In den letzten 80 Jahren, sanken die Kurse an der Schweizer Börse nur 2‑mal in zwei aufeinander folgenden Jahren über 20%, dies geschah 1973/1974 sowie 2001/2002. Einige Börsenprofis üben sich nun nach zwei Jahren Fehlprognosen in Zurückhaltung. Obwohl die Aktienmarktexperten im 2007 und erst recht im 2008 richtiggehend daneben prognostiziert haben, versuchen sie es für das 2009 erneut. Die meisten Experten sagen auch für das Jahr 2009 steigende Aktienkurse voraus.
Prognosen der Profis
Umfrage von Bloomberg bei den Marktstrategen für den S&P 500
In den USA ist David Bianco der UBS sehr bullish, in der Umfrage von Cash daily, siehe unten, wollte die UBS zum S&P 500 keine Angabe machen, bei der Handelszeitung sehen sie sogar fallende Kurse für die USA. Damit haben sie jede Kursrichtung prognostiziert und können in einem Jahr sagen, dass haben wir vor einem Jahr auch so gesehen. Scheinbar ist es für die UBS nicht möglich weltweit mit einer Stimme zu sprechen — wer will sein Vermögen einem solchen Institut anvertrauen?
Schön zu sehen, wie sich diese Herren für 2008 verschätzt hatten.
23.12.2008: Handelszeitung Nr. 52, “Die defensiven Titel gelten als Favoriten”
Für die Schweizer Aktienmarktexperten ist der Indexspielraum 2009 eng abgesteckt. Die Schätzungen für den SMI zum Jahresende schwanken zwischen 5500 und 6700 Punkten. Bevorzugt werden die gross kapitalisierten Aktien aus den defensiven Sektoren.
Person | Finanzinstitut | SMI Jahresende | SPI Jahresende | SMI-Favoriten | Schätzung SPI 2008 / Abweichung (Stand 30.12.2008: 4568) |
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Roger M. Kunz | Clariden Leu | 6500 | 5500 | Swisscom, Novartis, Roche, Nestlé | 8200/ ~-44% |
Christian Gattiker-Ericsson | Julius Bär | 6300 | 5300 | ABB, Syngentoa,Synthes | 8100 / ~-44% |
Alf Roelli | Pictet & Cie | 5500 | Nestlé, Roche, Novartis, UBS, CS, Zurich Financial, Swatch | 7500 / ~-39% | |
Panagiotis Spiliopoulos | Vontobel Research | 6700 | 5700 | UBS, Holcim, Syngenta | Schätzung damals durch Thomas Steinemann (5–9%) ~-35% |
Sven Bucher | ZKB | 5300 | Auf SLI setzen. Aber interessant: Geberit, ABB, Holcim | 7600 / ~-40% |
Ich habe zusätzlich noch die Spalte “Schätzung SPI 2008” hinzugefügt, daraus ist ersichtlich, wie sich die Herren für das Börsenjahr 2008 verschätzt haben.
29.12.2008: Cash daily, “Europäische Aktien sind äusserst günstig bewertet”
Der DJ Euro Stoxx 50 hat im 2008 rund 44% verloren. Den grossen Volkswirtschaften droht 2009 die schwerste Rezession der Nachkriegszeit, die Aussichten vor allem für die Realwirtschaft sind äusserst unsicher. Gemäss Clariden Leu präsentiert sich die Lage in Grossbritannien, Deutschland und Spanien besonders schlecht.
