Zur Handelszeitung Nr. 12/2009 gab es ein Spezial „Financial Products“. Für mich erstaunlich, werden die strukturierten Produkte dem Anleger über mehrere Seiten schmackhaft gemacht. Die Dach-Hedgefonds und ETFs finden nur je auf einer Seite ihre Erwähnung. Für mich ein klares Zeichen, dass die Bank ihren Kunden noch immer Produkte verkaufen will, die auf Grund ihrer fehlenden Kostentransparenz für die Finanzinstitute hohe Kommissionsgebühren generieren.
Gerade bei den heutigen Wertpapiermärkten braucht der langfristig orientierten Privatanleger sicherlich keine komplizierten und damit teilweise auch untransparente Produkte, wie Dache-Hedgefonds oder Strukturierte Produkte. Falls sich die Märkte wieder erholen, davon gehe ich aus, wird ein Privatanleger mit einem gestaffelten Einstigen in die Aktienmärkte, Rohstoffmärkte usw. in der Zukunft hohe Renditen erzielen können.
Erfolglose Strategiefonds im 2008
Noch im 2007 waren die Hälfte der Schweizer Fondsbesitzer nur in so genannte Strategie- oder Portfoliofonds investiert. Die Fondsgesellschaften verkauften diese Mischfonds erfolgreich als einfache Vermögensverwaltung für den “kleinen Mann”. Strategiefonds sind Investitionen in Aktien, Obligationen und Geldmarktanlagen weltweit. Die Strategiefonds unterscheiden sich im Aktienanteil. Fonds mit einem Aktienanteil bis zu 70% werden als “Wachstum” bezeichnet. Bei “Balanced” bzw. “Ausgewogen”, halten sich Obligationen und Aktien in etwa die Waage. Bei Fonds mit dem Zusatz “Income” bzw. “Einkommen” liegt der Aktienanteil unter 30%.
Im Jahr 2008 sank das Marktvolumen von Strategiefonds gemäss Swiss Fund Data 2008 von CHF 136 Mrd. auf CHF 97 Mrd., rund CHF 6 Mrd. zogen die Anleger im vergangenen Jahr dabei aktiv ab. Gemäss dem statistischen Material der Fondsratingagentur Feri EuroRating Services (Feri), betrugen die durchschnittlichen Verluste bei der Strategie “Einkommen” 11%, bei “Ausgewogen” 21%, und bei “Wachstum” sogar 31%. Von 311 durch die Feri beobachteten Strategiefonds erreichten in den vergangenen zwölf Monaten gerade mal sieben eine positive Rendite. [1]
Aus der Seite 2 des 10x10 Ausgabe 03/09 kann ein Performace-Vergleich von verschiedenen Strategiefonds mit ETF entnommen werden. Über die Laufzeit von 2004–2008 wäre die passive ETF-Investition von 50% XMTCH SMI/50% XMTCH SBI mit einer Rendite von 16.9% weitaus erfolgreicher gewesen, als die CHF 100‘000 einem Fondsmanager der folgenden Strategiefonds zu überlassen.
Fond / ETF | Währung | Was aus CHF 100’000 wurden | Rendite 2004–2008 |
UBS Strategy Balanced | CHF | 94’058 | -5.9% |
JB Strategy Balanced | CHF | 96’302 | -3.7% |
Swisscanto PF Balanced | CHF | 101’445 | 1.5% |
CS PF Balanced | CHF | 94’729 | -5.3% |
Vontobel Fund Balanced Port. | CHF | 99’488 | -0.5% |
XMTCH SMI (ETF) | CHF | 110’189 | 10.2% |
XMTCH SBI Dom. Government 3–7 (ETF) | CHF | 114’027 | 14.0% |
50% XMTCH SMI / 50% XMTCH SBI (ETF) | CHF | 116’943 | 16.9% |
Dieses einfache Zahlenbeispiel verdeutlicht, dass es sich lohnt, kostengünstige Anlageprodukte wie ETF einzusetzen. Zudem ist es ein schönes praktisches Beispiel, dass die Portfoliotheorie auch in der Praxis funktioniert. Der Anlagemix 50% Aktien und 50% Anleihen, ergab die höhere Rendite als eine 100% Investition in den Aktien-ETF bzw. Anleihen-ETF. Auch ein risikoscheuer Privatanleger sollte es sich gut überlegen, ob er nicht bis zu 25% seines Portfolios in Aktien investieren will. Mit einer solchen konservativen Strategie wären die Verluste im Jahr 2008 bei einem solchen Mix von 0.25x(1–0.33)(XMTCH SMI) + 0.75×1.081(XMTCH SBI) nicht höher als 3% ausgefallen.
Übrigens setzen auch traditionelle Fondsmanager vermehrt auf kostengünstige ETFs. Mit diesem Schritt können Sie Ihr Kernportfolio verbilligen.
Strukturierte Produkte leiden am Emittentenrisiko
Ein sehr wichtiger Aspekt ist die Kostentransparenz bei solchen Produkten, denn viele Banken verdienen gutes Geld mit den versteckten Kommissionen bei strukturierten Produkten. Seit dem Konkurs der Lehman Brothers ist das Emittentenrisiko bei vielen Anlegern angekommen. Die Finanzbranche möchte sich die fetten Kommissionen dieser Produkte auch in der Zukunft nicht entgehen lassen, daher versuchen sie das Emittentenrisiko aktiv anzugehen, beispielsweise mit der Pfandbesicherung, dabei muss der Emittent eine laufende berechnete Hinterlegung bereitstellen. Zurzeit sind bei der scoach zirka 22‘300 Produkte von 28 Emittenten geführt. Diese hohe Zahl von Produkten lässt schliessen, dass viele dieser sehr illiquide sind und kaum ein Handel stattfindet.
2008 war für Hedgefonds bisher das schlechteste Jahr
Auch die Hedgefonds hatten kein glückliches Jahr 2008, sie verloren im Durchschnitt mehr als 18%, die war bisher das schlechteste registrierte Resultat. Noch im 2002, als der S&P 500 mehr als 23% verlor, war der Verlust bei den Hedgefonds nur 1.45%.
Im der folgenden Tabelle der Credit Suisse / Treemot Hedge Fund Index [2]:
Fazit
ETF sind kostengünstig, transparent und haben eine hohe Liquidität, Barclays Global Investor rechnet damit, dass die weltweit mit ETF verwalteten Vermögen bereits dieses Jahr die Schwelle von 1 Billion USD erreichen wird. Mit wenigen ETFs erreichen Sie eine breite Diversifikation über fast alle Anlageklassen, wahrscheinlich wichtig für die nahe Zukunft ist die Diversifikation in Rohstoffe, Immobilien und inflationsgeschützte Anleihen.
Teure Dach-Hedgefonds, strukturierte Produkte oder Anlagefonds braucht der Privatanleger in einem solchen Marktumfeld nicht. Auf Grund der gefallenen Märkte und des grossen ETF-Universum, war investieren noch nie einfacher als heute.
Quellen:
[1] Von der Finanzkrise matt gesetzt
[2] Hedge Fund Strategy Returns