem ange­ge­be­nen Wert. Ein VaR von 16% bei einem Produkt besagt, dass bei einem Einsatz von CHF 100.– der Verlust auf die­sem Produkt unter dem gege­be­nen VaR Szenario nicht mehr als CHF 16.– betra­gen soll­te. Selbstverständlich kann der Verlust gerin­ger sein oder über­haupt nicht auftreten.

Fazit

Trotz der Innovationen der Anbieter blei­ben die struk­tu­rier­ten Produkte für die meis­ten Privatanleger ein zu kom­pli­zier­tes, illi­qui­des und intrans­pa­ren­tes Produkt. Auf Grund des asym­me­tri­schen Auszahlungsprofils und den Volatilitäten, Basiswert, Restlaufzeit usw. ist die Wertentwicklung wäh­rend der Laufzeit für die meis­ten Anleger nicht nach­voll­zieh­bar. Zudem man­gelt es noch immer bei der Transparenz der Kosten.

Neuer Emissionsprozess

Es wäre inter­es­sant zu wis­sen, wie viel der Anleger an Kommissionen für ein sol­ches indi­vi­du­el­les Produkt an den Anbieter zahlt. Ich sehe zwei gros­se Gefahren bei die­sem neu­en Emissionsprozess, ers­tens bei den hohen nicht nach­voll­zieh­ba­ren Kommissionen und bei der Illiquidität des Produktes.

Gerade die aktu­el­le Finanzkrise soll­te auch den Banken eine Lektion in nicht mehr funk­tio­nie­ren­de bzw. zustan­den gekom­me­ne Märkte gewe­sen sein. Die Auction rate secu­ri­ty (ARS) ist nur eines der vie­len Beispiele, für nicht mehr funk­tio­nie­ren­de Märkte, die­se Wertpapiere wur­den als der Markt noch funk­tio­nier­te von Privilegierten wäh­rend Auktionen gehandelt.

Der Anbieter wird einen Preis für das struk­tu­rier­te Produkt wäh­rend der Laufzeit stell­ten, fragt sich nur, wie fair die­ser Preis ist. Ich bin aber grund­sätz­lich ein Gegner von illi­qui­den Produkten, ich ver­mei­de auch Obligationen, die nur mäs­sig gehan­delt wer­den, obwohl das Rendite-Risiko-Verhältnis opti­ma­ler wäre.

VaR

Sicherlich wur­den mit VaR erheb­li­che Fortschritte bezüg­lich der Marktrisiken von struk­tu­rier­ten Produkten erzielt. Das Emittentenrisiko wird mit die­sem SVSP-VaR aber kaum erfasst, d.h. die Risikokennzahl hät­te den mög­li­chen Ausfall von Lehman Brothers bei ihren Kapitalschutz-Produkten nicht erkenn­bar gemacht. Bei der SVSP kann das Emittentenrisiko mit der Emittentenbonität der Mitglieder der SVSP bes­ser abge­schätzt wer­den, sie­he Emittentenbonität. Am bes­ten kann das Emittentenrisiko über den Credit-Spread ermit­telt wer­den, der als Indikator für die aktu­el­le Bonität des Schuldners dient.

[1] Umfrageergebnisse: Die Schweizer und ihr Wissen über Fonds

Die Wirtschaft ist wie ein Supertanker, sie bewegt sich trä­ge in der ein­ge­schla­ge­nen Richtung, auch wenn das Steuer her­um­ge­ris­sen wur­de, viel­leicht ist es dann noch immer auf dem fal­schen Kurs oder erst recht.

Viele Anleger beur­tei­len die Konjunkturentwicklung anhand ihrer Wetten auf den Aktienkursen. Gestern hin­auf –> der Wirtschaft wird es bes­ser gehen. Heute hin­ab –> der Wirtschaft wird es noch lan­ge schlecht gehen. Es ist gefähr­lich, das zukünf­ti­ge Wirtschaftswachstum auf Grund der Wertveränderungen des eige­nen Portfolios zu beur­tei­len. An den Börsen hat sich die Stimmung sehr auf­ge­hellt, bleibt nur die Frage ob die­se Hoffnungen auch von der Wirtschaft erfüllt wird.

Konjunkturaussichten

3.–16.7.2009 (14/2009) stocks: “Ich halte die Inflationsgefahr führ sehr gering”

Wann ist die Talsohle erreicht?
Antwort von Jan-Egbert Sturm, KOF ETH Zürich:

Das soll­te Mitte des nächs­ten Jahres der Fall sein, in Europa wahr­schein­lich Ende die­ses Jahres. Und in den USA rech­nen wir ab dem drit­ten Quartal 2009 mit einem stei­gen­den Wirtschafts-Output.

