Diese Woche und die nächsten 2 oder 3 Wochen werden mit Sicherheit sehr spannende Börsenwochen. Im Monat November habe ich meine Long-ETFs verkauft und habe angefangen Short-ETFs wie beispielsweise den Short S&P 500 ProShares zu kaufen. Diesen und andere habe ich am 14. und 17. März verkauft. Ich habe dabei nicht gegen meine Börsenstrategie gehandelt. Im letzten November habe ich keine günstigen Märkte mehr gefunden und habe mich daher für Obligationen und Short-ETFs entschieden. Nun könnte man meinen ich hätte damit eine gute Rendite erzielt, dem ist leider nicht so. Der Zerfall des USD, GBP und teilweise auch EUR meiner übergewichteten Fremdwährungsanleihen vernichteten den grössten Teil meiner Short-Gewinne.
Warum der kurzfristige Ausstieg aus den Short-Produkten?
In den letzten acht Monaten hat die US-Notenbank die Fed Fund Rates um 300 Basispunkte (Bp) gesenkt. Mit der letzten FOMC-Sitzung gab es eine Zinssenkung von 75 Bp. Zudem können nun auch Primärhändler, wie Investmentbanken mindestens sechs Monate lang das Diskontfenster nutzen. Hiermit wird klar, wie dramatisch die Situation des Finanzsystems ist. Das Fed versucht mit allen Mitteln das Finanzsystem zu stabilisieren, dabei nimmt sie das Risiko einer Inflation und den weiteren Zerfall des USD in Kauf. Damit hat das Fed “aus allen Rohren geschossen” und dies könnte nochmals in einer Aktienrally enden. Auch haben die Rohstoffe diese Woche stark abgegeben.
Viel Geld an der Seitenlinie
Damit hat es sehr viel Cash an der Seitenlinie, dieses wird sicher wieder in die Märkte investiert. Ich beobachte seit dem letzten Jahr ein starkes Herdenverhalten, beispielsweise stiegen im Spätsommer des letzten Jahres auf einmal die Werte der Informatikbranche, später kam ein Anstieg der Rohstoffmärkte usw. Obwohl ich am letzten Donnerstag wieder den Short S&P 500 ProShares kaufte, bin ich mir meiner Sache überhaupt nicht sicher.
Mein längerfristiger Ausblick
In der Handelszeitung Nr 12. Las ich erstaunliche Aussagen von Fondsmanager. Herr Thomas Buri, Portfoliomanager des Vontobel Swiss Equities Fonds (Performance 2007: 2.6%), sagt: „Wir stufen den Aktienmarkt Schweiz als günstig ein, da bereits viel schlechte Nachrichten wie die mögliche Rezession in den USA oder die Verlangsamung in Europa eskompiert sind“. Ein Herr Peter J. Lehner Manager Saraselect-Fonds, Bank Sarasin hält grosse Stücke auf Industriewerte und sagt: „Die konjunkturelle Abschwächung ist längst eingepreist“. Ich finde die Wörter eingepreist und eskompiert sollten von seriösen Profis nur mit Vorsicht wenn überhaupt in ihren Aussagen benutzt werden. Niemand weiss, ob es eine Rezession gibt und wie stark diese ausfallen wird, daraus schliesse ich, dass die obigen Aussagen der beiden Herren sehr unprofessionell sind.
Ich möchte natürlich den Aufschwung nicht verpassen und mich mit einem oder mehreren Short-ETFs auf den falschen Fuss erwischen lassen. Ich kann mir eine Aktienrally für die nächsten 2 oder 3 Wochen durchaus vorstellen, längerfristig sehe ich aber kein abreisen der negativen Nachrichten, diese werden die Kurse wieder nach unten drücken. Ausserdem werden nun laufend die Wachstumsprognosen nach unten korrigiert. Allerdings gibt mir meine Strategie vor, dass ich ab einer bestimmten Unterschreitung des MSCI-World Kurses mich mit Long-ETFs eindecken werde, diese Grenze wurde bisher knapp nicht erreicht.
Ich stelle mir die Frage: Hat das Fed noch mehr Tricks auf Lager um auch die nächste mögliche Krise glaubwürdig zu bewältigen? Übrigens sind die Massnahmen des Fed für mich fraglos, diese wissen vielmehr um die kritischen Zustände des Finanzsystems als dies der “Normalbürger”. Auch finde ich die teilweise Schuldzuweisung der aktuellen Krise an die US-Notenbank wegen ihrer früheren Zinspolitik völlig falsch, das Subprime Desaster war eine Spekulation der Finanzinstitute auf immer höhere steigende Immobilienpreise.