Diesmal erfolgt der Rückblick auf die Prognosen der Analysten für das 2012 ziemlich spät, jedoch ändert nichts an der Tatsache, dass die Mehrheit der Finanzspezialisten weit daneben lagen. Entgegen den Voraussagen war das 2012 für die Aktienbesitzer ein sehr erfreuliches Jahr.
Börsenerfolg zu 90 Prozent Glück
Rolf Dobelli und Konrad Hummler äussern sich über das Glück des Börsenerfolges:
Quelle: Bilanz Standpunkte vom 24.03.2013 — Die grössten Denkfehler in der Wirtschaft
Der ehemalige Banker Hummer bejaht, dass die Finanzindustrie mit dem Anpreisen ihrer Expertisen betreffend Vorhersagen nicht ehrlich ist. Zudem bestätigen beide Herren, dass der Börsenerfolg vom Glück bestimmt wird.
Devisenkurse und Währungsabwertungen
Der JPY gab im 2012 deutlich ab, dies fand seine Fortsetzung im 2013:
Währungspaar | Wechselkurs 31.12.2012 | Kursänderung im 2012 |
EUR/CHF | 1.2072 | -0.9 |
USD/CHF | 0.9126 | -2.9% |
JPY/CHF | 1.0617 | -12.3% |
Die IMF-Chefin Christine Lagarde lobpreist die Notenbankpolitik:
Quelle: SRF Trend vom 20.04.2013 — Christine Lagarde
Einige Experten befürchten ein Wettrennen der Regierungen und Zentralbanken um die Abwertungen ihrer Währungen. Ich finde in diesem Zusammenhang die skeptische Äusserungen von Oswald Grübel gegenüber Währungsabwertungen erwähnenswert.
Anleihen
Die Zentralbanken kaufen noch immer Anleihen, insbesondere die US-Notenbank Fed. Mit dieser lockern Geldpolitik steigen die Aktien- und Immobilienpreise. Der dadurch künstlich erzeugte Wohlstand soll letztendlich das Konsumverhalten der Wirtschaftssubjekte ankurbeln.
Index | Währung | Netto Rendite 2012 | Netto Rendite 2011 |
SBI Domectic Goverment 3–7 | CHF | 1.2% | 5.7% |
Markit iBoxx EUR Sovereigns 3–7 | EUR | 9.3% | 3.3% |
Markit iBoxx Euro Sovereigns Inflation-Linked Index | EUR | 16.8% | -0.7% |
Markit iBoxx US Treasuries 3–7 | USD | 2.1% | 8.4% |
J.P. Morgan Emerging Markets Bond Fund Global Core Index | USD | 18.6% | 8.0% |
Die Anleihen der europäischen „Krisenländer“ erholten sich im 2012 und legten teilweise über 20% zu. Im Durchschnitt aller Euroländer und über alle Laufzeiten gerechnet, beträgt der Jahresertrag mit Staatsanleihen circa 11 Prozent. Konnten die Schweizer Anleihen im Jahr 2011 den Anleger noch erfreuten, schmelzen im letzten Jahr die Erträge dahin. Viel Anziehungskraft hatten die Anleihen des Emerging Markets, zahlen diese doch noch höhere Zinsen. Wobei auch in diesen Ländern in der näheren Zukunft nicht mehr mit Erträgen von 15 % und mehr gerechnet werden kann.
Aktien
Vielerorts glänzten die Aktienmärkte mit zweistelligen Renditen. Wer hätte dies zu Jahresbeginn gedacht, jedenfalls nicht die sogenannten Experten.
Index | Netto Rendite 2012 | 31.12.2012 |
S&P 500 | 15.2% | 1’426.19 |
Dow Jones | 9.3% | 13’104.14 |
NASDAQ | 16.82% | 3’019.51 |
DJStoxx 600 | 18.2% | |
Dax 30 | 29.1% | 7’612.39 |
FTSE 100 | 10.0% | 5’925.37 |
SMI | 19.1% (SMI TR) | 6’822.44 |
SPI | 17.7% | 6’290.52 |
MSCI Emerging Markets | 18.2 |
Jahresprognosen von Ende 2011 und Anfangs 2012
Thomas Stucki, Anlagechef, Hyposwiss
Herr Stucki prognostizierte einen Punktestand des SMI zwischen 6000 bis 6200, damit lag er weit daneben:
Quelle: SF-Börse vom 29.12.2011 — Ausblick 2012 mit Thomas Stucki
Marco Curti, Anlagechef ZKB
Er hatte durchaus recht, dass das in den ersten Monaten des 2012 die Aktienkurse nicht ansteigen würden, anderseits unterschätze er auch den ganzjährigen Kursanstieg:
SF-Börse vom 06.01.2012 — Ausblick 2012 mit Marco Curti
Börsenguru Marc Faber
Auch Marc Faber seine Prognose war falsch, beispielsweise stieg der S&P 500 über 1400 Punkte:
Trotz den tiefen Bewertungen kauft kaum jemand Aktien.