Apropos Kaufkraft: Wie ent­wi­ckelt sich die Inflation in der Schweiz?

In die­sem Jahr sehen wir einen Preisrückgang von 0.6%, im nächs­ten Jahr einen Anstieg um 0.7%, bei sta­gnie­ren­den oder teil­wei­se gar sin­ken­den Löhnen.

3.–16.7.2009 (14/2009) stocks: “Mit Zuversicht in die zweite Halbzeit”

  • James W. Paulsen, Chefökonom, Wells Capital Management: Er ist über­zeugt, dass die US-Wirtschaft im drit­ten und vier­ten Quartal wie­der Zeichen der Gesundung zei­gen wird.
  • Malhotra, Clariden Leu: Er erwar­tet im Schlussquartal 2009 oder spä­tes­tens im ers­ten Quartal 2010 eine wirt­schaft­li­che Erholung.

3.07.2009: Cash, “Die US-Rezession ist vorbei”

Für Thomas Herrmann, Ökonom der Credit Suisse mit Schwerpunkt USA, ist die US-Rezession vor­bei. Deshalb sieht er die Aktienmärkte gut unterstützt.

Börse

Aus der fol­gen­den Tabelle ist ersicht­lich, dass sich die Kurse seit Jahresbeginn nur unwe­sent­lich ver­än­dert haben. Die letz­ten 3 Spalten zei­gen etwas Erstaunliches, um dem 9.03.2009 gab es neue Punktetiefs, seit die­sem Datum haben die meis­ten Indizes 30% oder mehr zugelegt.

Ich kann nur hof­fen, dass die Anleger nicht etwa ihre Aktien anfangs März ver­kauft haben und im Juni wie­der ein­ge­stie­gen sind, andern­falls haben sie im ers­ten Halbjahr 2009 rie­si­ge Verluste ein­ge­fah­ren. Viele ande­re Anleger wie auch ich haben die­se 30%-Rally total oder teil­wei­se ver­passt und wol­len jetzt nicht unbe­dingt ein­stei­gen, obwohl vie­le Aktienprofis wie­der ein­mal nur stei­gen­de Aktienkurse prognostizieren.

In den Monaten März und April war von den Aktienprofis nicht viel zu hören, sie erschie­nen erst wie­der, als die Aktienkurse für eine län­ger Zeit gestie­gen waren, damit haben sie ein­mal mehr bestä­tigt, dass ihre Prognosen oft zu spät kommen.

Es ist übri­gens inter­es­sant sich die Prognosen die­ser Strategen von 2008 für das 2008 noch­mals vor die Augen zu füh­ren, sie­he “Prognosen Profis 2008″. Mit Philipp Bärtschi, Max Cotting, James W. Paulsen usw. sind es wie­der die­sel­ben Protagonisten, die schon vor einem Jahr mit ihren Prognosen völ­lig dane­ben lagen.

Index Punktestand 5.07.2009 Seit Jahresbeginn (YTD) Jahrestief Datum Jahrestief Punkte Seit Jahrestief
S&P 500 896.42 0.65% 6.03.2009 666.79 34.4%
NASDAQ 1796.52 15.85% 9.03.2009 1265.62 41.9%
Dow Jones 8280.74 -4.47% 6.03.2009 6470.11 28%
Dax 30 4708.21 -2.12% 9.03.2009 3588.89 31.2%
SMI 5338.51 -3.54% 9.03.2009 4234.96 26%
SPI 4606.65 0.86% 9.03.2009 3569.83 29%

Wer im ers­ten Halbjahr 2009 einen Verlust von über 8% ein­ge­fah­ren hat­te, soll­te sich vom Investieren an den Börsen ver­ab­schie­den. In einem sol­chen Fall hat er durch sei­ne Spekulationen nur Geld ver­lo­ren, wann will so jemand Geld gewinnen?

Die aktu­el­len Kurse vom 5.07.2009 zei­gen in den fol­gen­den Prognosen, dass nur weni­ge Aktienprofis am Jahresende bzw. Mitte 2010 einen tie­fe­ren Punktstand als heu­te erwarten.

Mai 2009: Swiss Private Banking Guide 2009, “Der Marktanteil der Vermögensverwalter nimmt zu”

Was heisst das für den wei­te­ren Verlauf der Börse?
Antwort von Max Cotting, CEO, Vermögensverwaltungsgruppe Aquila:

Wir gehen von einer W‑förmigen Bewegung aus: Nach dem Abschwung 2008 folgt 2009 eine Konsolidierung auf nied­ri­gem Niveau, 2010 könn­ten die Tiefstkurse noch­mals getes­tet wer­den, und ab 2011 geht es dann wie­der aufwärts.