Finanzinstitut | Euro Stoxx 50 | Empfehlungen für Top-Sektoren Aktien |
---|---|---|
Pictet | 2500 | Einergie, Konsum, pharma / ENI, Roche, Tesco |
Schroders | 2600 | k.A. |
Julius Bär | 2700 | Gesundheit, Konsum, (nicht zykl) / Danone, Novo, Nordisk, France Téléc. |
Sal. Oppenheim | 2750 | Alt. Energie, Telekom, Versicherer / Deutsche Telekom, Q‑Cells, ZFS |
Sarasin | 2900 | Energie, Telekom, Versicherer / France Télécom, Munich Re, Total |
Clariden Leu | 3000 | Pharma, Telekom, Versorger / Deutsche Telekom, ENI, E.ON |
UBS | k.A. | Basiskonsum, Gesundheit, Telekom / Bayer, France Télécom, San. Aventis |
29.12.2008: Cash daily, “US-Börse erholt sich nicht vor Herbst”
2009 wird vorerst weitergehen wie bisher – hohe Volatilität inklusive. Die Mehrzahl der befragten Analysten glaubt, dass die Erholung frühestens im zweiten Halbjahr einsetzen wird. “Die USA gerieten als Erste in die Krise, haben als erste Massnahmen ergriffen und werden als Erste aus der Krise finden???, erklärt Willy Hautle, Chefökonom der Zürcher Kantonalbank. Mit der Erholung wird die Nachfrage nach Öl und damit der Ölpreis steigen. Das dürfte dem Energiesektor Auftrieb verleihen. Nach Einschätzung von Julius Bär wurde dieser Sektor im Jahr 2008 zu stark abgestraft und weist daher Aufwärtspotenzial auf. Weiniger optimistisch zeigt sich für 2009 die Privatbank Pictet. “Mit einer lang anhaltenden Erholung rechnen wir erst 2010″, sagt Alf Roelli, Leiter Finanzanalyse.
Finanzinstitut | S&P 500 Ende 2009 |
---|---|
Sarasin | 1100 |
Clariden Leu | 1050 |
Julius Bär | 1000 |
Schroders | 950 |
Pictet | 800 |
UBS | k.A. |
30.12.2008: Cash daily, “Bei Bonds liegen Anleger in neuen Jahr richtig”
Staatsanleihen dürften auch im kommenden Jahr das “Flüchtlingslager des Kapitals??? bleiben. Obwohl die Papiere sehr guter Schuldner wie Grossbritannien, Deutschland oder den USA auf Grund hoher Kursgewinne in den vergangenen Monaten derzeit wenig Rendite abwerfen wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Fast ebenso hart abgestraft wie Aktien wurden Unternehmensanleihen im Jahre 2008. UBS hält die Korrektur für übertrieben. Anlagechef Alexander Kobler rechnet damit, dass Unternehmensanleihen 2009 überdurchschnittliche Erträge abwerfen. “Anleihen sind für uns die attraktivste Anlageklasse???.
Bank | Staatsanleihen | Anleihen (höchste Bonität) | High Yield |
---|---|---|---|
Clariden Leu | ↑ | ↑ | → |
Julius Bär | → | ↑ | ↓ |
Picet | → | ↑ | ↑ |
Sarasin | → | ↑ | ↑ |
Schroders | ↓ | → | ↑ |
UBS | → | ↑ | ↑ |
31.12.08–15.1.09: stocks, Seite 7, “Grosser Teil ist im Kursen eskompiert”
Panagiotis Spiliopoulous, Head of Research, Vontobel: Wir sehen per Ende 2009 den SMI bei 6700 und den SPI bei 5700 Punkten. Für 2010 rechnen wir mit Ständen von 7700 und 6600 Zählern.