Wirklich günstig waren Aktien im März 2009. Im Moment sehe ich keine klaren Unterbewertungen, weder bei Aktien noch Obligationen, noch Immobilien oder Edelmetallen. Ich würde mich eher für Edelmetalle entscheiden. Die Aktienmärkte werden in den kommenden Monaten generell seitwärts tendieren. Fällt der Leitindex S&P 500 unter 1000 Punkte, werden die Notenbanken intervenieren. Ein Anstieg über 1400 Punkte ist aber vorerst nicht zu erwarten.
Quelle: Bilanz vom 16.12.2011 — Prognose: «Die Aktienkurse können um 50 Prozent fallen»
Prognose am Ende des 3. Quartals
Wenn Kaffeesatzlesen nicht einmal für ein Quartal funktioniert, wie anmassend ist eine Jahresprognose.
Sarasin-Chefanalyst Philipp Bärtschi
Philipp Bärtschi seine Zielgrösse beim SMI von 6200 Punkte wurde um über 600 Punkte übertroffen:
Wo aber steht der SMI Ende Jahr?
«Bis Ende Jahr sehen wir bei den Aktien einen Rückgang von fünf bis zehn Prozent. Beim SMI haben wir die Zielgrösse 6200 Punkte», sagt Sarasin-Chefanalyst Philipp Bärtschi. Der Grund: «Die Märkte haben sich von den makroökonomischen Bedingungen entkoppelt und überproportional zugelegt. Jetzt kommt die Korrektur.» Bärtschi glaubt, dass viele Unternehmen nun bei der Gewinnentwicklung enttäuschen werden. «Das hat man zum Beispiel schon bei Intel gesehen, Nike hat ebenfalls die Erwartungen zurückgenommen.»
Quelle: Tagesanzeiger vom 28.09.2012 — Wo steht die Börse Ende 2012?
Statt eines Rückganges setzte der SMI seinen Anstieg fort:
Bernd Hartmann, VP Bank
Auch die Vorhersage von Bernd Hartmann lag deutlich daneben:
Auch für Hartmann ist an den Aktienmärkten fürs Erste Ende der Fahnenstange: «Ende Jahr liegen wir leicht tiefer als jetzt. Das wird sich so um drei Prozent bewegen.» Das wären dann rund 6350 Punkte für den SMI. «Das Rally der letzten Monate ist aber nicht breit abgestützt», sagt er. Übers ganze Jahr gesehen werde dennoch ein Plus stehenbleiben, so der Analyst.
Quelle: Tagesanzeiger vom 28.09.2012 — Wo steht die Börse Ende 2012?
Edelmetalle
Ein Aktieninvestment war im Durchschnitt 2012 weitaus ertragsreicher als die beiden Edelmetalle Gold und Silber:
ETF | Netto Rendite 2012 | Schlusskurs Feinunz USD 31.12.2012 |
ZKB Gold ETF | 4.44% | 1675.20 |
ZKB Silber ETF | 6.04% | 30.37 |
Jahresprognose der UBS für Gold
Meistens sind die Jahresprognosen der UBS auch nicht viel wert:
Bei Gold und Platin sollte es zu weniger Preisschwankungen kommen. Aufgrund des zunehmenden Risikos einer Monetisierung der Schulden der Eurozone und ohne das Aufkeimen einer Liquiditätskrise bleibt unser Goldpreisziel für zwölf Monate unverändert bei USD 2200 je Unze.
Quelle: UBS global outlook, Dezember 2011
Fragwürdige Aussage
Ich frage mich, warum ein studierter Mensch eine solche fragwürdige Aussage von sich gibt:
Quelle: Cash 24.05.2013 — Thomas Steinemann, Chief Investment Officer, Privatbank Bellerive
Er missachtet, dass eine Aktie immer von jemand gehalten wird! Gemäss Steinemann sind sowohl die Kleinanleger wie auch die grossen Anleger nicht dabei. Er sollte sich folgende Fragen stellen:
- Wer sind nun die Aktienhalter?
- Warum sollten diese ihre Aktien verkaufen?
- In welche Anlageklassen würden diese ehemaligen Aktienhalter reinvestieren?
Falls Herr Steinemann die Antworten findet, wird er hoffentlich solche zweifelhafte Aussagen in der Zukunft unterlassen.
Noch ein anderer studierter Ökonom mit einer ähnlichen dümmlichen Aussage:
Wie lange kann denn das Kursrally an den Börsen noch dauern?
Solange die Aktienquoten der Pensionskassen und der anderen institutionellen Anleger noch so tief sind, besitzen die Aktienmärkte noch einige Luft nach oben. Zumal auch die Privatanleger in den letzten vier Monaten ebenfalls kaum zugegriffen haben. Die Kurshausse der vergangenen Monate dürfte deshalb wohl die unbeliebteste sein, da fast niemand dabei war.
Quelle: Thuner Tagblatt vom 22.01.2013 — Marcel Schnyder, Chefstratege LGT Capital Management