23.06.2009: Cash, “SMI Ende Jahr bei 6400 Punkten”

Es gibt kei­ne fun­da­men­ta­len Daten, die gegen eine wei­te­re Erholung spre­chen”, sagt Philipp Bärtschi, Anlagestratege bei der Basler Bank Sarasin. In der lau­fen­den Korrektur kön­ne der SMI viel­leicht noch bis auf 5000 Punkte fal­len, doch eine schar­fe Korrektur erwar­tet Bärtschi nicht. Er rät des­halb Investoren, bei einem Indexstand unter 5000 Punkten ein­zu­stei­gen. “Bis Ende Jahr dürf­te der SMI gemäss unse­rem Modell bis auf 6400 Punkte stei­gen”, sagt der Anlageprofi.

29.06.2009: Tagesanzeiger, ” Einsteigen? Zuwarten? Die Börsentipps von vier Experten”

Person/Bank Empfehlung CH Was mei­den SPI Mitte 2010
Bruno Rohner, Leiter Vermögensverwaltung, DC Bank, Bern ABB, Holcim, Syngenta, Nestlé Osteuropa, Iran, Korea, Airline‑, Reise‑, Autobranche, Banken 5000
Bruno Anderegg, Direktor, La Roche & Co Banquiers, Bern ABB, Holcim, Roche, Nestlé, Burckhardt Compression, Kühne + Nagel Finanzbranche, zykli­schen Konsumgütern und Konsumdienstleistungen 5300
Marc Trösch, Leiter Finanzberatung, Raiffeisenbank Bern Infrastruktur, alter­na­ti­ve Energien Defensive Märkte (Schweiz) und Sektoren 5800
Piero Huwiler, Niederlassungsleiter, Bank Sarasin, Bern Holcim, Kaba, SGS, Nestlé Gesundheit, Telekom, Osteuropa, Forbo, EFG, Swiss Life, Straumann,
Rieter, Vögele
5500

1.07.2009: Handelsblatt, “Aktien: Nicht mehr viel zu holen”

Person/Bank Dax Ende 2009
Carsten Klude, M.M. Warburg 4400
Matthias Jörss, Chef-Aktienstratege, Privatbank 4500–4800
Getrud Traud, Helaba 5800
Andreas Hürkamp, Commerzbank 5500

1.07.2009: Handelszeitung Nr. 27, “Blick auf die zweite Etappe”

  • Alf Roelli, Senior-Finanzanalyst, Pictet: Er rech­net bei Technologiefirmen und Versicherungen mit posi­ti­ven Gewinnüberraschungen.
  • Christian Gattiker, Head Research, Julius Bär: Sieht den han­dels­ori­en­tier­ten Anlagestil im 2. Halbjahr im Vorteil.
  • Sven Bucher, Leiter Equity Research, ZKB: Novartis, Logitech und Vetropack sei­en attrak­tiv bewertet.
Bank Aktienmarkt Regional 3 Tops Aktienmarkt Regional  3 Flops Sektoren 3 Tops Sektoren 3 Flops CH-Titel 3 Tops CH-Titel 3 Flops SMI Ende 2009
Auila USA, Japan, Asia Pacific Europa, UK, Osteuropa Biotech, Infrastruktur, Basiskonsumgüter Zyklische Konsumgüter, Versorger, Banken BB Biotech, ZFS, Sulzer Swiss Re, UBS, Swiss Life 5000
Clariden Leu Japan, UK, BRIC-Länder Schweiz, USA, Osteuropa (ohne Russland) Rohstoffe, IT, Kapitalgüter mit Infrastrukturbezug Industrie (ohne Kapitalgüter), Gesundheitswesen, Basiskonsumgüter ABB, Sulzer, Holcim Lindt & Sprüngli, Adecco, Petroplus 5600–5800
Credit Suisse Emerging Markets Europa IT-Industrien, Energie, Kapitalgüter Versicherungen, Banken, Versorger SGS, Nestlé, Roche Nobel Biocare, Petroplus, Charles Vögele 6000 (in 12 Monaten)
Falcon PB Brasilien, Indien, Südosteuropa, Mittlerer Osten Osteuropa, Japan Technologie, Telecom, Gesundheit Finanzwerte, Konsumgüter, Utilities Holcim, Syngenta, ABB, Galenica, Lonza Swatch, UBS, Adecco 6000
Julius Bär Schweiz, Schwellenländer, Asien, Lateinamerika Eurozone, UK Energie, IT, Telecom Kapitalgüter, Versicherer, Konsumzykliker Credit Suisse, Synthes, Logitech Adecco, Straumann, Swiss Life 5600
Picet China, Korea, Singapur Japan, Taiwan Pharma, Biotech, Medtech gewis­se Zykliker Nestlé, Logitech, Sika SGS, Geberit, ABB +/-10%
Vontobel Indien n.a. Ausgewählte zykli­sche Werte. Gewisse Medtech- oder Techtitel Banken, Versicherungen, Defensive Sonova, ABB, Ascom UBS, Swiss Re, Swiss Life 5500–6000
Sarasin Asien, Lateinamerika, Japan Osteuropa, Euroland, UK Industrie, Grund-/Rohstoffe, Technologie Gesundheit, Telekom, Zyklische Konsumgüter Credit Suisse, Holcim, Schindler Forbo, Swiss Life, Vögele 6400
Swisscanto Südostasien, Japan, Emerging Markets Kontinentaleuropa, UKUSA Versicherungen, Listed Private Equity, Listed Real Estate Lebensmittel, Versorger, Banken ZFS, Aryzta, Ascom Valiant, Cytos, Nobel Biocare 5700
UBS China, Indien Schweden Energiesektor n.a. Nestlé, ZFS, Barry Callebaut Lindt & Sprüngli, Gurit n.a.
ZKB Emerging Markets Schweiz Energie, Grundsoffsektor, IT-Sektor Finanzsektor, Industrie, nicht-zykli­scher Konsum Novartis, Logitech, Vetropack n.a. 5700