7.–13. Januar 2009: Handelszeitung Nr. 1/2, “Mit Gold und Öl ins neue Jahr”
Finanzinstitut | Öl | Gold | Industriemetalle | Agrarwirtschaftliche Materialien |
---|---|---|---|---|
UBS | ↑ | → | → | → |
CS | → | ↑ | ↓ | → |
Julius Bär | ↓ | ↑ | ↓ | ↑ |
Sarasin | → | → | ↓ | ↑ |
7.–13. Januar 2009: Handelszeitung Nr. 1/2, “Die Märkte hoffen auf Rückenwind”
Finanzinstitut | Schweiz | Empfehlung Einzeltitel | EU-Zone | USA | Emerging Market |
---|---|---|---|---|---|
UBS | ↑ | Nestlé Roche ZFS |
↑ | ↓ | ↓ |
CS | ↑ | Nestlé Synthes Swisscom |
↓ | → | Asien ↑ Südamerika → Osteuropa ↓ |
Julius Bär | ↑ | Syngenta Synthes ZFS |
↓ | ↑ | ↑ |
Sarasin | ↑ | Barry Callebaut Roche Schindler |
↑ | ↑ | → |
Vontobel | ↓ | Holcim Syngenta Romande Energie |
↓ | ↑ | ↑ |
Meine Prognose
Ich wage keine Prognose, ich setze mich aber mit einem der möglichen Worst-Case-Szenarios auseinander, auch wenn Eintrittswahrscheinlichkeit sehr gering ist, aber wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass die Schweiz einmal die UBS vor der Pleite retten muss?
Die zwei Schweizer Bankenmonster
Ich finde es schade, dass sich die UBS nicht von einer Bank wie der HSBC übernommen wurde, dies wäre mit Abstand die beste Lösung für die kleine Schweiz und die UBS gewesen. Ich glaube die Marke UBS und damit der Schweizer Finanzplatz hat sehr viel Vertrauen im Ausland verloren. Wenn ich ein reicher Südamerikaner wäre und meine Gelder aus korrupten Geschäften verstecken müsste, würde ich das Geld in den asiatischen Raum bringen. Falls die Finanzkrise sich ausweitet, wird es für die beiden Schweizer Grossbanken sehr schwierig. Ein Konkurs einer der beiden Grossbanken würde das definitive Ende des Finanzplatzes Schweiz bedeuten. Damit würde die Schweiz die gleiche Route wie Island beschreiten, allerdings wird Island von der EU geholfen der Schweiz würde niemand helfen, sicher auch nicht die USA, wo sich die beiden Banken verspekuliert haben. Daher sehe ich den in den letzten Wochen erstarkten CHF als eine mögliche zukünftige Verliererwährung.
Von den Schweizer Politikern kann man definitiv nichts Kluges erwarten, sich haben sich zusammen mit den beiden Grossbanken schon im Swissair-Debakel als unfähig erwiesen. Mit der Rettung der UBS durch die Nationalbank und des Bundes spielt die Schweiz mit dem Feuer, sie ist viel zu klein für ihr überdimensioniertes Banksystem, siehe Grafik der New York Times.
Quelle: SRF, Rundschau vom 17.12.2008 — Stuhl: Doris Leuthard
Die Wirtschaftsministerin Leuthard spricht beim Stabilisierungsprogramm für die UBS von einer Wandelanleihe und einem Kredit. In Wirklichkeit handelt sich um eine Pflichtwandelanleihe und damit trägt der Bund ein Aktienrisiko, somit ist es auch kein Kredit, vielmehr ist es eine spekulative Investition. Ein weiterer Beweis für die Inkompetenz unseres Bundesrates, es ist tragisch zu sehen, dass solche unfähige Filzpolitiker mit dem Schicksal der Schweiz spielen.
US-Immobilienmarkt
Aus dem US-Immobilienmarkt kommen noch immer schlechte Zahlen, siehe S&P Case Shiller und Verbrauchervertrauen mit neuen Tiefs, dies wird sich weiterhin negativ auf den US-Konsum auswirken.
Ich glaube die meisten westlichen Grossbanken sind klinisch tot und der Wirtschaft nicht mehr nützlich — sie kosten den Steuerzahler nur noch viel Geld. Es könnte in der nahen Zukunft in einigen westlichen Ländern auch zu sozialen Unruhen kommen, schliesslich wurde die arbeitende Bevölkerung von der Wirtschaftselite und deren Filzpolitiker über das letzte Jahrzehnt hinweg belogen und betrogen.
Vielleicht sehe ich die Zukunft durch meine “Bärenbrille??? zu Schwarz?