Seit dem Jahre 2000 gibt es ETFs auch in Europa, zuvor wurden diese nur im Börsenmarkt der USA gehandelt. Mit den beiden letzten Jahren stiegen die Umsätze in Europa sehr stark an, obwohl wahrscheinlich nur wenige Anlageberater diese als Alternativen zu aktiv gemanagten Fonds empfehlen.
Zwei wichtige wissenschaftliche Theorien stützen die Philosophie des Indexing, dabei handelt es sich um die Moderne Portfolio Theorie (MPT) und der Effizienten Markt Theorie (EMT). Bei MPT geht es um die Erkenntnis, dass Anlageerfolg durch die Assetklassen mit deren Gewichtung im Portfolio bestimmt wird und nicht durch Wahl von Einzeltiteln. Der Kern der EMT-Theorie besagt, dass der Wertpapierkurs zu jedem gegebenen Zeitpunkt alle existierenden Informationen schon beinhaltet.
Natürlich wird die EMT-Theorie vehement von der Finanzbranche infrage gestellt, andernfalls wären ihre Anstrengungen den Mark mit den aktiv gemanagten Fonds zu schlagen von vornherein nur ein glückspielartiges Unterfangen.
Ich werde hier nicht gegen oder für die EMT-Theorie schreiben, tatsächlich schaffen es 80% der aktiv gemanagten Fonds nicht dem Kunden einen Mehrwert zu liefern, sprich den Vergleichsindex zu schlagen. Die teilweisen hohen Ausgabeaufschläge und die stetig steigenden Managementgebühren machen die Fonds auch nicht attraktiver.
Mit dem Indexing muss man sich mit dem Durchschnitt zufriedengeben. Wenn aber die Nettorendite zwischen den aktiv gemanagten Fonds und den Indexprodukten verglichen wird, wendet sich das Blatt der Rendite in Richtung Indexprodukt.
Für die Nachbildung eines Indexes gibt es Index-Zertifikate als gute Alternative zu den ETFs. Ich habe bisher noch keine Zertifikate gehandelt und habe mir darüber noch keine Meinung gebildet. Hier nun einige Vorteile von ETFs:
- Die meisten Managementgebühren bewegen sich zwischen 0.25 und 0.5%, es gibt keinen Ausgabeaufschlag
- Die ETFs können einfach wie Aktien am Sekundärmarkt gehandelt werden
- ETFs sind Sondervermögen und geniessen damit Schutz vor dem Konkurs des Anbieters
- Die Zusammensetzung des ETFs ist jederzeit bekannt und damit vollkommen transparent
Neulich habe ich ein interessantes Buch von einem Autor gelesen, welcher als Verfechter des Index-Investings gilt.
Die acht Gebote der Geldanlage, Erwin W. Heri
Die erste Auflage erschien im Jahre 1999 und die Zweite im Jahre 2001. Das Buch widmet sich der Frage welche Aktien, zu welchem Zeitpunkt gekauft werden sollen. Der Inhalt beschränkt sich auf Aktien und Obligationen. Im Kapitel 2 werden die Renditen von Obligationen und Aktien verschiedener Aktienmärkte der Welt ab 1960 bis 2000, für den schweizerischen Markt ab 1926, besprochen. Aus den grafischen Darstellungen mit 1,5 und 10 Jahre/n Anlageperioden wird ersichtlich, wie mit der Zunahme des Anlagehorizontes der Eintritt einer negativ Rendite abnimmt. Der Leser gewinnt die Kenntnis, dass es keinen Sinn macht nach kurzfristigen Gewinnen zu trachten. Im Kapitel 3 erfährt man, dass auch Herr Heri die EMT-Theorie nicht infrage stellt, folglich gibt es den idealen Einstiegspunkt nicht — er ist immer. Welche Aktie soll gekauft werden, wird in Kapitel 4 mit einer weit gehenden Diversifikation in den nationalen und die internationalen Märkte beantwortet. In Kapitel 4 und 5 geht es zudem um die Performancevergleiche von aktiven Fonds mit dem jeweiligen Index (Benchmark). Mit zunehmendem Anlagehorizont wird es für den aktiven Fonds schwieriger, seinen Vergleichsindex zu schlagen. Der Inhalt des Kapitels 6 mit dem Titel „Haben Sie Spass – die 70:30 Regel der Kapitalanlage“ ist eine Anleitung für das Abweichen der Strategie aus den vorhergehenden Kapiteln. Mit den 30% könnten kurzfristig basierend auf längerfristigen Analysen eine mögliche Mehrrendite erreicht werden. Das letzte Kapitel wird mit den acht Geboten der Geldanlage abgeschlossen:
- Investieren Sie
- Trachten Sie nicht nach kurzfristigem Gewinn
- Versuchen Sie nicht, den „richtigen Moment“ zu erwischen – es gibt ihn nicht
- Versuchen Sie nicht, den „richtigen Titel“ zu erwischen – es gibt ihn nicht
- Versuchen Sie nicht, mehr zu wissen als der „Markt“, denn der „Markt“ weiss viel
- Seien Sie diszipliniert
- Haben Sie Spass, aber – Strategie First
- Trauen Sie keinem
Das Buch gab mir einige Lichtblicke bezüglich der Renditen und des Risikos während eines langen Anlagehorizontes, ausserdem wurden erfreulicherweise die Daten von europäischen und schweizerischen und nicht nur des U.S. Markt analysiert. Auf Grund des Erscheinungsdatums des Buches fehlt eine statistische Auswertung über die 6 letzten Jahre, dies währe sicherlich interessant. Für mich ist die 70:30 Regel ein bisschen eine Motivierung zu einem gefährlichen Spiel und zudem ein gewisser Widerspruch zum restlichen Inhalt des Buches. Sicherlich ist Indexing nicht sehr spannend und herausfordernd für einen Investmentprofi aber für den normalen Anleger kann die 70:30 Regel zur Falle werden. Die Aktie für eine langfristige Anlegestrategie nicht das riskante, sondern vielmehr rentabelste Vehikel darstellt ist die Kernaussage dieses Buches. Diese Lektüre kann ich als Ergänzung zu einem Portfoliobuch sehr empfehlen.