Mein Portfolio

portfolio20090703

Die anteil­mäs­si­ge Zusammensetzung mei­nes Portfolios hat sich nicht sehr stark geän­dert. Es gab eini­ge weni­ge Gewinnmitnahmen bei den Aktien und bei gewis­sen Rohstoff-ETFs. Zurzeit über­stei­gen die Gewinne von 2009 knapp die Verluste von 2008. Zudem habe ich mit dem Verkauf von Obligationen eini­ge Kursgewinne ein­ge­fah­ren, daher hat sich auch der Anteil der Obligationen leicht redu­ziert. Bei gewis­sen Unternehmensanleihen erwar­te ich in den nächs­ten Monaten wie­der Rückschläge, dies wer­de ich für Zukäufe nützen.

Was ich ver­kau­fe bzw. kau­fe, wer­den die Börsenkurse bestim­men, stei­gen die Kurse wer­den gewis­se Gewinnmitnahmen bei den Aktien erfol­gen und bei sin­ken­den Kursen wer­den mei­ne Short-ETFs abgebaut.

Fremdwährungen

waehrungen20090703

Währungspaar Mittelkurs am 3.07.2009
EUR/CHF 1.5178
GBP/CHF 1.7756
USD/CHF 1.086

Mit einem Fremdwährungsanteil von 48% reagiert mein Portfolio sehr stark auf die Geldpolitik der SNB, letzt­mals am 25.06.2009 gab es wie­der so eine SNB-Transaktion — nor­ma­ler­wei­se kor­ri­gie­ren sich sol­che Währungsausschläge inner­halb zwei oder drei Wochen wie­der. Wenn bei­spiel­wei­se der CHF um 2% gegen­über den EUR, GBP, USD abge­wer­tet wird, so ent­steht in mei­nem auf CHF lau­fen­den Portfolio ein Buchgewinn von fast 1%. Der gros­se Anteil von Fremdwährungen ent­stand durch den Kauf des MSCI World ETF, MSCI Emerging Markets, gewis­se Rohstoff ETFs und den Short-ETFs ETFs in EUR, zudem bevor­zu­ge ich Sektor-ETFs vor dem Kauf eines Einzeltitels. Natürlich sind sol­che Sektoren nur im EUR- oder USD-Raum genü­gend gross um als ETF ange­bo­ten zu werden.

Meine Prognose

Die Kurse an den Börsen wer­den sehr stark vom US-Handel beein­flusst, daher lei­te ich mei­ne Aussagen mehr­heit­lich auf Grund der US-Wirtschaft und US-Politik ab. Ich hal­te es für sehr opti­mis­tisch schon zu glau­ben die Wirtschaft sei sta­bi­li­siert, nur weil eini­ge Wirtschaftsindikatoren für zwei oder drei Monate nicht mehr nach unten zeig­ten oder gar einen leich­ten Anstieg verzeichneten.

Die Obama-Administration ver­sucht eine posi­ti­ve Konsumstimmung her­bei­zu­füh­ren, sie wol­len unter allen Umständen eine Depression in den USA ver­mei­den. Sie glaubt eine Inflation kon­trol­lie­ren zu kön­nen, aber kei­ne Mittel gegen eine Depression zu haben. Auch orches­trier­te sie die Insolvenzen der bei­den Autokonzerne Chrysler und GM bis­her her­vor­ra­gend. Die Börse beweg­te sich bei bei­den Insolvenzen nach oben, als GM am 1.06.2009 die Insolvenz bean­trag­te, wur­de am sel­ben Tag vom Konkursrichter der Verkauf von Chrysler an Fiat gut­ge­heis­sen. Wie oft haben wir in den letz­ten Monaten die fol­gen­den Phrasen in Zusammenhang mit “green shoots??? gehört:

  • Glimmers of hope” in U.S. economy 
  • Economic con­trac­tion bet­ter than expected 
  • Job Losses at 345000, less than forecast 
  • Bernanke says U.S. reco­very ahead 
  • Fed sees signs reces­si­on is easing 
  • U.S. eco­no­my near bottom 
  • U.S. lea­ding eco­no­mic indi­ca­tors may signal reces­si­on will ease 

All die­se Sätze lies­sen die Aktienkurse welt­weit stei­gen, unbe­ach­tet der ein­ge­bro­che­nen Unternehmensgewinne. Es gelang sogar eini­gen US-Banken sich pri­vat neu­es Kapital zu besor­gen, was ich noch anfangs Jahr für unmög­lich hielt, wie habe ich mich da geirrt.

Doch das schein­ba­re Perpetuum mobi­le mit dem Staatsanleihenverkauf bzw. ‑kauf vom US-Staat, an das FED und den Wallstreet-Banken kann nicht auf ewig prak­ti­ziert wer­den. Irgendeinmal wer­den die aus­län­di­schen Investoren nicht mehr bereit sein wei­ter­hin die Verschuldung der USA zu finan­zie­ren. Auch ste­cken die “toxi­schen Wertpapiere??? noch immer in den Bilanzen der US-Banken, die Begeisterung für Geithners Public-Private Investment Program (PPIP) ist völ­lig abhandengekommen.

Einige Gründe, war­um sich die Wirtschaft viel­leicht doch nicht so schell erholt, wie dies die Aktienbörse zur­zeit suggeriert:

  • Ein Wirtschaftsbremser kann das Öl spie­len, sobald der USD an Wert ver­liert oder es bes­ser Konjunkturdaten gibt, wird die­ses mit Spekulationen verteuert. 
  • Um wie­der zu einem soli­den Wirtschaftswachstum zu kom­men, braucht es einen “Wirtschaftsmotor”. Der Konsum auf Pump bzw. auf der Spekulation von stei­gen­den Immobilienpreisen, wie bis zum Jahr 2008 in den USA, England, Spanien, Osteuropa usw. prak­ti­ziert, wird es wahr­schein­lich nicht sein. 
  • Nach den Daten der Welthandelsorganisation (WTO) haben 30 ihrer 153 Mitgliedstaaten staat­li­che Konjunkturprogramme auf den Weg gebracht. 19 Länder unter­stüt­zen Banken, die durch die Finanz- und Wirtschaftskrise in Schwierigkeiten gera­ten sind. Im Sog der Weltrezession befürch­tet die WTO einen wei­te­ren Anstieg der Anti-Dumping-Initiativen, der “viel­leicht his­to­ri­sche Dimensionen erreicht”. Zudem besteht die Gefahr, dass die Nationen mit ihrem auf­ge­leg­ten Konjunkturprogrammen eine Bevorzugung “Buy Local” in die Wege lei­ten. Diese Entwicklung ist gera­de für Exportnationen wie Deutschland, Japan, China und Schweiz nicht wirtschaftsfördernd. 
  • Die Abwrackprämie hal­te ich für eine vor­über­ge­hen­de Stimulierung der Wirtschaft, danach droht im Jahr 2010 der gros­se Kater. Die USA will die­se dümm­li­che Idee einer Abwrackprämie von Deutschland impor­tie­ren, um auch ihre Überkapazitäten der Autoindustrie am Leben zu erhalten.

Am 8.07.2009 wird Alcoa Inc. als Erster des Dow Jones Industrial sei­ne 2Q Unternehmenszahlen 2009 bekannt geben. Wahrscheinlich wer­den die Bilanzzahlen sowie die abge­ge­ben Ausblicke der Unternehmen die Aktienkurse für die nächs­ten 2 Monate bestimmen.